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Warum Frauen besser mit Geld umgehen

Männer verdienen mehr, Frauen sparen mehr. Auf diese Formel brachte unlängst die Neobank N26 die Ergebnisse einer europaweiten Auswertung von Kundendaten. Zugleich holte sich die Bank wissenschaftlichen Beistand für die Erklärung dieses Phänomens.

Im Rahmen ihrer Studie zum Spar- und Konsumverhalten analysierte die mobile Bank die Nutzerdaten von Januar bis Dezember 2021 in den vier größten europäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien). Dabei kamen erhebliche Unterschiede im Sparverhalten von Frauen und Männern ans Tageslicht.

Der Analyse zufolge, die sich allerdings nur auf die Kunden der Bank erstreckte, verdienen Männer pro Monat im Durchschnitt 30 Prozent mehr. Trotzdem sind Frauen die besseren Sparer. Sowohl in der absoluten Sparsumme als auch in Bezug auf den Einkommensanteil, den sie sparen. Während Männer nur 16 Prozent ihres monatlichen Einkommens sparen, legen Frauen 22 Prozent auf die Seite, obwohl sie weniger verdienen.

Besonders sichtbar ist die Sparlücke bei den jüngeren Altersgruppen. Frauen zwischen 18 und 19 Jahren sparen 52,16 Euro (50 Prozent) mehr als Männer im selben Alter bei ungefähr gleichem Einkommen. Frauen im Alter von 20 bis 24 Jahren sparen 40,38 Euro (50 Prozent) mehr als Männer in dem Alter, trotz 155,20 Euro (20 Prozent) geringerem Monatseinkommen. Schließlich sparen die 30- bis 34-jährigen Frauen im Durchschnitt 75,96 Euro (32 Prozent) mehr als ihre männlichen Kollegen, obwohl ihr Monatseinkommen satte 368,42 Euro (26 Prozent) geringer ist.

Geschlecht spielt beim Sparen eine Rolle

Nach Einschätzung der Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Mira Fauth-Bühler, Professorin für Wirtschaftspsychologie und Neuroökonomie an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Stuttgart, spielt das Geschlecht eine Rolle, ob und wie Sparer ihre Ziele erreichen. “In Untersuchungen wurde festgestellt, dass das Kontrollsystem im Gehirn von Frauen größer ist als bei Männern.” Sie deutet an, dass das weibliche Gehirn “risikoreiches und impulsives Verhalten” – zum Beispiel hochriskante, spekulative Investments oder Kontoüberziehungen – “vermutlich besser unterdrücken kann”. Allerdings, so die Professorin, verändern sich die Geschlechterrollen kontinuierlich. Gleichzeitig ist jedes Verhalten auch immer auf genetische Veranlagung sowie gesellschaftliche und äußere Einflüsse zurückzuführen.

Verführerische Impulse

Eigentlich sei das menschliche Gehirn ursprünglich nicht zum Sparen oder Investieren oder für kluge finanzielle Entscheidungen geeignet, meint die Neurologin. „Evolutionär haben wir uns dieses Verhalten antrainiert.“ Unser Gehirn habe sich entsprechend weiterentwickelt. So sei eine relativ junge Region hinter unserer Stirn entstanden, die als Vorderhin bezeichnet wird und als Kontrollsystem fungiert. Fauth-Bühler bezeichnet dieses Kontrollsystem bildhaft als CEO. Es befähige Menschen, langfristige Ziele zu erreichen und Impulse zu überwinden, die ein anderer Teil des Gehirns, das Belohnungssystem, auslöst. Diese Region ist auf kurzfristige Anreize programmiert und löst starke Impulse aus, die das menschliche Verhalten beeinflusssen.


Die Studie basiert auf der Analyse der aggregierten und anonymisierten Ausgabe- und Spardaten. „Ausgabedaten“ sind definiert als Geldüberweisungen, die von den Hauptbankkonten der Umfrageteilnehmer abgehen. Als „Spardaten“ gilt Geld, das in den Spaces der Umfrageteilnehmer sowie auf den Haupttkonten gespart wird.