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Migranten sollen Deutsch im Heimatland lernen

Für eine erfolgreiche Zuwanderung mit qualifizierten Fachkräften sind Deutschkenntnisse unerlässlich. Es lohnt dabei enorm, die Sprachkurse bereits im Herkunftsland anzubieten.

Deutschland fehlt es an Fachkräften. Migranten, die diese Lücke schließen könnten, benötigen neben ihrer fachlichen Qualifikation zusätzlich gute Deutschkenntnisse. Der Spracherwerb innerhalb der Bundesrepublik verursacht jedoch enorme Kosten, da er für den Zuwanderer immer auch mit einem Verzicht auf Erwerbstätigkeit verbunden ist. Es ist daher sinnvoller, Deutschkurse bereits im Heimatland anzubieten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Um ausreichend deutsch für den Job zu erlernen, benötigt jemand ohne Vorwissen im Schnitt ein Jahr in Vollzeit. Wer die Sprache spricht, erhält dann auch schneller einen Job. Jeder zweite Einwanderer mit schlechten Sprachkenntnissen ging im ersten Jahr nach dem Zuzug einem Beruf nach. Bei gut deutschsprechenden Migranten waren es 60 Prozent. Dieser Unterschied bleibt über die ersten zehn Jahre nach der Immigration bestehen. Aufgrund des Fachkräftemangels braucht die Bundesrepublik jedoch möglichst viel qualifiziertes Personal aus dem Ausland, dass die Sprache im besten Fall schon spricht.

Vor der Einreise Sprachkenntnisse erwerben

Was ist die Lösung? Bereits jetzt sind die Hürden für eine Einwanderung zum Zweck der Erwerbstätigkeit in Deutschland hoch. 2017 erhielt nur rund jeder zehnte Migrant diesen Aufenthaltstitel. Das IAB rät daher von einer Visa-Erteilung mit höheren Sprachanforderungen ab, da somit die Migration noch unattraktiver ausfällt. Stattdessen solle das Angebot von Deutschkursen in den Heimatländern ausgebaut werden. Das geschieht derzeit hauptsächlich über Niederlassungen der Goethe-Institute, dem weltweit tätigen Kulturinstitut der Bundesrepublik. Die 159 Institute sind in knapp 100 Ländern vertreten und bieten überwiegend deutsche Sprachkurse an.

Menschen aus Staaten mit mindestens einem Goethe-Institut haben bei der Einreise erkennbar bessere Kenntnisse. Hingegen sprechen Personen aus Herkunftsländern ohne Institut nahezu kaum deutsch. Allerdings müssen weitere Faktoren berücksichtigt werden wie das Bildungssystem vor Ort, die Handelsbeziehungen zu Deutschland oder der Schulabschluss. Doch die IAB-Studie zeigt: Auch ohne diese Einflüsse bleibt ein Zusammenhang bestehen. So fallen die Deutschkenntnisse auf einer Skala von 1 bis 5 in Staaten, wo ein Jahr vor der Zuwanderung ein Institut eröffnete, um 0,125 Punkte besser aus. Migranten weisen im Schnitt einen Wert von 2 auf, wenn sie nach Deutschland einwandern. Das entspricht Grundkenntnissen der deutschen Sprache.

Sprachkurse im Ausland verbessern die Qualifikation

Je mehr solcher Angebote also im Ausland existieren, desto besser sprechen die neuen Arbeitskräfte deutsch. Die Eröffnung eines Goethe-Instituts erhöht den Anteil der Personen, die bereits vor der Einreise einen Kurs besuchten, um 4,2 Prozentpunkte. Zusätzlich profitieren die Migranten in ihren Herkunftsländern von den verbesserten Informationsangeboten, auch bezüglich der Zuwanderung nach Deutschland. Ebenso ziehen die Netzwerkstrukturen in den Instituten die Bewohner an. Dadurch werden Menschen im Ausland teilweise überhaupt erst auf Deutschland als potenzielles Migrationsziel aufmerksam. Migranten verfügen zudem bei der Einreise um 3,3 Prozentpunkte öfter über einen Hochschulabschluss, wenn im Jahr zuvor ein Institut in ihrem Heimatland entstand. Gleichzeitig steigt die Erwerbserfahrung um acht Monate. Auch eine konkrete Arbeitsplatzzusage ist um 3,2 Prozentpunkte wahrscheinlicher.