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Männerüberschuss mit Folgen

Männer Frauen Bevölkerung

Für die Anzahl der Geburten nutzt die Statistik in der Regel die zusammengefasste Geburtenziffer. Dieser Indikator setzt allerdings nur bei den Frauen an. Interessant wird es, wenn die Zahl der Männer im Verhältnis zu den Geburten untersucht wird.

2015 lag die zusammengefasste Geburtenkennziffer in Deutschland bei 1,5. Das ist weniger als der Durchschnitt in der Europäischen Union (1,58). In den zurückliegenden Jahren war diese Kennziffer sogar noch niedriger. Die Anzahl der Kinder wird für gewöhnlich immer nur auf die Frauen bezogen. Dabei sind die Männer doch genauso mit beteiligt. Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) hat sich daher auch mal die Wechselbeziehung zur den Männern näher angeschaut und kommt dabei zu interessanten Feststellungen. Das generative Verhalten der Männer, so die IW-Forscher Wido Geis und Katrin Orth, fällt bei sehr ungleichen Geschlechterverhältnissen deutlich verschieden aus.

 

Die Auswertung von Daten aus den Kreisen für die Jahre 2007 bis 2015 zeigen, dass zwischen Geschlechterverhältnis und Geburten ein statistisch signifikanter Zusammenhang besteht. Liegt die Zahl der Männer je 100 Frauen im Alter zwischen 20 und 44 Jahren um einen höher, so werden im Folgejahr unter sonst gleichen Bedingungen 0,018 Kinder je 100 Frauen in diese Altersgruppe mehr geboren. Liegt die Zahl der Frauen je 100 Männer um eine höher, werden 0,031 Kinder je 100 Männer mehr geboren. Wählt man die Gesamtbevölkerung zwischen 20 und 44 Jahren als Referenz, resultieren bei starken Männerüberschüssen von über 110 Männern je 100 Frauen substanziell geringere Geburtenzahlen.

Demografischer Effekt verstärkt sich

Ein starker Männerüberschuss wirkt sich, so die Studie, positiv auf die Zahl der Geburten je Frau und damit auch auf die typischerweise zur Messung generativen Verhaltens verwendeten Indikatoren, wie der zusammengefassten Geburtenziffer, aus. Dies gelte jedoch nicht, wenn man die Zahl der Geburten ins Verhältnis zur Zahl der Männer oder zur Gesamtbevölkerung im für die Familiengründung relevanten Alter stellt. Dann fanden die Wissenschaftler einen signifikant negativen Effekt. Das bedeute, dass sich der demografische Wandel in den Regionen mit starkem Männerüberschuss, die in der Regel ohnehin stark von Abwanderung betroffen sind, mittelfristig noch verstärken wird.

Geschlechter sind ungleich verteilt

Die Geschlechterverhältnisse unterscheiden sich regional sehr stark. Den niedrigsten Männeranteil fand das IW für das Jahr 2015 in Hamburg mit 98,8 Männern je 100 Frauen. Der höchste wiederum war in der statistischen Region Chemnitz mit einem Wert von 117,9 zu finden. Auch in allen anderen ostdeutschen Regionen außer Berlin liegen die Werte bei über 108, was in Westdeutschland nur im Regierungsbezirk Niederbayern der Fall ist. Im Osten dürften die Zahlen auch auf die Nachwendezeit zurückzuführen sein. So sind vor allem jüngere Frauen in die alten Bundesländern abgewandert, um sich dort eine neue Arbeit zu suchen.