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Unsere WM-Gegner im Rentencheck: Frankreich

Die Herausforderungen steigen mit jeder Runde. Nicht nur auf dem Fußballfeld zählen Frankreich und Deutschland zu den großen europäischen Nationen.

Auch wirtschaftlich sind beide in Europa gut aufgestellt und bemühen sich mit Reformen, ihre Rentensysteme auf eine tragfähigere Basis zu stellen. Das DIA hat den  WM-Gegner Frankreich einem Rentencheck unterzogen.

Frankreich gehört mit einer Bevölkerung von rund 66 Millionen und als Gründungsstaat der Europäischen Union zu den großen Wirtschaftsmächten der Welt. Mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Höhe von 2,74 Billionen USD sowie einem jährlichen Durchschnittseinkommen von ca. 36.700 Euro liegt es in wichtigen Kriterien über vergleichbaren OECD-Indikatoren. Doch auch die öffentlichen Rentenausgaben verzeichnen mit 13,7 Prozent des BIP einen deutlich höheren Wert als der OECD-Durchschnitt (7,8 Prozent).

Seit 2010 etliche Reformen angeschoben

Wegen der damit verbundenen Lasten und wegen eines insgesamt defizitären Rentensystems wurden seit dem Jahr 2010 etliche Reformvorhaben angestrengt, um die gesetzliche Rente in Frankreich zukunftsfest zu machen. So werden seitdem zum Beispiel die Mindestbeitragszeit (von 40 auf 41,5 Jahre) und das Renteneintrittsalter (von 60 auf 62 Jahre bzw. für die Vollrente von 65 auf 67 Jahre) schrittweise angehoben. Zudem sollen die Rentenbeiträge bis zum Jahr 2017 um insgesamt 0,3 Prozentpunkte steigen. All dies dient dem Ziel, die öffentlichen Rentenkassen langfristig zu entlasten und die Rentenversorgung auf die demografischen Herausforderungen einer alternden Gesellschaft vorzubereiten.

Höhere Geburtenrate, höhere Lebenserwartung

Die Franzosen leben in punkto Rente und Ruhestand etwas komfortabler als die Deutschen und haben auch mehr von der Rente. Lebenserwartung und Geburtenrate sind etwas höher als bei uns. Die Anzahl der Beitragsjahre für eine vollständig ausgezahlte Rente beträgt in Frankreich 41,5 Jahre. Werden die erfüllt, können Franzosen auch früher in ihren Ruhestand gehen (ab 62 Jahren). Vor allem jedoch ist das relative Nettorentenniveau der Medianverdiener mit 59,4 Prozent vom durchschnittlichen Nettoarbeitsentgelt höher als in Deutschland. Doch ein kleiner Vorteil bleibt uns erhalten: Für jedes Jahr, das wir früher in Rente gehen, werden bei uns 3,6 Prozent Abschlag fällig, bei den Franzosen hingegen fünf Prozent.

Verpflichtung zum Abschluss einer Zusatzrente

Das Rentensystem Frankreichs wird von zwei obligatorischen Säulen getragen; zum einen der verdienstabhängigen Rente und zum anderen einer betrieblichen Vorsorge. Letztere beruht auf einem ausgeklügelten Punktesystem und könnte besonders in der hierzulande herrschenden Diskussion über betriebliche Pflichtrentenmodelle (Stichwort: Opting-out) einen genaueren Blick wert sein. Außerdem gibt es in Frankreich die Verpflichtung, eine Zusatzrente abzuschließen. Selbstständige sowie Angehörige der freien Berufe müssen Mitglied der staatlichen Rentenversicherung werden. Zusätzlich dienen eine bedürftigkeitsunabhängige Mindestrente (mit einem sogenannten Beitragsprimat) sowie ein soziales Mindesteinkommen für Ältere der sozialen Absicherung.

In der obligatorischen betrieblichen Altersvorsorge (für den privaten Sektor und die Landwirtschaft) erwerben die Einzahler während der Berufstätigkeit mit ihren Beiträgen Entgeltpunkte, die später bei Renteneintritt in eine Rentenleistung umgerechnet werden. Der Wert dieser Entgeltpunkte beziehungsweise dessen Anpassung wird in Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern festgelegt und orientiert sich an der Lohn- und Preisentwicklung. Verwaltet werden die Beiträge und Auszahlungen von einem speziellen Altersversorgungssystem (ARRCO). Auch im betrieblichen Altersvorsorgesystem ist ein vorzeitiger Renteneintritt möglich, oft allerdings auch nur unter Inkaufnahme von Abschlägen.


Alle Zahlenangaben gelten für das Jahr 2102, Quelle:  „Renten auf einen Blick 2013: OECD- und G20-Länder“