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„Bei den Zinsen könnte es eine Entspannung geben“

Seit Anfang 2022 haben die Notenbanken die Zinsen so aggressiv erhöht wie selten. Stefan Eberhardt von der e/r/w Vermögensmanagement GmbH erläutert, warum das nötig war und was nun folgt.

Welche Gründe rechtfertigen die starke Erhöhung der Zinsen in den zurückliegenden Monaten?

Es ist die wichtigste Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB), für Preisstabilität zu sorgen. Diese aber war durch den Anstieg der Inflation im vergangenen Jahr gefährdet und deshalb musste sie mit aggressiven Zinsschritten dagegen steuern. Höhere Zinsen wirken bremsend auf die Nachfrage der Verbraucher und der Unternehmen und das bremst, so die Theorie, die Wirtschaftstätigkeit und letztlich die Inflation ab.

Funktioniert dies auch in der Praxis?

Aus der Vergangenheit wissen wir, dass höhere Zinsen inflationsdämpfend sind. Es gibt nur einen Haken: Geldpolitische Maßnahmen wirken mit einer zeitlichen Verzögerung. Wann die höheren Zinsen die Inflation wirklich auf das gewünschte Niveau drücken und welche Maßnahme wie funktioniert, das lässt sich nicht exakt vorhersagen.  

Welche Risiken ergeben sich daraus?  

Mit dem Zins bremst die Notenbank letztlich die Nachfrage der Konsumenten und der Unternehmen und die Wirtschaftstätigkeit. Es besteht deshalb immer die Gefahr, dass eine Notenbank zu wenig oder zu viel macht. Beides ist schlecht für das langfristige Wirtschaftswachstum.

Hier ist von Soft und Hard Landing die Rede. Was versteht man darunter?

Wenn die Zinserhöhungen so stark wirken, dass wir in eine Rezession rutschen, dann wäre das eine harte Landung. Bei einer weichen Landung würde die Inflation auf das angestrebte Niveau von rund zwei Prozent zurückgehen, während sich das Wirtschaftswachstum nur etwas verlangsamt.

Was ist zu erwarten?

Es gibt eine Vielzahl an Faktoren, die auf die Inflation Einfluss haben. Wie es weitergeht, ist deshalb schwer prognostizierbar. Ich bin aber gar nicht so pessimistisch. So ist der Arbeitsmarkt trotz der gestiegenen Zinsen sehr stabil und wenn die Inflation noch weiter fällt, könnte sich sogar eine Entspannung bei der Zinsentwicklung abzeichnen. Das wäre dann ein sehr gutes Umfeld für die Kapitalmärkte in den kommenden Jahren.