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Taugt das Haus auf dem Lande noch als Altersvorsorge?

Durch Bevölkerungsschrumpfung wird in einigen Regionen die Immobilie als Altersvorsorge zunehmend infrage gestellt. Diese Auffassung vertritt Prof. Dr. Rolf G. Heinze von der Ruhr-Universität Bochum und fordert mehr Unterstützung für ländliche Räume im demografischen Umbruch.

Durch die sehr unterschiedliche räumliche Entwicklung in Deutschland gebe es mittlerweile Gegenden, in denen die eigene Immobilie das vernünftige Auskommen im Alter eher behindere, statt es zu unterstützen.

In den strukturschwachen ländlichen Räumen mit hoher Alterung und Abwanderungen der jungen Bevölkerung findet ein Rückbau daseinsversorgender Infrastrukturen statt. Das wirft für ältere Menschen, die gern in der Region bleiben möchten, erhebliche Versorgungsprobleme auf. Die Versorgungsstrukturen entwickeln sich zugleich zu einem wesentlichen Kriterium für den Wert der Immobilie.

„Ein Verkauf oder eine Vermietung und dann ein Umzug in besser versorgte Gemeinden ist häufig nicht möglich, weil die Immobilienpreise  gesunken sind. Die Option des altengerechten Umbaus ist auch mit Kosten verbunden, so dass einkommensschwache Haushalte oft in ihrem unsanierten und barrierebehafteten Wohneigentum gefangen sind“, schildert Heinze die Problemlage. Ungeachtet dessen wollen viele Ältere diesen Schritt auch gar nicht gehen.

„Viele 65- bis 85-Jährige wohnen schon sehr lange im gleichen Wohnumfeld. Fast ein Drittel lebt mehr als 40 Jahre an einem Ort. In fast 80 Prozent der Fälle sind über 50-Jährige das letzte Mal vor mehr als zehn Jahren umgezogen.“ Wenig überraschend sei, dass Wohneigentümer noch sehr viel seltener umziehen als Mieter: Während 60 Prozent der ab 50-jährigen Mieter vor mehr als zehn Jahren das letzte Mal umgezogen sind, trifft dies auf über 90 Prozent der Wohneigentümer zu.

Aufbau neuer Sorgestrukturen

Gerade in ländlichen Regionen zeige sich die Bedeutung des Wohnumfeldes und der eigenen vier Wände für die Identität eines Menschen sowie sein Bedürfnis nach Kontinuität. Deshalb müssen vor Ort neue Sorgestrukturen aufgebaut bzw. abgesichert werden, verlangt der Wissenschaftler. Er denkt dabei zum Beispiel an  „gemischte“ Sorge- und Pflegearrangements zwischen der traditionellen Familienpflege und der Vollversorgung im Heim. Allerdings gebe es auch große Diskrepanzen zwischen den Wünschen und realistischen Erwartungen an derartige Versorgungsarrangements.

Mehr Unterstützung für ländliche Räume

In diesem Zusammenhang fordert er mehr Unterstützung für die ländlichen Räume im demographischen Umbruch. „Dabei sind regionalspezifische Stärken zu aktivieren und weiterzuentwickeln, zum Beispiel durch interkommunale Zusammenarbeit. Um das Wohnumfeld und die Lebensqualität der älteren Bevölkerung dort zu verbessern, könnten in zentralen Orten Ankerpunkte ausgebaut werden.“  Zudem sei eine gute technische Infrastruktur sicherzustellen, da zunehmend Einkäufe, Bankaufträge und Gesundheitsdienstleistungen online abgewickelt werden. „Ältere Menschen müssen dabei hinsichtlich ihrer Teilhabemöglichkeiten stärker unterstützt werden. Neben der Familie gewinne die gegenseitige Hilfe und Unterstützung in Nachbarschaften an Bedeutung. „Die organisierte Nachbarschaftshilfe wird zu einer zentralen Einheit der zukünftigen Sozialstaatlichkeit“, sagt Prof. Dr. Rolf G. Heinze voraus.