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Wertschöpfungsabgabe hätte Gewinner und Verlierer

Der Maschinenbau, das Baugewerbe, der Bereich elektrische Ausrüstungen, die chemische Industrie und nicht zuletzt der öffentliche Sektor würden profitieren, wenn der Arbeitgeberbeitrag zur Finanzierung der Sozialversicherungen nicht allein von der Lohnsumme, sondern von der gesamten Wertschöpfung im Unternehmen abhinge.

Das geht aus der jüngsten Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hervor.

Diese Auswirkungen auf die einzelnen Branchen hat das Handelsblatt Research Institute (HRI) ermittelt, das im Auftrage des DIA Simulationsrechnungen für eine alternative Finanzierung der Sozialversicherungen in Deutschland vorgenommen hat. Ausgangspunkt und Motivation für diese Untersuchungen war der Befund, dass in den meisten Industrieländern die gesamtwirtschaftliche Lohnquote zurückgeht.

Wo es Gewinner gibt, sind auch Verlierer zu erwarten. Bei den Berechnungen war schließlich unterstellt worden, dass das Finanzaufkommen für die Sozialversicherungen gleichbleibt. Zu den Verliererbranchen dieser Umstellung würden vor allem kapitalintensive Sektoren wie die Landwirtschaft,  das Grundstücks- und Wohnungswesen sowie die Energiebranche zählen. Lohnintensive Branchen erfahren durch die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe eine Entlastung, kapitalintensive Sektoren werden dagegen stärker belastet.

Beschäftigungsschock in den ersten Jahren

In den ersten Jahren der Umstellung käme es bei der Beschäftigung allerdings in den meisten Branchen zu einer Art „Schock“, auch in den lohnintensiven. Die Beschäftigung ginge in der Anfangsphase der Umstellung zurück. Diese „Schockverluste“ werden im Zeitablauf aber geringer. Später führt zusätzliche Beschäftigung, vor allem in den lohnintensiven Branchen, zu einer Überkompensation der Rückgänge. Der Beschäftigungsrückgang im Energiesektor, im Grundstücks- und Wohnungswesen sowie in der Land- und Forstwirtschaft ist am größten und nachhaltigsten. „Dies ist nicht verwunderlich“, schreiben die Studienautoren, „da diese Sektoren insgesamt sehr kapitalintensiv sind, belastet die Umstellung sie überproportional.“

Staat könnte mit Ersparnis stimulieren

Da der Staat als Arbeitgeber ein wesentlicher Nutznießer der Umstellung wäre, enthält die Studie noch ein weiteres Szenario. Darin gehen die Autoren davon aus, dass der Staat seinen Konsum um 45 Prozent seiner Ersparnis ausweitet. Er könnte seinen Bedarf an zusätzlichem Personal damit relativ kostengünstig decken. Ohne die Ausgabenlast zu erhöhen, könnten Personallücken, zum Beispiel im Bildungsbereich, geschlossen werden. Die gesamtwirtschaftliche Erwerbstätigkeit würde dadurch erheblich weniger abnehmen als in den anderen Szenarien. Der Staat könnte also mit einem Teil seiner Einsparungen wachstums- und beschäftigungsstimulierend einwirken.

Das wäre vor allem dann von Bedeutung, wenn im Zuge des zu erwartenden Strukturwandels im Zusammenhang mit der Digitalisierung und Automatisierung signifikante Beschäftigungsverluste entstehen. In diesem Fall wären wertschöpfungsbasierte Arbeitgeberanteile eine Option, um auf Beschäftigungsverluste im Zusammenhang mit der digitalen Transformation zu reagieren, stellen die Studienautoren fest.