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In Frauenberufen fehlen mehr Arbeitskräfte

In Branchen mit klassischen Frauenberufen besteht ein besonders deutlicher Fachkräftemangel. Viele Stellen in der Sozialarbeit, Pflege oder Erziehung bleiben unbesetzt.

Die Beschäftigung von Frauen hat in den letzten Jahren in Deutschland stärker zugenommen als die von Männern. Laut Bundesarbeitsagentur ist zwischen 2012 und 2021 die Zahl versicherungspflichtig arbeitender Frauen um 19 Prozent gestiegen, während die von Männern nur um 17 Prozent gewachsen ist. Dieser Trend ist ein wichtiger Schritt in Richtung Geschlechtergerechtigkeit und kann auch positive Auswirkungen auf die Altersvorsorge haben.

Geschlechterrollen und Fachkräftemangel hängen in Deutschland weiterhin eng zusammen. Zahlreiche Berufe mit der größten Fachkräftelücke finden sich unter den typischen Frauenberufen. Dies zeigen aktuelle Arbeitsmarktdaten, die das Institut der deutschen Wirtschaft, Köln, ausgewertet hat. Zwar bestehen auch Defizite in typischen Männerberufen, zum Beispiel im Handwerk oder in technischen Monteurberufen, doch dort macht sich der Stellenmangel (noch) nicht so gravierend bemerkbar. In bestimmten Berufsfeldern und Branchen sind Frauen immer noch unterrepräsentiert. Laut Bundesagentur für Arbeit waren im Jahr 2020 in den Berufsfeldern Naturwissenschaften, Mathematik, Informatik und Technik nur 18,5 Prozent der Beschäftigten Frauen. In den Berufsfeldern Gesundheit, Erziehung und Soziales waren hingegen 81,2 Prozent der Beschäftigten Frauen. Ähnliche Zahlen ermittelte auch das Institut der deutschen Wirtschaft und setzte diese in Beziehung zu den offenen Stellen.

Gesundheit, Soziales, Pflege: Offene Stellen ohne Ende 

Die meisten Arbeitskräfte fehlen in der weiblich geprägten Sozialarbeit und Sozialpädagogik. Über drei Viertel der Beschäftigten sind Frauen. Für 80 Prozent der offenen Stellen gibt es keine fachlich passenden Bewerber. Insgesamt fehlen in beiden Bereichen rund 23.000 Fachkräfte. In Deutschlands Kindergärten beträgt der Frauenanteil unter den Angestellten 87 Prozent. Hier können laut IW fast drei Viertel der offenen Arbeitsplätze (74 Prozent) nicht besetzt werden, weil es an Personal fehlt. Ähnlich verheerend sieht es in der Alten- und Krankenpflege aus: zehntausende Stellen bleiben vakant, weil es an Personal und Interessenten mangelt. Auch in diesem Bereich sind es zu über 80 Prozent Frauen, die diesen aufopferungsvollen und anstrengenden Job machen.

Die Auswirkungen sind gesamtgesellschaftlicher Natur

Die nichtbesetzten Stellen in Frauenberufen haben Folgen. Wenn in der Sozialarbeit und Sozialpädagogik, in Jugendämtern und Suchtberatungen, in Kitas und Schulen Stellen nicht besetzt werden können, wirkt sich das direkt auf die Gesellschaft aus. Einerseits beispielsweise bei den Eltern, weil die Kinderbetreuung nicht funktioniert. Andererseits beim vorhandenen Personal, das unter Dauerbelastung steht. Gerade in Zeiten der Pandemie, wirtschaftlicher und finanzieller Herausforderungen durch Kriege, Krisen und Inflation könnten sich Belastungen und Auswirkungen auf alle Beteiligte noch einmal verschärfen.