Website-Icon DIA Altersvorsorge

Wohin mit dem Geld 2019?

Knapp sechs Billionen Euro beträgt das Geldvermögen der Deutschen. Trotz niedriger Zinsen blieben Tagesgeld, Festgeld, Spar- und Girokonten mit ca. 2,4 Billionen Euro auch 2018 die beliebtesten Anlageformen.

Obwohl die Deutschen rekordverdächtig gespart haben, ist ihr Geldvermögen nicht gewachsen. Das liegt auch daran, dass an den internationalen Börsenplätzen insbesondere im ersten aber vor allem im letzten Quartal 2018 erhebliche Verluste entstanden.

Das ist besonders ärgerlich, weil ausgerechnet im vergangenen Jahr die Aktienquote von Privatanlegern deutlich angestiegen ist. Etwa 20 Prozent des Anlagevermögens stecken mittlerweile in dieser Anlageklasse . Wieder dauerte es Jahre, bis sich deutsche Anleger aufgrund medialer Einflüsse, entsprechender Anlageberatung oder Vermögensverwaltung dazu durchgerungen hatten, mehr Geld in Aktien zu investieren. Das vermehrte Angebot von automatisierter Anlageberatung über Robo-Advisors, die meist mit ETF-Lösungen arbeiten, hatte sicherlich auch seinen Einfluss.

Politik brachte viel Unsicherheit

Auf europäischer Ebene sorgten die anhaltende Brexit-Debatte, die mangelnden Reformen der neuen italienischen Regierung, die für deutsche Verhältnisse schwierige Regierungsbildung nach der Bundestagswahl und die Zugeständnisse der französischen Regierung im letzten Quartal  für Unsicherheit. Die hohe Staatsverschuldung in Spanien, Portugal, aber insbesondere in Italien ist nicht neu, erhält aber mehr Gewicht, wenn Regierungen in Europa handlungsunfähiger werden.

In Deutschland warteten prominente Unternehmen wie Bayer, Deutsche Post, BASF oder Continental mit deutlichen Gewinnkorrekturen auf. Hinzu kamen noch negative Sondereffekte durch das Dieselgate der Automobilindustrie und die schon fast als traditionell zu bezeichnende Schwäche deutscher Banktitel.

Die angekündigten Änderungen der EZB-Politik mit dem Zurückfahren des QE-Programms sorgten für geringere Liquidität. Nur die Andeutung von steigenden Zinsen führte zu Schwächephasen an den internationalen Kapitalmärkten. Getoppt wird das durch eine schwer berechenbare US-Außenpolitik, die keinerlei Rücksicht auf historisch gewachsene internationale Bündnisse nimmt. Die positiven Effekte der reduzierten Unternehmenssteuer, die aber auch finanziert werden muss, werden sich erschöpfen. Zusätzlich ist eine Kontroverse mit der amerikanischen Notenbank Fed entstanden, deren eigentlich nachvollziehbare Zinspolitik der US-Regierungschef als Ursache der Börsenschwäche ansieht. Die Eskalation des Handelskonfliktes zwischen China und den USA tat ihr übriges, um für negative Stimmung zu sorgen.

Professionelle Portfolios auch unter Druck

Wenn praktisch alle Anlageklassen und Kapitalmärkte verlieren, ist es auch professionellen Investoren kaum möglich, positive Erträge zu erwirtschaften. Selbst defensive Depotstrukturen mit niedrigen Risikoklassen und einer Übergewichtung von kurzfristigen Rentenpapieren verloren ein bis zwei Prozent.

Nachhaltiges Investieren unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien ersparte einem Investor sicherlich die Probleme mit Automobilaktien oder die Kosten der Bayer-Monsanto-Fusion, konnte aber auch nicht verhindern, dass grundsätzliche Marktentwicklungen durchschlagen. Wer nicht gerade auf europäische Immobilienaktien, den russischen Aktienmarkt und US-Treasuries gesetzt hat, dürfte zum 31. Dezember 2018 wahrscheinlich keinen erfreulichen Depotauszug erhalten.

Substanz oder Wachstum?

Die Frage, ob man zukünftig eher in Substanztitel oder Wachstumswerte investieren soll, taucht immer wieder auf. Sicherlich waren in der Vergangenheit Aktien aus dem Segment Technologie die Highflyer. Dieses Segment darf man nicht abschreiben, auch wenn starke Kurskorrekturen entstanden sind. Grundsätzlich sollte man jetzt substanziell stabile Unternehmen mit historisch ordentlicher Dividendenausschüttung und gutem Management vorziehen. Aktien aus dem Segment Gesundheit, Produkte des alltäglichen Bedarfs, Immobilien oder Pharmazie können für etwas mehr Stabilität im Depot sorgen.

Nachhaltigkeit als Anlagephilosophie

Das Depot auf Nachhaltigkeit, im Sinne der ESG-Kriterien auszurichten, sollte sich langfristig ebenfalls auszahlen, insbesondere da die Europäische Kommission in diesem Jahr mit ihrer Initiative einen gewissen Druck auf die Finanzindustrie ausübt. Die Tatsache, dass nicht jeder Anleger Nachhaltigkeit gleich definiert, sollte nicht abschrecken. Die Datenbank www.nachhaltiges-investment.org weist 446 Fonds mit deutscher Zulassung aus, die das Thema bedienen.

Bitcoin, Canabis & Co.

Spezialthemen machen häufig nur kurz Spaß, wie der Bitcoinhype im Jahr 2017 gezeigt hat, oder man muss früh dabei sein und riskiert, in Firmen zu investieren, die vom Markt verschwinden. Letzteres kann bei Investments in medizinisch verwendbares Canabis der Fall sein, obwohl hier sicherlich auch Kurschancen liegen. Hier sollten aber nur Gelder investiert werden, die man als echtes  Risikobudget definiert.

Gold bringt keine Zinsen

Da Gold keine Ausschüttungen in Form von Zinsen und Dividenden erzeugt, bin ich kein Gold-Fan. Allerdings würde ich auf dem aktuellen Niveau keine Goldbestände veräußern und kann mir auch vorstellen, dass anhaltende Marktschwankungen Anleger wieder verstärkt in das Edelmetall treiben. Europäische Anleger müssen daran erinnert werden, dass Gold in US-Dollar gehandelt wird und daher zusätzlich ein Fremdwährungsinvestment darstellt.

Aktienquote beibehalten

Fazit: Auch im neuen Jahr muss man wohl mit ähnlichen Volatilitäten an den internationalen Börsen leben. Selbst wenn insbesondere Einsteiger enttäuscht sind, sei daran erinnert, dass man nie den idealen Investitionszeitpunkt trifft. Auch wenn die meisten der genannten Negativeinflüsse 2019 weiter wirken, sollten Anleger an Portfoliostrukturen mit 25 bis 30 Prozent Aktienquote nicht rütteln. Vorhandene Sparpläne mit Aktienfonds sollten beibehalten und dazu genutzt werden, den Aktienanteil im Depot zu erhöhen.

Aktien gehören weiterhin in jedes Depot. Internationale Anleihen, auch mit relativ niedriger Verzinsung können für etwas geringere Schwankungsintensität in einem Depot und für Zinsausschüttungen sorgen. Wenn man breit gestreut investiert ist, über einen längeren Zeitpunkt eine Renditemöglichkeit sucht und Zeithorizonte von zehn Jahren oder mehr hat, sollte man die Positionen auch in 2019 halten.


Gastautor Andreas Görler ist Senior Wealth Manager bei der Wellinvest – Pruschke & Kalm GmbH.