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Sterben Geschwisterkinder aus?

Die Geburtenrate in Industrienationen sinkt seit Jahren. Doch warum? Sterben Geschwisterkinder aus oder sinkt der Durchschnitt aufgrund vieler Kinderloser?

In Deutschland bekommt nach den aktuellen Berechnungen jede Frau im Durchschnitt 1,59 Babys in ihrem Leben. Diese Zahl verrät allerdings nur den Durchschnittswert und sagt nichts über die Verteilung von Geschwistern aus.

Wenn beispielsweise zwei Mütter jeweils drei Säuglinge gebären und zwei weitere Frauen ohne Nachwuchs bleiben, läge der Mittelwert ebenfalls bei 1,5. Allerdings bekäme niemand in diesem Szenario ein oder zwei Kinder. Doch welche Entwicklungen trieben die Geburtenraten der Industrienationen in den zurückliegenden Jahrzehnten so nach unten? Nimmt die Zahl von Mehrkindfamilien ab, die Zahl der Kinderlosen zu oder geschieht sogar beides?

Dieser Frage widmet sich eine neue Studie des Vienna Institute of Demography. Die Wissenschaftler untersuchten dafür die tatsächlichen Kinderzahlen von Frauen aus insgesamt 32 Ländern. Das Ergebnis ist erschreckend. Von 1940 bis 1955 fielen in fast allen Regionen die Geburtenraten vor allem deshalb, weil kinderreiche Familien seltener wurden. Der Anteil von Müttern mit drei, vier oder mehr Sprösslingen ging stark zurück. Aber auch Einzelkinder und Geschwisterpaare wurden weniger. Besonders groß waren die Rückgänge in Ostasien, Spanien und Irland, da diese Länder bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch recht hohe Geburtenraten verzeichneten.

Statt zwei Kindern nur noch eins

In den 50er Jahren bekamen mittel- und osteuropäische Frauen dann statt zwei Kindern oft nur noch eines. Auch zehn Jahre später gebaren zum Beispiel rund 40 Prozent der Russinnen lediglich ein Kind. Die Ursache dafür lag in einer hohen Arbeitsbelastung der oft vollzeitbeschäftigten Mütter und Väter, so die Studienautoren. Zusätzlich litten gerade die ehemaligen sozialistischen Länder unter schlechten wirtschaftlichen Bedingungen. Ein schwieriger Wohnungsmarkt verschärfte die Lage weiter, besonders für werdende Eltern mit Umzugsgedanken. In Südeuropa war darüber hinaus ein instabiler Arbeitsmarkt ausschlaggebend für die Geburtenrückgänge.

Besonders viele Kinderlose in Deutschland

In Deutschland nahm vor allem die Zahl der kinderlosen Familien zu. Frauen hatten bis in die 70er Jahre oft nur die Wahl zwischen Erwerbstätigkeit oder Mutterschaft und entschieden sich daher oft ganz gegen den Nachwuchs. Zudem entwickelte sich zeitgleich ein neuer individueller Lebensstil, der auf eine Selbstverwirklichung ohne Kinder zielte.