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Inflation traf Rentner nicht stärker

Die Kaufkraft von Rentnern der gesetzlichen Rentenversicherung sank in den vergangenen Jahren nicht stärker als bei anderen Haushalten. Darauf machen Wissenschaftler des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) aufmerksam.

Als die Inflation in den beiden zurückliegenden Jahren auf ihrem Höhepunkt war, entspann sich deutschlandweit eine Diskussion darüber, dass bei den Entlastungsmaßnahmen zunächst die Rentner außen vor blieben. Das korrigierte die Politik nach den ersten Versuchen, die Kritik abzuwiegeln, zum Teil später. Offen blieb allerdings die Frage, ob Rentner vielleicht sogar stärker von der Inflation betroffen sind. Da ihre Einkünfte vergleichsweise niedriger sind, geben sie mehr Geld für das tägliche Leben aus. Das führt, ähnlich wie bei den Arbeitnehmern mit niedrigen Gehältern, zu einer höheren Inflationsbelastung.

Nun liegen Ergebnisse einer Untersuchung zu den Inflationsbelastungen von Rentnerhaushalten des IW Köln vor, die vom Forschungsnetzwerk Alterssicherung unterstützt wurde. Das sind die Kernaussagen: Gesetzlich versicherte Rentnerhaushalte waren im Durchschnitt nicht stärker von der Inflation belastet als andere Haushaltsgruppen. Seit 2018 sank die Kaufkraft der GRV-Rentner um 1,7 Prozent, bei anderen Haushalten ging sie um 2,2 Prozent zurück.

Vor allem im ersten Jahr der Coronapandemie waren GRV-Rentner weniger stark von Einkommenseinbußen betroffen. So konnten Selbständige kein Geld verdienen. Viele Beschäftigte hatten aufgrund von Kurzarbeit weniger Geld in der Tasche. Rentnerhaushalte hingegen bekamen weiterhin ihre Rentenzahlung, die immer noch die wichtigste Einkommensquelle im Alter ist.

Hohe Lebensmittelpreise belasteten untere Einkommen

Als Folge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stiegen 2022 die Preise für Energie, Verkehr und Nahrungsmittel erheblich. Die erhöhten Energiekosten belasteten zwar die Rentnerhaushalte besonders stark, doch da sie seltener ein Auto fahren und daher weniger tanken müssen als andere Haushalte, glich sich die Gesamtbelastung höherer Preise im Jahresdurchschnitt 2022 aus und war nicht höher als für andere Haushalte.

Auch 2023 waren Rentnerhaushalte insgesamt nicht stärker von der Inflation betroffen als andere. Der Unterschied zu den Jahren davor: Die Inflationsrate von 5,9 Prozent wurde im vergangenen Jahr maßgeblich durch höhere Lebensmittelpreise getrieben. Das traf vor allem Haushalte mit geringem Einkommen, da sie einen größeren Teil für Nahrungsmittel ausgeben. So fehlten den unteren 20 Prozent der Rentner im Jahr 2023 durchschnittlich 324 Euro, um sich die gleichen Waren und Dienstleistungen wie im Jahr 2018 leisten zu können. Mögliche Anpassungen im Konsumverhalten blieben unberücksichtigt.

Zielgenaue Entlastung half

„Rentner sind ähnlich stark von der hohen Inflation betroffen gewesen wie sonstige Haushalte in der Bevölkerung“, stellt IW-Ökonom und Studienautor Maximilian Stockhausen fest. Insbesondere die einkommensschwachen Haushalte, wozu auch ein Teil der Rentnerhaushalte gehört, waren durch die hohen Lebensmittelpreise im letzten Jahr noch besonders belastet. Zielgenaue Entlastungen einkommensschwacher Haushalte wie durch die Wohngeld-Plus-Reform 2023 waren daher richtig. Weil die Inflation seit Monaten sinkt, seien keine weiteren Entlastungen notwendig.


Wie Haushalte auf die Inflation in den Jahren 2022 und 2023 beim Konsum, Sparen und Wohnen reagierten, zeigt auch die DIA-Studie „Wenn der Euro an Wert verliert“.