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Unterschätzte Gefahr: Verlust an Kaufkraft

Meldungen über eine niedrige Inflation verleiten Sparer zu Sorglosigkeit. Es entsteht das Gefühl, die Teuerungsrate sei zu vernachlässigen. Vor einer solchen Einschätzung warnt der Financial Planning Standards Board Deutschland e.V.

In der Tat ist der jüngste Anstieg in der Eurozone von 1,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich unter der von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten Teuerung von etwas weniger als zwei Prozent.

Allerdings ist dieser niedrige Wert nur eine Momentaufnahme. „Investoren sollten bedenken, dass die Inflationsrate langfristig wieder steigen kann“, warnt Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland). Sie kann dafür sorgen, dass das Vermögen deutlich an Wert verliert. Anleger sollten deshalb regelmäßig überprüfen, wie sich eine höhere Inflation auf ihre Vermögensstruktur auswirkt.

Warenkorb mit Fehlstellen

Vor allem billige Energie hat zuletzt dazu geführt, dass die Inflation im Euroraum auf einem niedrigen Niveau verharrt. „Gefühlt“ ist die Teuerungsrate aber aus Verbrauchersicht deutlich höher. Immer stärker wird kritisiert, dass der jetzige Warenkorb den Preisauftrieb gar nicht korrekt abbildet. Nur ein Beispiel: Im Verbraucherpreisindex (HVPI) der Eurozone fließen Mieten nur mit 6,5 Prozent ein. Kosten von Wohneigentümern wie Kauf, Renovierung und Zinsen fallen für die Inflationsberechnung sogar komplett unter den Tisch.

Index mit Vermögenspreisen

Einen interessanten Ansatz hat das Research Institute des Kölner Vermögensverwalters Flossbach von Storch (FvS). Es berechnet einen eigenen Vermögenspreisindex, der die Preisentwicklung verschiedener Assets wie beispielsweise Grundstücke und Immobilien berücksichtigt. Danach ist der FvS-Vermögenspreisindex für Deutschland 2019 um rund 7,6 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Der Anstieg der Verbraucherpreise lag hierzulande im selben Zeitraum bei 1,2 Prozent.

Verbraucher in falscher Sicherheit

Die meisten Verbraucher sind überzeugt, mit ihren bisherigen Maßnahmen aus gesetzlicher Rente, Riester-Rente und betrieblicher Altersvorsorge ausreichend vorgesorgt zu haben. „Aus unserem Beratungsalltag wissen wir jedoch, dass viele Sparer und Anleger weder den Kaufkraftverlust durch die Inflation noch die höchst unrentable Entwicklung ihrer Versicherungen bedacht haben“, sagt Prof. Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch Academic Director Finance & Wealth Management an der EBS Executive School, Oestrich-Winkel, ist.

Schon geringer Anstieg wirkt sich aus

„Doch selbst ein geringer Anstieg der Teuerung kann einen erheblichen Teil der künftigen Kaufkraft des angesparten Kapitals aufzehren. Anleger sollten deshalb einen regelmäßigen Status quo ihrer Finanzen durchführen“, empfiehlt der Experte. Solch eine Überprüfung fördert nicht selten eine überraschend hohe Versorgungslücke zutage.

Ein Beispiel: Ein Altersvorsorgeprodukt ergibt in 20 Jahren monatlich 1.000 Euro Auszahlungen. Liegt die Teuerungsrate bei durchschnittlich 1,5 Prozent in diesem Zeitraum, ist dieser Betrag zum Auszahlungszeitpunkt in 20 Jahren real nur noch knapp 742 Euro wert. Auch eine vergleichsweise geringe Inflation hat langfristig also einen erheblichen Einfluss auf das reale Vermögen. Steigt die Teuerungsrate sogar auf zwei Prozent im Schnitt an, was dem Ziel der Notenbank entsprechen würde, sinkt die Kaufkraft gar um rund ein Drittel auf 673 Euro.

Mehr Rendite heißt mehr Risiko

Anleger müssen also umdenken: Eine höhere Rendite gibt es nur unter Inkaufnahme höherer Risiken – auch wenn sich damit erfahrungsgemäß viele Anleger sehr schwer tun. „Die Sicherheit der Geldanlage sollte stets im Kontext mit anderen Prämissen betrachtet werden“, fordert Tilmes. Aus diesem Grund sollten Verbraucher bei einer langfristigen Geldanlage auch höher rentierende Anlageformen wählen. Das Ziel der langfristigen Geldanlage sollte realer Kapitalerhalt sein, so dass das Vermögen nach Inflation, Steuern und Kosten nicht schrumpft. Für ein darüber hinaus gehendes Wachstum ist ebenfalls eine höhere Rendite erforderlich. Wer nicht gegensteuert und sein Geld in Teilen am Kapitalmarkt renditestark anlegt, wird das langfristig negativ zu spüren bekommen“, erklärt der FPSB-Vorstand.