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Pflege daheim geht zu Lasten der Altersvorsorge

Bei der Pflege von Angehörigen übernehmen bislang die Familienmitglieder den Hauptteil der Arbeit.

Sie ist meist mit einem enormen zeitlichen und teilweise auch finanziellen Aufwand verbunden. Ob Pflegende die nötige Unterstützung erhalten, hängt zudem sehr stark vom sozialen und finanziellen Hintergrund ab.

Auch die Verbindung von Pflege und Arbeitsmarkt funktioniert nicht besonders gut. Das gilt speziell für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie für die geringen Einkommen und Rentenansprüche von Hauptpflegepersonen, die ihre Arbeitszeit der Pflege wegen reduzieren.

Zu diesem Ergebnis kommen die Wissenschaftler Dr. Volker Hielscher, Dr. Sabine Kirchen-Peters und Dr. Lukas Nock vom Iso-Institut für Sozialforschung und Sozialwissenschaft in Saarbrücken. In ihrer aktuellen Untersuchung, die von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert wurde, befragten sie bundesweit mehr als 1.000 Haushalte, in denen Pflegebedürftige ab 65 Jahren leben – mit und ohne Einstufung in die Pflegeversicherung.

63 Stunden in der Woche fallen in einem Haushalt mit Pflegebedürftigem an

70 Prozent der pflegebedürftigen Personen werden zuhause versorgt. Meist betreut sie eine Hauptpflegeperson, die den größten Anteil der Betreuung, Versorgung und Organisation übernimmt. Dabei handelt es sich in der Regel um Ehefrauen, Töchter oder Schwiegertöchter. Lediglich ein Drittel der Hauptpflegepersonen sind Männer, obwohl ihr Anteil in den vergangenen Jahren leicht angestiegen ist.



Ob für die Körperpflege, Hilfe beim Essen und im Haushalt oder als Gesellschaft, um Orientierung zu geben und bei dem ein oder anderen helfen zu können: 63 Stunden fallen in einem Haushalt mit einer pflegebedürftigen Person im Durchschnitt an. Nur zehn Prozent dieser Aufgaben übernehmen professionelle Dienste. Mehr als die Hälfte der Befragten verzichtet sogar komplett auf Unterstützung durch Pflegedienste.

Das Übrige leisten Angehörige und im kleinen Umfang auch Freunde, Bekannte oder Nachbarn. Die Hauptpflegeperson ist somit im Durchschnitt fast 50 Stunden pro Woche dafür eingespannt. In jedem fünften Haushalt macht die Hauptpflegeperson sogar alles allein. Die Pflege eines Verwandten ist daher häufig mehr als ein Vollzeitjob.

Nur sechs Prozent nehmen gesetzliche Pflegezeit in Anspruch

Als schwierig zeigt sich aus Sicht der Wissenschaftler die Vereinbarkeit von Pflegeaufgaben und Beruf. Fast ein Drittel der Hauptpflegepersonen im erwerbsfähigen Alter hat die Arbeitszeit im Job reduziert. 44 Prozent dieser Personengruppe sind gar nicht erwerbstätig. Die Pflegenden riskieren damit im Alter, selber mit wenig Geld dazustehen. Die gesetzliche Pflegezeit nutzen nur sechs Prozent der berufstätigen Hauptpflegepersonen.

Neben der zeitlichen Belastung fallen bei der Pflege eines Angehörigen auch erhebliche finanzielle Aufwendungen an. Die Forscher ermittelten im Durchschnitt aller Pflegehaushalte rund 360 Euro an monatlichen Ausgaben, die nicht durch die Sachleistungen der Pflegeversicherung ersetzt werden. Das Pflegegeld, das ein Teil der pflegebedürftigen Personen erhält, kann diese Kosten jedoch nur bedingt decken.