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Sechs Thesen zum Ruhestand der Babyboomer

Der Ruhestand der Babyboomer gefährdet den Wohlstand ihrer Heimatregionen. So lautet eine von sechs Thesen, die das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in einer Studie zum Rentenübergang der geburtenstarken Jahrgänge aufstellt.

Vor allem in ländlichen Regionen, so die Studie im Auftrag der Körber-Stiftung, dürfte das altersbedingte Ausscheiden der Babyboomer große Lücken in die Belegschaften reißen.

Die vielen dort ansässigen kleinen und mittleren Unternehmen stehen dann vor einer Bewährungsprobe. „Anders als in den attraktiven Großstädten können diese Regionen nicht darauf vertrauen, dass junge Menschen nach der Schulzeit vor Ort bleiben oder von selbst herbeiströmen und damit als Nachwuchs zur Verfügung stehen“, stellt Studienautor Reiner Klingholz fest.

Mangel sei aber nicht nur in den Belegschaften zu befürchten. Auch an der Spitze der Unternehmen werden in größerem Umfang Posten frei. So geht der Zentralverband des Handwerks davon aus, dass innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre rund 200.000 Betriebsübergänge stattfinden. An Nachfolgern herrscht allerdings kaum Überfluss. In der Studie werden beispielhaft Kommunen vorgestellt, die zum einen Nachwuchs an die Region zu binden versuchen und zum anderen bei der Entwicklung altersgerechter Arbeitsbedingungen mithelfen.

Initiativen und Projekte statt Verein

Zweite These der Studie: Die Babyboomer gestalten auch künftig das Zusammenleben in der Kommune mit, aber zu ihren Bedingungen. Engagierte in der Altersgruppe suchen heute immer öfter andere Formen als das klassische Vereinswesen, um sich einzubringen. Statt dessen werden begrenzte Initiativen und Projekte mit einem klaren Ziel bevorzugt. „So kann sich rund die Hälfte der heute 50- bis 75-Jährigen vorstellen, eine Initiative, ein Projekt oder ein soziales Unternehmen zu gründen“, schreiben die Studienautoren. Die Herausforderung für die Kommunen bestehe darin, auch jene zu erreichen, die zwar zu einem Ehrenamt bereit sind, aber denen der Zugang noch fehlt. Freiwilligenkoordinatoren, Freiwilligenagenturen und kommunale Anlaufstellen werden als Instrumente dafür vorgeschlagen.

Eigenheimen droht der Leerstand

Die dritte These gibt einen düsteren Ausblick für die Immobilien der Älteren: Vielen Eigenheimen der Babyboomer drohe Leerstand. Sie zählten zu den Suburbanisierern, die es in den 70er und 80er Jahren in den Speckgürtel vor die Tore der Stadt zog. Diese Wohnviertel teilen ein gemeinsames Schicksal. Die einstigen Neubauten sind in die Jahre gekommen. Ihre Bewohner und Besitzer werden gemeinsam alt. Der Nachwuchs ist längst aus- und fortgezogen. Es stellt sich die Frage, wie lange die Menschen noch in diesen Häusern wohnen wollen oder können.

Diese Wohngebiete wurden einst auf der grünen Wiese errichtet. Sie sind daher auch nur unzureichend an den öffentlichen Nahverkehr angebunden. Die Häuser werden bald schon in größerer Zahl zum Verkauf stehen. Dann aber droht ein Preisverfall. Häufig genügen sie nämlich nicht mehr den aktuellen Ansprüchen. Die eigene Immobilie ist aber in der Regel Teil der Altersvorsorge der Besitzer. Lässt sich bei einem Auszug der erhoffte Erlös nicht realisieren, geraten auch alle anschließenden Lebensplanungen ins Wanken.

Sensible Antennen für den demografischen Wandel

Die drei weiteren Thesen, die in der Studie aufgestellt werden, beschreiben zu erwartende soziale Entwicklungen in dieser Bevölkerungsgruppe. So befürchten die Autoren, dass viele Babyboomer ohne eine Familie altern und ihnen daher im Alter soziale Isolation droht (These 4). Für die kommunalen Pflegenetzwerke sind die Babyboomer langfristig eine der größten Herausforderungen (These 5). Einigen Frauen und Migranten aus der Babyboomer-Generation droht Altersarmut (These 6).

Da das alltägliche Leben in den Kommunen stattfindet, sind diese sensible Antennen für den demografischen Wandel. In den Kommunen wird er augenscheinlich. Kommunen mit einem hohen Anteil von Babyboomern werden ihn früher und stärker zu spüren bekommen als die Bundesländer oder die Republik im Ganzen. Die Lokalpolitik müsse also frühzeitig reagieren. Der politische Rahmen, zum Beispiel zur Rente, wird zwar von der Bundespolitik bestimmt, aber die Kommunen müssen die Vorgaben umsetzen, geben die Studienautoren zu bedenken. Schließlich entscheiden sie über Bebauungsvorhaben, organisieren Kulturangebote, Begegnungsstätten und Pflegeleistungen.