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Städte boomen, Land im Abseits

Die ländlichen Regionen Deutschlands verlieren immer mehr an Einwohnern. Eine zunehmend ältere Bevölkerung ist die demografische Folge. Doch auch die boomenden Städte bekommen durch den Zuzug Probleme.

Achtung gute Nachrichten: Die zuletzt steigende Geburtenziffer und die Zuwanderung bescherten Deutschland wieder höhere Einwohnerzahlen. Mit 83 Millionen Bundesbürgern kletterte der Wert auf einen neuen Rekord. Der demografischen Entwicklung kommt diese Verjüngung der Gesellschaft enorm zugute. Doch schafft eine ungleiche Verteilung in den Regionen neue Problemfelder.

So sind es vor allem die Städte, die von Zuwanderung, mehr Kindern und Zuzügen profitieren. Auf dem Land schrumpft die Einwohnerzahl hingegen weiträumig. Diese Entwicklung hat sich im Verlaufe der Zeit immer mehr verschlimmert. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, die kürzlich auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt wurde.

Für die Prognose wurden alle Regionen in Deutschland nach ihrer Zukunftsfähigkeit bis zum Jahr 2035 untersucht. Die Studienautoren analysierten die 401 Kreise und kreisfreien Städte anhand eines Bewertungssystems für die Bereiche Demografie, Wirtschaft, Bildung und Familienfreundlichkeit.

Die Einwohnerzahl Deutschlands wird sich in dieser Zeit nach den Ergebnissen dieser Berechnungen kaum verändern. Die regionalen Unterschiede weiten sich jedoch künftig aus. Das Ranking offenbart zusätzlich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. So befinden sich von den 20 am besten bewerteten Kreisen allein zwölf in Bayern. Sieben weitere liegen im südlichen Nachbarland Baden-Württemberg.

Städte boomen nach wie vor

Erstaunlich ist, dass in den einzelnen Kategorien mehr Großstädte als früher zu den Gewinnern zählen. Trotz steigender Mieten und längerer Arbeitswege durch Verkehrsprobleme ist die Attraktivität der Metropolen ungebrochen. Aber auch Kultur- und Freizeitangebote, die es in dem Umfang auf dem Land nicht gibt, locken Zuzügler an. Viele kommen nach dem Schulabschluss für ein Studium oder eine Ausbildung in die Stadt. Das verjüngt die Bevölkerung und wirkt der Alterung der Gesellschaft entgegen. Besonders erfolgreich sind in diesem Zusammenhang München, Erlangen, Ingolstadt und Stuttgart. Die jüngste Stadt Deutschlands ist im Übrigen Heidelberg. Hier ist fast die Hälfte der Bewohner unter 35 Jahren. Doch die vielen Zuzüge wirken sich nicht nur positiv aus. So mangelt es den Wachstumsregionen an Wohnraum, Kitas und Schulen.

Ohne die Zuzüge sehen die Städte alt aus

Von den boomenden Metropolen profitiert mittlerweile im steigenden Maße auch das Umland. Hier sind die Mieten noch vergleichsweise günstig und dennoch kommt der Einzelne relativ schnell in die Zentren. Vor allem die Landkreise um München sind dabei erwähnenswert. Besonders jedoch sticht das Oldenburger Münsterland im westlichen Niedersachsen heraus, weil es ungewöhnlicherweise nicht von einer nahen Großstadt profitiert. Ein starker Mittelstand, nahezu Vollbeschäftigung und eine hohe Geburtenrate hält die Bevölkerung jung. In den demografisch gut aufgestellten Städten hingegen ist die Kinderzahl pro Frau oftmals unterdurchschnittlich niedrig. Ohne die Zuwanderung Jüngerer sähen die Metropolen also ebenso relativ alt aus.

Deutliches Ost-West-Gefälle bei den Einwohnerzahlen

Die meisten Menschen, die es in die Städte zieht, kommen aus den infrastrukturell abgelegenen Kreisen Deutschlands. Die Abwanderung von Frauen im gebärfähigen Alter trifft diese Regionen besonders hart, da es zum einen die Bevölkerung älter macht und zum anderen die Geburtenrate senkt. Bei diesen Wanderungsprozessen zeigt sich zudem ein deutliches Ost-West-Gefälle. So werden nach der Studie in allen ostdeutschen Bundesländern (ohne Berlin) die Einwohnerzahlen bis 2035 zurückgehen. Am stärksten wird es Sachsen mit fast 16 Prozent Schrumpfung treffen. Weite Regionen zwischen Rügen und dem Erzgebirge verlieren bis 2035 nahezu jeden fünften Bewohner. Im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße kommen dann auf eine Geburt vier Beerdigungen.