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Wird die neue Mobilität die Autobauer überrollen?

Digitalisierung, Urbanisierung, Nachhaltigkeit und Individualisierung werden die Mobilität der Zukunft bestimmen. Die klassische Automobilindustrie könnte der große Verlierer werden.

Die besten Zeiten der deutschen Automobilindustrie sind vorbei. Der Druck wächst. Digitalisierung, neue Formen der Nutzung und höhere Umweltstandards führen dazu, dass die vielbeschworene Disruption die Mercedes-Benz, VW und BMW dieser Welt hart erwischen wird.

„China und das Silicon Valley drängen aggressiv auf den internationalen Markt. Auch schärfere CO2-Ziele im Verkehrssektor, die Feinstaubdebatte in den Städten und die aktuelle Diskussion um Fahrverbote für Diesel setzen die Automobilhersteller unter Zugzwang. Gleiches gilt für die Zulieferer. Ohne tiefgreifenden Wandel droht Deutschlands Schlüsselindustrie Nr. 1 abgehängt zu werden“, heißt es beispielsweise bei der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Kurzum: Die deutsche Automobilbranche könnte sich zu einem Sorgenkind entwickeln, das auch erhebliche Auswirkungen auf die Anleger haben wird. Gehören Aktien von Daimler und Co. aktuell noch beinahe in so gut wie jedes Depot, kann sich dies in Zukunft als nicht unerhebliches Risiko herausstellen.

Die Höhenflüge der Autoaktien sind vorbei

Die ersten Anzeichen dafür sind schon sichtbar, denn die Höhenflüge vieler Aktien sind vorbei. Daimler rangiert auf dem tiefsten Stand seit mehr als fünf Jahren, ebenso hat VW im Fünf-Jahres-Zeitraum fast ein Viertel des Wertes eingebüßt. Selbst Porsche, einst erfolgsverwöhnt, hat in den vergangenen fünf Jahren ordentlich Federn an der Börse gelassen. Zum Start ins Jahr 2019 hat der Sportwagenhersteller übrigens deutlich weniger Autos an die Kunden gebracht als im Jahr zuvor – nämlich zwölf Prozent.

Harte Einschnitte nicht ausgeschlossen

Welcher politische Druck auf dem Kessel liegt, zeigt ein Vorstoß der Grünen: Bis 2030 soll das Aus für den konventionellen Verbrennungsmotor kommen. Das ist natürlich nicht in Stein gemeißelt. Aber der Wunsch der Politik, den Klimaschutz voranzutreiben und dafür auch harte Einschnitte vorzunehmen, ist spürbar. Ein erster Schritt: Die Zahl der Neuzulassungen von reinen Elektroautos hat sich in Deutschland in den ersten sechs Monaten 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Drittel erhöht. Der chinesische Markt weist weiterhin das größte Wachstum und die größten Volumina für alternative Antriebe auf. Dort gab es ein Plus von 100 Prozent. Darauf weist eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC hin.

Investoren sollten den Wandel nicht verpassen

Die Automobilindustrie wird sich aber nicht durch ein paar neue Modelle retten. Vielmehr kommt es darauf an, Mobilität als Ganzes neu zu denken und sich dabei eben nicht nur aufs Auto als das primäre Fortbewegungsmodell zu konzentrieren. Im Fokus stehen laut Friedrich-Ebert-Stiftung vier Megatrends: Digitalisierung, Urbanisierung, Nachhaltigkeit und Individualisierung. Autonomes, emissionsarmes oder sogar emissionsfreies Fahren in einer Smart City, die auf vernetztem, nachhaltigem Ressourcen-Management aufbaut und dadurch effizienter, technologisch fortschrittlicher, grüner und sozial inklusiver wird: Das ist die greifbare Vision der Zukunft, die so früh wie möglich Eingang in die Anlagestrategie finden sollte. Allzu bald wird diese neue Welt die alte Welt der klassischen Automobilindustrie überholen. Investoren sollten den Wandel nicht verpassen.

Nachhaltigkeit und Rendite schließen sich nicht aus

Dazu kommt der Nachhaltigkeitsaspekt. Ethisch einwandfreies und nachhaltiges Wirtschaften und Rendite schließen sich nicht aus. Auch das ist ein Kerngedanke in der neuen Ausrichtung auf intelligente Städte, umweltfreundliche Mobilität und Co. Ein gutes Beispiel für ein strategisches Investment: Der noch recht neue BlackRock Global Funds – Future Of Transport legt den Großteil des Kapitals in Aktien von Unternehmen an, die vor allem in der Erforschung, Entwicklung, Produktion und/oder dem Vertrieb von Transporttechnologien der Zukunft tätig sind. Für Anleger, die die Strategie des Fonds teilen, kann dies eine interessante Alternative sein.


Gastautor Dr. Martin Stötzel ist Managing Partner bei der unabhängigen Vermögensverwaltung Rhein Asset Management (Luxemburg und Düsseldorf).