Wenn ganze Vertragsbestände von Lebensversicherern an sogenannte Bestandsversicherer verkauft werden, die selbst kein Neugeschäft betreiben, sondern nur die übernommenen Verträge bis zum Ende der Laufzeit halten, steigt die Unzufriedenheit unter den Kunden. So lautet eine weit verbreitete Annahme.
Die Bestandsversicherer stehen nicht im Wettbewerb um neue Kunden. Das könnte sich auf den Umgang mit den übernommenen Verträgen auswirken.
Kritik ist nicht berechtigt
Das Ergebnis fällt klar aus. Die durchschnittliche Stornoquote beträgt bei den Bestandsversicherern in den Jahren 2014 bis 2018 durchschnittlich 2,45 Prozent. Sie ist damit deutlich niedriger als bei den restlichen Versicherern, die auf 3,13 Prozent kommen. Die vor allem von den Kritikern der Bestandsversicherer geäußerte Annahme, dass die Stornoquoten nach dem Verkauf an die Run-off-Versicherer generell steigen, lässt sich also nicht pauschal bestätigen.
Hohe Verzinsung hält die Kunden
Für die sogar erkennbar niedrigeren Quoten haben die Autoren der Studie eine Erklärung: Sie könnten auf Opportunitätsüberlegungen beruhen. Für Altverträge, die aus heutiger Sicht eine relativ hohe garantierte Verzinsung bieten, bestehen aktuell keine vergleichbaren Investitionsmöglichkeiten. Ein Storno des Vertrags wäre vor diesem Hintergrund aus rationaler Sicht nicht sinnvoll. Für den abgebenden Versicherer ist sie der Hauptgrund, diese älteren Verträge abzustoßen. Für die Kunden hingegen ein starkes Motiv, den Vertrag nicht zu kündigen, weil solch hohe Garantiezinsen nicht mehr zu bekommen sind.