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Attraktive Aktien – gibt es auch in Baden-Württemberg

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Alexander Späth, Leiter Portfoliomanagement und Research bei der KIDRON Vermögensverwaltung GmbH aus Stuttgart, findet interessante Investmentziele oft direkt vor der eigenen Haustür. Das sei kein Zufall, meint er im Interview.

Baden-Württemberg gilt als das führende Bundesland, wenn es um Hidden-Champions und Weltmarktführer geht. Woran liegt das?

In Baden-Württemberg gibt es schon seit Jahren enge Kooperationen zwischen der Wirtschaft und den Hochschulen. Es entstehen immer wieder forschungsfreundliche Cluster auch außerhalb der Landeshauptstadt Stuttgart. Zum Beispiel in Karlsruhe, Ulm oder Heilbronn, die von der Politik gefördert werden. Das schafft insgesamt ein innovationsfreundliches Umfeld. Es führt dann letzten Endes auch dazu, dass sich Start-Ups gerne dort ansiedeln, wo sie ihren Ursprung haben. Das macht Baden-Württemberg wiederum für begehrte Fachkräfte zu einem attraktiven Lebensmittelpunkt. Hinzu kommt auch die trotz der Nachteile eines Flächenbundeslands vergleichsweise gut ausgebaute Infrastruktur und die voranschreitende digitale Vernetzung.

Welchen Anteil sollten solche heimischen Stars in einem gut ausbalancierten Depot haben?

Die Streuung von Risiken ist sicher ein guter Grundsatz bei Investitionen. Deswegen ist es richtig, nicht ausschließlich nur auf heimischem Boden aktive Unternehmen zu setzen, um kein Klumpenrisiko einzugehen. In erster Linie suchen wir aber nach qualitativ hochwertigen Investmentzielen, mit einer gesunden Bilanz und einem zukunftsfähigen Geschäftsmodell, die günstig bewertet sind und Wachstumsmöglichkeiten wahrnehmen können. Hier bieten sich gerade einige langfristig attraktive Chancen mit Firmensitz direkt vor der Haustür an. Ob das wirklich ein gemeinsames Risiko ist, hängt weniger von der Postanschrift ab, sondern davon, wo diese Unternehmen ihre Märkte haben, das ist Teil einer genauen Analyse.

Lage ist besser als die Stimmung

Die Wirtschaftsentwicklung ist hierzulande nicht gerade weltmeisterlich, warum könnten deutsche Aktienwerte trotzdem potenzielle Depot-Champions sein?

Tatsächlich ist die Stimmung in Deutschland gerade nicht gut und manche Zahlen zum Beispiel aus der Industrie bieten keinen Anlass zur Freude. Aber so ein Umfeld muss für Investoren nicht unbedingt von Nachteil sein. Gute Unternehmen bekommen Sie nicht zu günstigen Preisen, wenn allseits Sonnenscheinstimmung herrscht, sondern eher, wenn Regenwetter erwartet wird und es auch mal stürmt. Einige dieser Aktienwerte haben nicht zuletzt aufgrund der schwachen Aktienkursentwicklung vorwärtsgerichtet eine vergleichsweise anspruchslose Bewertung. Je nach wirtschaftlicher Entwicklung könnte hier interessantes Potenzial liegen.

Was ist derzeit die größte hausgemachte Bedrohung für deutsche Unternehmen?

Der immer weiter zunehmende Aufwand, um regulatorische Vorgaben zu erfüllen, belastet viele mittlere, aber gerade auch kleinere Unternehmen. Oft dienen heute Neueinstellungen gar nicht mehr dazu, mehr Umsatz zu erzielen, sondern die händeringend gesuchten Fachkräfte werden dazu eingesetzt, den Verwaltungsaufwand für neue Vorgaben zu bewältigen. Dieser Bürokratie-Wahnsinn ist natürlich auf Dauer schädlich für Investitionen in unserem Land.

Globale Risiken mit Folgen für deutsche Unternehmen

Was könnte die heimische Wirtschaft global betrachtet noch belasten?

Viele unserer Mittelständler machen gute Geschäfte mit den USA und China. Sollte sich hier der Handelskonflikt ausweiten oder sogar Schlimmeres entwickeln, wäre das sicher eine Belastung. Auch die nicht mehr so unwahrscheinliche erneute Wahl Donald Trumps zum amerikanischen Präsidenten könnte den transatlantischen Handel etwa durch neue Zölle beschränken. Das würden sicherlich auch Unternehmen, die in Deutschland produzieren und in die USA exportieren, zu spüren bekommen.

Was spricht trotzdem für unsere Unternehmen?

Die Stimmung ist vielleicht derzeit nicht die beste, aber wir sollten auch nicht alles schlecht reden. Wir sind in vielen Bereichen Weltmarktführer und oft sind deutsche Produkte oder Maschinen aus den globalen Produktionsketten praktisch nicht weg zu denken. Gerade in Baden-Württemberg sitzen viele Unternehmen, ohne deren Komponenten, Produkte oder Knowhow es auf der ganzen Welt in vielen Bereichen nicht rund laufen würde, weil sie nicht einfach ersetzt werden können. Diesen Vorsprung sollten wir nicht klein reden, sondern eher daran arbeiten, ihn wieder auszubauen.