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Nießbrauchdepots mit Weitblick nutzen

Steuern

René Niemann, Vermögensnachfolgeexperte bei der Münchner V-Bank, erklärt im Interview, wie sich selbst größere Vermögen bei rechtzeitiger Planung steuerlich günstig übertragen lassen und warum das nicht nur ein Mittel für Superreiche ist.

Lohnen sich Nießbrauchdepots nur für junge Millionäre?

Tatsächlich ist der Steuerspareffekt am größten, wenn die Übertragung zu einem frühen Zeitpunkt erfolgt, bei der die statistische Lebenserwartung noch viele Jahre verspricht. Der Schenkende behält sich ja die Nutzung der Erträge wie Dividenden oder Zinsen vor. Je länger er diese laut Statistik nutzt, desto stärker sinkt der steuerliche Wert des übertragenen Vermögens. Werden die sich alle zehn Jahre erneuernden Freibeträge frühzeitig wiederholt genutzt, können so mehrere Millionen Euro etwa an eigene Kinder ohne Zahlungen an das Finanzamt übertragen werden.

Was bringt das zum Beispiel einer Großmutter mit 81 Jahren?

Hat sie einen Sohn und einen Enkel, haben diese zusammen eigentlich nur einen persönlichen Freibetrag von 600.000 Euro. Überträgt sie aber 900.000 Euro an die beiden und behält sich den Nießbrauch der angenommenen Erträge von fünf Prozent im Jahr vor, kann auch das steuerfrei sein. Trotz des relativ hohen Alters entspricht dieser Vorbehalt einem Kapitalwert von 316.980 Euro. Wenn sie noch mindestens drei Jahre lebt, läge der Übertragungswert mit 583.020 Euro damit unter der Summe der persönlichen Freibeträge. Seine Übertragung bleibt steuerfrei.

Spielraum bei geringen Freibeträgen

Welchen Vorteil bietet der Nießbrauch bei kleineren Beträgen?

Gerade bei entfernteren Verwandten, unverheirateten Lebenspartnern oder Freunden ist die Freibetragsgrenze von 20.000 Euro schnell erreicht. Da kann der frühzeitige Einsatz eines Nießbrauchdepots zusätzlichen Spielraum bringen. Darüber hinaus kann es Hinterbliebene gerade in der ersten Trauerzeit vor gar nicht so seltenen Finanzlücken schützen. Bis ein Erbe geregelt ist, ist der Zugriff auf viele Gelder oft gar nicht oder nur sehr beschränkt möglich. Bei einem Nießbrauchdepot ist das anders. Die Einschränkungen enden mit dem Tod des Nießbrauchnehmers. Der Depotinhaber kann ab diesem Zeitpunkt frei darüber verfügen.

Wie läuft die Einrichtung eines Nießbrauchdepots ab?

In unserem Fall spricht der Kunde mit seinem Vermögensverwalter über eine vorteilhafte Generationenplanung und die Option von Nießbrauchdepots. Nach Rücksprache mit dem Steuerberater entwirft ein Fachanwalt einen Nießbrauchvertrag. Das Wertpapiervermögen in einem bestehenden Depot wird übertragen, während die Erträge weiter an den Schenkenden gehen. Oft gehört auch die Festlegung dazu, dass die Verwaltung des Vermögens in bewährten Händen bleibt.

Wann macht solch eine Konstruktion keinen Sinn?

Nießbrauchdepots sind kein Werkzeug, um die Nachfolge in letzter Minute zu regeln. Aber für eine weitblickende Nachfolgeplanung sind sie ein sehr gutes Mittel, um Vermögen steuergünstig weiterzugeben, die Erträge weiter zu genießen und die Beschenkten an die mit dem Kapital verbundene Verantwortung heranzuführen.