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Wie Männer Frauen im Job diskriminieren

Frauen verdienen in Deutschland rund ein Fünftel weniger als Männer. Das liegt unter anderem daran, dass Frauen gewisse Merkmale zugeschrieben werden.

Die Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern beträgt derzeit 22 Prozent. Die Gründe dafür lassen sich in der Konzentration im Niedriglohnsektor, dem immer noch niedrigeren Bildungsniveau und den Erwerbsunterbrechungen durch Elternzeit finden. Doch selbst wenn alle diese Faktoren herausgerechnet werden, bleibt ein Lohnunterschied von zwölf Prozent bestehen. Frauen verdienen folglich selbst bei gleicher Qualifikation, im gleichen Beruf und in der gleichen Firma weniger als ihre männlichen Kollegen. Wie ist das zu erklären?

Die beiden Hauptgründe für diese Benachteiligung sind die statistische Diskriminierung und die soziale Schließung in Führungsetagen. So teilte es das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vor Kurzem in einem Magazinbeitrag mit. Doch was soll das bedeuten?

Statistische Diskriminierung heißt, dass die Merkmale einzelner Personen auf eine ganze Gruppe übertragen werden. Geht es also um die Produktivität von Frauen im Berufsleben, orientieren sich Chefs gerne an der Produktivität ihrer weiblichen Kollegen. Das ist mitunter fatal, da Arbeitnehmerinnen durchschnittlich weniger Gehalt bekommen, häufiger in Teilzeit beschäftigt sind und seltener in Führungspositionen arbeiten. Das erweckt bei manchen Chefs den Eindruck, dass Frauen generell weniger produktiv sind als Männer. Im Vorstellungsgespräch übertragen die Personalverantwortlichen dann unterbewusst ihre Eindrücke auf die weibliche Bewerberin. Ihr werden aufgrund dessen weniger Chancen im Betrieb eingeräumt.

Formalisierte Personalentscheidungen führen zu höheren Gehältern bei Frauen

Die Negativeinschätzungen werden so zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Die niedrige Produktivität bestätigt sich nach der Einstellung der Bewerberin, da auch sie wieder einen schlechteren Job in einer niedrigeren Gehaltsklasse übernimmt. Dieser Teufelskreis beginnt im Vorstellungsgespräch. Der Personalverantwortliche kennt nur wenige Informationen über die Bewerberin, weshalb er unbewusst auf seine Erfahrungen zurückgreift. Um das zu umgehen, ist es hilfreich, die Personalentscheidung so weit wie möglich zu standardisieren. Die IAB-Studie zeigt: Je formalisierter der Bewerbungsprozess, desto kleiner ist auch der Lohnunterschied im Unternehmen. Dieser Effekt ist besonders im Niedriglohnsektor zu beobachten.

Vorgesetzte sind meistens männlich

Der obere Lohnsektor bleibt davon allerdings unberührt. Das liegt daran, dass Führungspositionen in der Regel betriebsintern vergeben werden. Die Einstellungsprozesse sind daher weniger formalisiert. Die Besetzung von höher bezahlten Stellen hängt somit stärker an den Entscheidungen einzelner Personen. Hinzu kommt, dass überwiegend Männer in Führungspositionen arbeiten. Diese stellen wiederum – bewusst oder unbewusst – auch eher Männer ein. Diese soziale Schließung von Führungspositionen erschwert Frauen den Zugang zur Chefetage.

Wenig weibliche Vorgesetzte im Unternehmen verstärken jedoch wiederum den Eindruck, Frauen seien weniger produktiv als Männer. Diese Einstellung überträgt sich dann abermals auf die nächste Bewerberin im Vorstellungsgespräch.