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Wie findet man den richtigen Investmentfonds?

Der erste Investmentfonds kam in Deutschland 1949 auf den Markt. Mittlerweile hat ein Anleger die Wahl zwischen über 9.000 Aktien-, Renten-, Misch-, Immobilien- und Geldmarktfonds.

Hinzu kommen seit dem Jahr 2000 etwa rund 1.200 in Deutschland handelbare ETF (exchange traded funds). Bei diesem als passiv bezeichneten Ansatz handelt es sich um börsennotierte Fonds, die in der Regel einen Index abbilden. Die Depotstruktur wird nicht aktiv gemanagt, sondern anhand festgelegter Parameter angepasst. Schon allein die Anzahl der Produkte macht eine Auswahl daher nicht ganz einfach.

Für die Zusammenstellung eines Portfolios sind die persönlichen Ziele und Wünsche in Kombination mit den dafür notwendigen Zeithorizonten entscheidend. Auch der beste Aktienfonds ist wahrscheinlich nicht dafür geeignet, einen Kredit abzulösen, der im nächsten Jahr abläuft. Hier sollten Anleger auf Rendite verzichten und eine geldmarktnahe Anlage wählen. Die persönlichen Prioritäten legen also fest, welche Fondsart überhaupt in Frage kommt.

Was bringt ein Rückblick?

Sicherlich ist es interessant, eine historische Rückschau der Wertentwicklung vorzunehmen. Hier geht es auch darum, wie sich der Fonds im Vergleich zu anderen Produkten der gleichen oder zumindest ähnlichen Fondsgruppe geschlagen hat, vor allem in Schwächephasen, wie beispielsweise einer Finanzkrise. Insbesondere bei Mischfonds mit hohem Rentenanteil oder auch bei reinen Rentenfonds muss einem aber klar sein, dass sich das Zinsgefüge deutlich geändert hat und sich die Erträge der Vergangenheit wohl nicht wiederholen lassen.

Was darf ein guter Investmentfonds kosten?

Das hängt stark von der gewählten Fondsgruppe ab. Es ist ein Unterschied, ob ich einen Geldmarktfonds benötige, einen Rentenfonds für eine kurz- oder mittelfristige Investition oder langfristig in Aktienmärkte oder mehrere Anlageklassen investieren möchte. Während bei geldmarktorientierten Fonds, insbesondere in der aktuellen Niedrigzinsphase nur geringe Kosten tolerierbar sind, muss man bei aktiven, vermögensverwaltenden Ansätzen auch schon mal mit Gesamtspesen von mehr als zwei Prozent im Jahr rechnen.

Anleger müssen berücksichtigen, dass bei Banken, Versicherungen und auch bei beratungsorientierten Ansätzen in der Regel immer zwischen einem und 1,5 Prozent Spesen anfallen. Da man aber meist keine echte Rechnung erhält, sondern sich die Kosten aus unterschiedlichsten Einzelbeträgen zusammensetzen oder verrechnet werden, ist den meisten Privatanlegern nicht bewusst, wie viel Anlageberatung oder Vermögensverwaltung kosten darf.

Aktives oder passives Management?

Bei jedem Investment muss man sich Gedanken darüber machen, welche Ziele man verfolgt und ob man gegebenenfalls auch Zeit und Interesse hat, sich selbst intensiver darum zu kümmern. Je mehr man sich zutraut, umso höher kann auch der Anteil an passiven Produkten sein. Anleger mit Erfahrung, guter Selbsteinschätzung, Zeit und Disziplin können mit den kostengünstigeren, passiven Strategien gute Ergebnisse erzielen.

Bei wichtigen langfristigen Zielen ist jedoch ein aktiver, vermögensverwaltender Ansatz, der alle Anlageklassen berücksichtigt, vorzuziehen. Auch die Kombination unterschiedlicher Investmentphilosophien ist möglich, da fast jeder Vermögensverwalter auch eine Fondslösung für seinen Investmentansatz anbietet. Bei aktiven Fonds, die eine relativ freie Strategie verfolgen, entfällt zudem das Timingproblem für den Anleger. Grundsätzlich werden auch etwas weniger Anlageprodukte benötigt. Das sorgt für eine bessere Übersicht im Depot. Es sind insgesamt  weniger Anlageentscheidungen erforderlich. Die Gefahr, dem „Herdentrieb“ in Extremphasen zu folgen, reduziert sich dadurch.

Da in Deutschland bislang nur einstellige Prozentanteile direkt in Aktien investiert sind und immer noch etwa 3,5 Billionen Euro auf Tagesgeld-, Festgeld- und Sparkonten liegen, muss man dazu raten, dass größere Anteile des mittel- bis langfristig nicht benötigten Vermögensanteils auf aktive Anlagestrategien verteilt werden.

Relevante Kennzahlen

Der erste Blick fällt natürlich meist auf die reine Performance in Prozent, die sich vornehmlich auf einzelne Jahre, bestimmte Zeitabschnitte oder die gesamte Fondshistorie bezieht. Hier ist zu berücksichtigen, wie sich der Gesamtmarkt in der gleichen Zeiteinheit entwickelt hat. Wie vergleichbare Fonds gelaufen sind. Welches Risiko man während der Anlagedauer eingegangen ist und welche Kosten das Investment  verursacht hat.

Im Idealfall kann das Management auf eine langjährige Expertise verweisen, die auch schwache Marktphasen einschließt. Weiterhin sollte keine hohe Korrelation zu anderen Produkten bestehen, die bereits im Portfolio vorhanden sind. Mittels Korrelationstabellen kann man feststellen, ob sich Fonds ähnlich oder sogar gleich entwickeln. Es ist besser, unterschiedliche Ansätze zu kombinieren. Die Kosten sollten in etwa dem Marktdurchschnitt für das gewählte Segment entsprechen. Die Gesamtkostenquote (TER) weist die Kosten zusammengefasst aus. Die Volatilität wiederum gibt darüber Auskunft, wie hoch die Schwankungsbreite in einem Beobachtungszeitraum war. Erreichen mehrere Fonds aus dem gleichen Segment eine ähnliche Rendite, sollte man das Produkt wählen, das den Ertrag mit einer geringeren Volatilität erreicht hat.

Sharp Ratio höher als 1 ist ein gutes Zeichen

Im Zusammenhang mit der Volatilität sollten Anleger auch einen Blick auf den maximalen Verlust werfen, der in der gewählten Zeiteinheit eingetreten ist. Die sogenannte Sharp Ratio gibt darüber Auskunft, ob eine Überrendite gegenüber einer risikolosen Geldanlage vorliegt. Eine Sharp Ratio größer als 1 ist ein positives Signal. Ein Wert kleiner als null zeigt dagegen an, dass noch nicht einmal die Geldmarktverzinsung übertroffen wurde. Das Alpha bezieht sich dagegen auf die Benchmark eines Fonds und gibt an, wie viel die Wertentwicklung des Fonds von der des Vergleichsindex abweicht. Ist diese Zahl positiv, erreichte das Investment eine bessere Performance als der Vergleichsmarkt.


Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

Wie Andreas Görler. Er ist Senior Wealth Manager beim Vermögensverwalter Wellinvest Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.