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Rente beginnt, Erwerbstätigkeit geht weiter

Wenn über die vermeintlich anwachsende Altersarmut in Deutschland diskutiert wird, dient als Beleg häufig auch die steigende Zahl Erwerbstätiger über 65 Jahren. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Erwerbstätigen in dieser Altersgruppe tatsächlich deutlich angestiegen.

Dieser Zuwachs wird vor allem in der linken politischen Ecke auf die Absenkung des Rentenniveaus zurückgeführt. Da mit den Rentenreformen von 2001 bis 2005 das Rentenniveau spürbar abgesenkt worden ist, seien viele Ältere wegen der geringeren Einkommen dazu gezwungen, auch nach dem Rentenbeginn Geld zu verdienen.

Allerdings sagt eine steigende Erwerbsquote älterer Menschen wenig über das propagierte Versagen der sozialen Sicherungssysteme aus. Bislang fehlten jedoch belastbare Aussagen über die Motive und Gründe, die Menschen bewegen, auch im Rentenalter weiter zu arbeiten. Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) ging daher dieser Frage nach und wertete dazu einen repräsentativen Datensatz des Sozio-oekonomischen Panels des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) aus. Diese Analyse lieferte interessante Einsichten und trägt zur Versachlichung der oftmals ziemlich emotional geführten Diskussion bei.

Drohende Altersarmut ist kein Treiber für Weiterbeschäftigung

Seit 1995 ist der Anteil der erwerbstätigen Ruheständler deutlich gestiegen und erreichte im Jahr 2012 ein neues Allzeithoch. Wenngleich die Erwerbsbeteiligungsquote insgesamt noch relativ gering ist, lassen sich doch deutliche Unterschiede in den Faktoren feststellen, die die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit begünstigen. So spielt das (Haushalts-)Renteneinkommen bzw. das Haushaltsvermögen zwar eine bedeutende Rolle bei der Frage, ob eine Erwerbstätigkeit trotz Ruhestand ausgeübt wird, jedoch nicht in der vielleicht öffentlich erwarteten Richtung. Die sich aus der deskriptiven Analyse ergebenden Zusammenhänge legen nicht den Schluss nahe, dass primär diejenigen Menschen einer Erwerbstätigkeit nachgehen, die sich in einer besonders prekären Einkommens- bzw. Vermögenssituation befinden. Demnach dürfte auch das Argument, dass eine drohende Altersarmut die Menschen in die Erwerbstätigkeit drängt, an Gewicht verlieren. Die Analysen der beiden Studienautoren zeigen klar und konsistent, dass
Menschen mit einem hohen gesetzlichen Renteneinkommen bzw. einem relativ hohen Vermögen verstärkt am Arbeitsmarkt anzutreffen sind.


Erwerbstätigkeit in Abhängigkeit vom Einkommen aus der gesetzlichen Rentenversicherung


Die Autoren weisen allerdings einschränkend darauf hin, dass es sich bei der vorliegenden Analyse um eine Betrachtung der Zusammenhänge im Zeitraum 1995 bis 2012 handelt. Zukünftige Entwicklungen eines sinkenden Rentenniveaus, lückenhafter Erwerbsbiografien und daraus resultierend geringeren Entgeltpunkten in der gesetzlichen Rentenversicherung, kombiniert mit einer Zunahme der Beschäftigung im Niedriglohnsektor könnten das Bild der Erwerbstätigkeit im Rentenalter in der Zukunft verändern.

Hoher Anteil von Selbstständigen und Freiberuflern

Mit Hilfe einer ökonometrischen Schätzung ermitteln die Autoren, mit welcher Wahrscheinlichkeit verschiedene Faktoren die Erwerbstätigkeit im Rentenalter beeinflussen. So haben Einkommen und Vermögen Anteil an der Motivation zur Erwerbstätigkeit, jedoch weder als alleiniger noch als einer der Haupteinflussfaktoren. Es wird deutlich, dass vor allem Männer, Westdeutsche und Personen mit einer früheren Teilzeitanstellung auch im Ruhestand erwerbstätig sind. Einen weiteren, aber mit dem vorliegenden Datensatz empirisch nicht zu testenden hohen Anteil machen Selbstständige, mithelfende Familienangehörige und Freiberufler aus. Dies deutet darauf hin, dass neben den monetären Anreizen vor allem die Bedürfnisbefriedigung im sozialen bzw. persönlichen Bereich bei der Erwerbstätigkeit im Rentenalter im Fokus steht, da es (Neu-)Rentnern unter Umständen nicht leichtfällt, aus dem Erwerbsleben auszuscheiden.


Vor allem Selbstständige arbeiten im Rentenalter weiter in Vollzeit


In der Erwerbsform „Selbständigkeit“ findet sich zudem der größte Anteil an Personen, die trotz Bezugs einer gesetzlichen Rente weiterhin einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Bei mitarbeitenden Familienangehörigen und bei abhängig Beschäftigten dominiert dagegen die geringfügige Beschäftigung, gefolgt von Teilzeitbeschäftigung.