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Wie Anleger mit Struktur auf Unsicherheit reagieren

Pandemie, hohe Inflation, Versorgungsengpässe, steigende Energiepreise und kriegerische Auseinandersetzungen – eine Krise jagt gefühlt die nächste und das in immer kürzeren Abständen.

In diesem volatilen Umfeld sind Anleger zunehmend verunsichert. Der Wunsch nach Stabilität bei der Geldanlage wächst. Doch für erfahrene Finanzexperten ist die Situation nicht ungewöhnlich: „Phasen großer Unsicherheiten sind nicht neu und haben uns auch in früheren Jahrzehnten vielfach begleitet“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland). 

In der Tat kommen Schwankungen und Kursrückgänge an den Finanzmärkten immer wieder vor. „Wichtig ist nur, auch in schwierigen Phasen Ruhe zu bewahren“, rät Prof. Tilmes. Klar ist aber auch: Voraussetzung für solch Gelassenheit ist eine solide strategische Asset Allokation. Sie beschreibt die Aufteilung des Vermögens in mehrere Teile, welche in unterschiedliche Anlageklassen und Einzelinvestments angelegt werden. 

Die strategische Asset Allokation sollte die Basis einer langfristigen Anlagestrategie sein. Studien zeigen immer wieder: Die strategische Vermögensstruktur ist für 80 bis 90 Prozent des langfristigen Anlageerfolgs verantwortlich. Erst weit danach kommen Faktoren wie Timing, taktische, also kurzfristige, Vermögensstruktur und Titelselektion. Diese Vermögensaufteilung sollte idealerweise jeweils so auf die Risikosituation des Anlegers ausgerichtet werden, dass sie in den verschiedenen Marktphasen beibehalten werden kann, ohne die Minimalziele zu gefährden.

US-Stiftungen als Vorbilder 

Doch nur die wenigsten Anleger sind in der Lage, selbst eine solche langfristig ausgerichtete Vermögensstruktur zu entwickeln. Stattdessen sind Privathaushalte in Deutschland trotz zum Teil sehr hoher Inflation immer noch unterdurchschnittlich in Wertpapieren investiert. Rund ein Drittel des gesamten Geldvermögens wird bar oder in schlecht verzinsten Bankeinlagen gehalten. Fast ebenso viel ist in Versicherungsprodukten gebunden.

Wie genau die „Zutaten“ für eine erfolgreiche Vermögensstruktur aussehen, ist sicher individuell verschieden. Der Blick auf die strategische Asset Allokation der großen US-Stiftungen wie Yale oder Harvard aber zeigt, dass – vereinfacht gesagt – das Erfolgsgeheimnis in der Streuung der Anlagen über viele verschiedene Assetklassen hinweg und in einer Beimischung von alternativen Investments liegt. „Ein optimal geschütztes Vermögen besteht aus einem gesunden Mix aus mehreren Asset-Klassen“, bestätigt Prof. Tilmes. Dank einer ausgewogenen Diversifikation können auch grundsätzlich defensiv eingestellte Anleger risikoreichere Anlageklassen in ihr Investment einbeziehen. Entscheidend ist es jedoch, damit einhergehende höhere Risiken sowie ein verändertes Korrelationsumfeld zu berücksichtigen. 

Illiquide Anlageklassen gehören dazu

Dies führt zur Erkenntnis, dass die strategische Asset Allokation sich nicht auf liquide Vermögenswerte beschränken sollte, sondern auch illiquide Anlageklassen inkludieren und somit auf das Gesamtvermögen des Privatkunden ausgerichtet sein sollte. Doch was sich einfach anhört, ist in der Umsetzung durchaus komplex. „Viele Anleger machen den Fehler, sich zunächst mit der Frage der konkreten Investitionsentscheidungen zu beschäftigen. Doch beginnen sollte man mit den langfristigen individuellen Zielen. Warum muss oder will ich überhaupt investieren?“, verdeutlicht der FPSB-Vorstand.

Masterplan für das Vermögen 

Erst nach diesem „Warum“ sollte das „Wie“, also die Festlegung der Strategie, folgen. Erst zuletzt geht es um die Umsetzung in Anlageprodukten. „Die strategische Asset Allokation ist vergleichbar mit einem Masterplan, der die Grundlage für jede einzelne zukünftige Investitionsentscheidung ist“, macht Tilmes klar. Die optimale Aufteilung des anzulegenden Vermögens auf verschiedene Anlageklassen und Einzelinvestments ist dabei das wichtigste Werkzeug für das Risikomanagement. 

Die besondere Herausforderung liegt darin, Anlageformen zu kombinieren, die bei Krisen in einem Marktsegment nicht alle gleichermaßen betroffen sind. Widerstandsfähige Portfolios zeichnen sich durch eine Mischung von Anlageklassen aus, die wenig korreliert sind, unterschiedlichen Zyklen unterliegen und deren kombinierte Wertentwicklung schwerste Erschütterungen verhindern.