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Immer mehr Grenzpendler in Deutschland

Es gibt immer mehr Menschen, die zwar in Deutschland arbeiten, aber im Ausland wohnen. Seit 2010 hat sich die Zahl der Grenzpendler fast verdreifacht. Knapp 200.000 Personen mit ausländischem Wohnort sind in der Bundesrepublik tätig.

Besonders erhöhte sich die Anzahl osteuropäischer Grenzpendler in den letzten Jahren. Das ist überwiegend die Folge der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit der EU-Beitrittsstaaten von 2011. Die meisten Pendler kommen aus Polen, Frankreich und der Tschechischen Republik.

Das zeigt eine aktuelle Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit. Zwischen Ende der 1990er Jahre und 2010 kam es noch zu einem Rückgang von Grenzpendlern in Höhe von etwa 16 Prozent. Seitdem stiegen die Zahlen jedoch deutlich um das fast Dreifache. Mittlerweile zählt die Bundesrepublik gut 191.300 Grenzpendler.

Die meisten von ihnen arbeiten in Bayern. In den vergangenen neun Jahren stieg ihre Zahl um den Faktor 3,7 und liegt somit über dem bundesweiten Durchschnitt. Einen ähnlich starken Anstieg verzeichnen auch Hessen und Schleswig-Holstein. In Hamburg, Bremen und im Saarland gab es hingegen kaum eine Veränderung. Allerdings war der Anteil im Saarland bereits vor 2010 sehr hoch. Gut 3,3 Prozent der Berufstätigen im Saarland haben einen Wohnort außerhalb Deutschlands. Das hängt vor allem mit der gemeinsamen Vergangenheit des benachbarten Lothringen in Frankreich zusammen.

Über die Hälfte des Wachstums entfallen indes auf die drei Bundesländer Bayern, Sachsen und Brandenburg. Mehr als 40 Prozent aller im Bundesgebiet beschäftigten Grenzpendler sind dort tätig. In Sachsen pendeln 1,3 Prozent aller Beschäftigten aus dem Ausland ein, in Brandenburg sind es 1,7 Prozent.

Pendelstrecken werden immer größer

Überraschend ist, dass rund die Hälfte der Pendler nicht in den Grenzregionen, sondern im Landesinneren beschäftigt ist. Die Distanzen zwischen Wohnort und Arbeitsstelle vergrößerten sich in der letzten Dekade deutlich. Jedoch trifft das wiederum nur auf bestimmte Herkunftsländer zu. So sind es besonders die Osteuropäer, die eine längere Strecke in Kauf nehmen. Zum einen pendeln viele Polen und Tschechen für den Job in grenzferne Regionen. Zum anderen kommen mehr und mehr Pendler aus Ländern, die gar keine gemeinsame Grenze zu Deutschland haben wie zum Beispiel Rumänien, Ungarn und die Slowakei.

Noch ein Befund erstaunt: Jeder fünfte Grenzpendler aus Hamburg und Bremen stammt von den Philippinen. Was zunächst absurd erscheint, hat eine einfache Erklärung. Bei diesem Personenkreis handelt es sich meist um Seeleute, die in ihrem Heimatland von Reedereien mit Sitz in den Hansestädten angeheuert wurden. Ihr Arbeitsort ist somit nicht direkt in Hamburg oder Bremen, sondern auf einem Schiff, das vorwiegend in internationalen Gewässern unterwegs ist.

Hochqualifizierte Pendler kommen verstärkt aus Westeuropa

Die berufliche Qualifikation von Grenzpendlern ist ebenso stark vom Heimatland abhängig. Die Studie unterscheidet dabei zwischen vier Anforderungsniveaus: einfache Helfer, Fachkräfte, Spezialisten und Experten. Helfer arbeiten dabei am häufigsten in der Landwirtschaft oder im Baugewerbe. Unter den Fachkräften ist indes der LKW-Fahrer die verbreitetste Tätigkeit. Spezialisten und Experten üben überwiegend medizinische oder technische Forschungs-, Entwicklungs- und Konstruktionsberufe aus.

Insgesamt gehen Grenzpendler aus westeuropäischen Ländern mit 19 Prozent bedeutend seltener Helferjobs nach als die Osteuropäer (39 Prozent). Knapp jeder zweite Rumäne, der in Deutschland arbeitet, weist lediglich das niedrigste Qualifikationsniveau der Studie auf. Bei der Gruppe der Fachkräfte liegen die Zahlen jedoch ungefähr gleich auf. Die meisten ausländischen Fachkräfte in Deutschland stellt prozentual Ungarn, gefolgt von der Slowakei und Frankreich. Im Kreis der Spezialisten und Experten schneiden die Osteuropäer allerdings wieder sehr schlecht ab. Nicht ein Land stellt mehr als drei Prozent an Pendlern aus dieser Gruppe. Allerdings ist gut jeder vierte Deutsche in diesem Bereich tätig. Somit sind die neuen EU-Beitrittsländer unterdurchschnittlich wenig in höher qualifizierten Jobs in Deutschland tätig. Die meisten Spezialisten kommen derweil aus Dänemark. Bei den Experten wiederum haben die Schweizer und die Luxemburger die Nase vorn.