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Best-in-Class-Prinzip ergibt nicht immer grüne Fonds

Das Geschäft mit nachhaltiger Geldanlage ist ein Megatrend. Anleger können derzeit aus über 1.400 aktiv verwalteten Fonds auswählen, die auf Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) achten.

Zudem gibt es zahlreiche Indexfonds. Allerdings gilt: Wer die Wahl hat, hat auch die Qual – zumal nicht jeder Fonds oder ETF hält, was er verspricht. Doch nun setzt die EU mehr Transparenz durch.

Eine ordentliche Rendite erzielen und zugleich Umwelt und Gesellschaft zum Besseren verändern: Welcher vernünftige Anleger würde dies ablehnen? Kein Wunder, dass das Konzept der nachhaltigen Geldanlage bei Investoren schon bald hoch im Kurs stand. Das passte nicht jedem. Zuerst kritisierten die Traditionalisten im Fonds-Business, dass die Rendite von ESG-Fonds nicht mit dem Aktienmarkt mithalten könne. Das wurde inzwischen durch sauber erstellte Statistiken widerlegt. „Nachhaltig arbeitende Unternehmen verfolgen oft erfolgreichere Geschäftsmodelle und umgehen gewisse Risiken wie Umweltskandale“, sagt Andreas Enke von Geneon Vermögensmanagement in Hamburg.

Klares Konzept oder Marketing-Masche?

Im zweiten Schritt griffen die Gegner zur alten Volksweisheit „Wenn Du den Feind nicht schlagen kannst, schließe dich ihm an“. Manche Fonds- bzw. ETF-Anbieter verliehen ihren Produkten einen grünen Anstrich, ohne sie ernsthaft nach den Kriterien ESG auszurichten. So wurden im vergangenen Jahr laut dem deutschen Fondsverband 249 neue nachhaltige Fonds auf den Markt gebracht. Das waren so viele wie nie. Doch die Ratingagentur Morningstar erkannte in gut der Hälfte der Produkte alte Bekannte wieder: bestehende konventionelle Fonds, deren Anlagekonzept lediglich partiell angepasst wurde. „Mit diesem Greenwashing wollte sich wohl mancher Anbieter ein Stück vom stark wachsenden Nachhaltigkeits-Kuchen abschneiden“, erklärt Anton Vetter von BV&P Vermögen in Kempten.

EU verlangt jetzt: Karten auf den Tisch!

Damit dürfte es bald vorbei sein. Seit dem 10. März greift EU-weit die sogenannte Offenlegungs-Verordnung zu ESG. „Fondsgesellschaften müssen nun offenlegen, welche Nachhaltigkeitsfaktoren sie im Anlagekonzept berücksichtigen und welche Risiken damit potenziell verbunden sind“, erklärt Vermögensprofi Enke. Zu diesen Faktoren gehören Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange, die Achtung der Menschenrechte sowie die Bekämpfung von Korruption. Zudem werden Banken, Anlagevermittler und Vermögensverwalter vermutlich ab 2022 verpflichtet, ihre Kunden nach deren Nachhaltigkeitspräferenzen zu fragen und ihnen geeignete Produkte zu empfehlen. „Dies ist aber nur möglich, wenn feststeht, dass ein Produkt unter ESG-Gesichtspunkten eindeutig empfehlenswert ist“, so Anton Vetter. Allerdings wartet die Branche derzeit noch auf verbindliche Regeln, um die Produkte einzuordnen.

ETFs genügen Ansprüchen oft nicht

Anleger, die auf wirklich nachhaltige Produkte setzen wollen, müssen zum Glück nicht so lange warten. Schon jetzt genügt gesunder Menschenverstand, um eine Vorauswahl zu treffen. So verfahren viele Indexfonds, um ihre Gebühren niedrig zu halten, nach dem sogenannten Best-in-Class-Prinzip. Will heißen: „Die ETF-Anbieter wählen einen Börsenindex und filtern aus vielen Aktien die nach den ESG-Kriterien nachhaltigsten 25 oder 50 Prozent heraus“, erklärt Andreas Enke. Damit landen jedoch auch Branchen wie Kohle, Öl, Atomenergie, Rüstung oder Glücksspiel in den ETFs. Das ist zwar besser, als auch die ESG-Schlusslichter zu kaufen, dürfte aber meist nicht den Absichten der Käufer entsprechen. So bilanziert die Fachzeitschrift „Ecoreporter“ ihren jüngsten ETF-Test: Namenszusätze wie Sustainability, ESG oder Ähnliches führten diejenigen, die an wirklicher Nachhaltigkeit interessiert sind, oft in die Irre. Nur wenige ETFs würden sich an zweifellos nachhaltige Aktienindizes wie den Global Challenges Index binden.

Sind aktiv verwaltete Fonds besser?

Auch bei den aktiv verwalteten Aktien- und Mischfonds gibt es etliche Anbieter, die nach dem Best-in-Class-Prinzip arbeiten. Wer dies umgehen möchte, greift zu Fonds, die klare Ausschlusskriterien definieren und dies eindeutig kommunizieren. So investieren etliche Fondsanbieter nicht in Unternehmen, die ihr Geld mit Erdöl, Kohle, Atomenergie, Grüner Gentechnik oder Waffenproduktion verdienen. Von der Kaufliste gestrichen werden auch Firmen, die von Kinderarbeit oder menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen profitieren. „Anleger, für die ausschließlich solche Fonds in Frage kommen, sollten aber auch darauf achten, dass die langfristige Rendite stimmt“, sagt Anton Vetter. Dann hätten sie beim Investieren nicht nur ein gutes Gewissen, sondern auch ein gutes Gefühl beim Blick ins eigene Depot, so der Vermögensverwalter.