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Hat die gesetzliche Rente eine Rendite?

Wie die gesetzliche Rente im Hinblick auf die Rendite der geleisteten Beiträge abschneidet, bedarf einer komplexen Betrachtung. Zwei Mathematiker haben unlängst Berechnungen dazu vorgelegt.

Die Frage, welche Rendite die Einzahlungen in die gesetzliche Rente erzielen, ist nicht so leicht zu beantworten.

Im eigentlichen Sinne erwirtschaften diese Beiträge keine Rendite, sondern die Rente wird aus der Umlage der aktuellen Beiträge (plus Steuerzuschüsse) gespeist. Somit findet – im Gegensatz zur privaten Altersvorsorge – auch kein langfristiger Ansparprozess statt.

Die beiden Mathematiker Werner Siepe und Friedmar Fischer haben dennoch einen Ansatz entwickelt, der auf Originalfallbeispielen beruht. Es handelt sich also nicht um fiktive Musterfälle. Dafür wurden Rentenbescheide aus den Jahren 2007 bis 2020 von Bestands- und Neurentnern für die Jahrgänge 1942 bis 1954 analysiert. Die Ergebnisse veröffentlichten beide unlängst in der Zeitschrift „Die Rentenversicherung“. Ihre Berechnung orientierte sich an Größen, die auch die Deutsche Rentenversicherung verwendet. Demzufolge werden rund 20 Prozent der monatlichen Rentenzahlungen für rentennahe Leistungen abgezogen. Dazu zählen etwa Reha-Leistungen, Hinterbliebenen- oder Erwerbsminderungsrenten. Der verbleibende Restbetrag umfasst also 80 Prozent der monatlichen Renteneinzahlung.

Lange Bezugsdauer führt zu lohnenswertem Ergebnis

Diese Berechnungen haben ergeben, dass sich Einzahlungen in die gesetzliche Rentenkasse aus einer solchen Renditesicht durchaus lohnen. Zumindest für den Fall, dass ein Rentenbezieher ein gewisses Lebensalter erreicht und somit eine entsprechende Rentenbezugsdauer verzeichnet. Je nach Einzelberechnung kommen die Wissenschaftler auf eine jährliche Rendite zwischen drei und 3,6 Prozent bei Rentnern und zwischen 3,5 und 4,2 Prozent bei Rentnerinnen. Da in Deutschland rund 90 Prozent der Rentner und Rentnerinnen gesetzlich krankenversichert sind, wurden in einem weiteren Schritt auch die entsprechenden Beiträge für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung in Höhe von rund elf Prozent berücksichtigt. Doch auch mit diesem Abzug bleibt die Rendite im Plus. So wurde für Männer dann eine Rendite zwischen 2,3 bis 3,1 Prozent und für Frauen zwischen 2,9 bis 3,6 Prozent ermittelt.

Frauen profitieren von längerer Lebensdauer

Die höhere Rendite der Frauen ergibt sich aus deren längeren Lebensdauer und damit längeren Rentenbezugszeit. Ebenso können (vor allem) Frauen von höheren Renditen profitieren, wenn sie für Kinder oder die Pflege von Angehörigen zusätzliche Anrechnungszeiten bekommen. Das zeigen auch im November 2020 vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlichte Berechnungen. Dabei kamen die DIW-Experten beispielsweise für Mütter des Geburtsjahrgangs 1980 mit zwei Kindern auf mehr als vier Prozent jährliche Rendite.   

Jüngere Jahrgänge schlechter gestellt

Doch langfristig müssen künftige Rentenbezieher eher von einer sinkenden Rendite ausgehen. Dazu schreiben die beiden Wissenschaftler: „Je jünger, desto geringer die Rendite der gesetzlichen Rente.“ Sie sprechen gar von einem „Gesetz der sinkenden Rentenrendite“. So werden Neuversicherte, die zu den Geburtsjahrgängen ab 1990 gehören und 2021 erstmalig Beiträge zur gesetzlichen Rente leisten, lediglich noch auf eine Rendite von 2,1 Prozent (Frauen) und 1,8 Prozent (Männer) kommen. Maßgeblich dafür seien angesichts der demografischen Entwicklung absehbar steigende Rentenbeiträge. Aber auch der ab dem Jahr 2025 anstehende Renteneintritt der Babyboomer und damit einhergehend ein langfristig sinkendes Rentenniveau dürfte sich auf die Rendite für kommende Generationen auswirken.

Für ihre Berechnungen unterstellten die Autoren verschiedene Grundannahmen, darunter eine jährliche Rentensteigerung von durchschnittlich zwei Prozent. Ein Wert, der derzeit auch (noch) im Alterssicherungsbericht der Bundesregierung verwendet wird. Ob dieses kontinuierliche Steigerungsszenario allerdings langfristig realistisch bleibt, ist zumindest fraglich.