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Digital-Kommissar fordert Kraftanstrengung

Der Versicherungstag 2015 des Gesamtverbandes der Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin diskutierte über die Herausforderungen, die sich aus der Digitalisierung der Wirtschaft und der Welt insgesamt ergeben.

Der EU-Kommissar für digitale Wirtschaft und Gesellschaft, Günther Oettinger, hat die Versicherungs- branche zu einer Kraftanstrengung aufgefordert, um die Chancen der digitalen Revolution zu nutzen, Geschäftsmodelle kreativ zu verändern und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Die Vereinigten Staaten hätten eine klare digitale Überlegenheit und versuchten jetzt, diesen Vorsprung in eine gesamtwirtschaftliche Dominanz umzusetzen. Dies ziele in das „Herz der Dienstleistungen in Deutschland“.

Hoheit über die Schnittstelle zum Kunden behalten

Wie umwälzend die Veränderungen in Deutschland sein werden und mit welcher Geschwindigkeit dies vonstattengehe, machte Oettinger am Beispiel der Medienwirtschaft deutlich. Das Thema Wirtschaft 4.0.besitze viele Facetten, von der Arbeitswelt über die Börse bis zu den Banken und zum Handel. Auch die deutsche Automobilindustrie werde sich einem stark veränderten Wettbewerb stellen müssen.

Oettinger forderte die Versicherungswirtschaft auf, sich nicht „nur mit den Folgen der Niedrigzinsphase zu befassen“, sondern sich mit neuen, von kreativen Köpfen entwickelten digitalen Produkten am Kunden zu orientieren. Der direkte Kontakt zum Vertragskunden müsse jederzeit gepflegt werden. „Halten Sie die Schnittstelle zu den Kunden und verhindern sie, dass sich da jemand dazwischen drängelt“, erklärte der Unions-Politiker.

Verbindliche Rahmenbedingungen für digitale Dienste

Als besonders spannende Felder der Digitalisierung bezeichnete Oettinger die Mobilität, die Gesundheit, zu deren Kontrolle künftig immer mehr Menschen Fitness-Armbänder tragen würden, die Industrieproduktion und das Bauen, vor allem das Gebäudemanagement. Die Digitalisierung werfe aber noch eine Menge kontroverser Fragen auf, zum Beispiel zur Datenhoheit.

Einen Einblick in den Alltag von Google eröffnete Dr. Frederik G. Pferdt, Chef der Innovations- und Kreativitätsprogramme von Google. Er sprach sich für eine von Transparenz und Offenheit geprägte Unternehmenskultur aus, betonte die Bedeutung des Miteinander für den Firmenerfolg. Der Autor- und Datenschutzexperte Max Schrems plädierte für verbindliche Rahmenbedingungen für den Betrieb der neuen digitalen Dienste. Der Österreicher hatte vor dem Europäischen Gerichtshof das europäische Datenschutzabkommen mit den USA zu Fall gebracht.

Kunden betreuen, nicht Verträge

„Wir sind Zeitzeugen einer sich verändernden Welt“, betonte zu Beginn der Tagung der Präsident des Gesamtverbandes Versicherungswirtschaft, Dr. Alexander Erdland. Geopolitische Konflikte neuen Ausmaßes, Klimawandel, Energie-Wende, die Niedrigzinsphase als Ausnahmezustand der Geldpolitik, der demographische Wandel und die zunehmend vernetzte Welt seien die großen Herausforderungen. Erdland betonte die Bedeutung der Kundennähe, gerade in der Digitalisierung. „Wir betreuen keine Verträge, wir betreuen Kunden“, sagte der Präsident und mahnte, „viel radikaler vom Kunden her zu denken“. Die persönliche Beratung habe einen immer höheren Stellenwert. Empathie könne kein Computer ersetzen.