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Wein, Edelsteine oder Oldtimer als Anlage?

Das Gesamtvermögen der Bundesbürger beträgt knapp 14 Billionen Euro. Die Hälfte ist in Immobilien investiert. Die andere Hälfte steckt in mehr oder weniger liquiden Geldanlagen wie Aktien, Anleihen, Wertpapierfonds, Versicherungen oder liegt unverzinst auf Spar-, Festgeld- oder Anlagekonten.

Gerade die Nullverzinsung oder nun auch die Berechnung von Verwahrentgelten lässt Anleger nach Opportunitäten suchen. Neben Investitionen in Beteiligungsmodelle halten Anleger auch nach anderen handelbaren Investitionsgütern Ausschau. Spektakuläre Verkaufserlöse bei Kunstgegenständen, Edelsteinen, Wein oder Whiskey sowie Oldtimern wecken das Interesse.

Im Wesentlichen handelt es sich bei den genannten alternativen Investments um Sachwerte, die einen Inflationsschutz bieten können und keine Ausschüttungen oder prognostizierbaren Renditen erzielen. Eine weitere Ähnlichkeit besteht darin, dass es keinen echten Zweitmarkt gibt, der auch nur annähernd mit einer Wertpapierbörse vergleichbar wäre. Hieraus wird häufig abgeleitet, dass das Schwankungsverhalten dieser Anlagen niedriger wäre als bei Aktien. Das wirkt aber meistens nur so, da die alternativen Investments nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen und nur vergleichsweise wenige Umsätze stattfinden. Die handelnden Personen bleiben auf Auktionen oder beim direkten Erwerb zwischen Käufer und Verkäufer unter sich. Nur spektakuläre Umsätze bei großen Adressen kommen in den Nachrichtensendungen vor.

Unterschätzte Zusatzkosten

Der Aufbewahrung, Lagerung oder Versicherung dieser Wertgegenstände kommt eine hohe Bedeutung zu. Sie sind mit deutlich höheren Kosten verbunden als bei der Verwahrung von Investments in einem Wertpapierdepot. So sollten Diamanten, Edelsteine oder Goldmünzen in Bankschließfächern, Tresoranlagen oder einem eigenen Tresor aufbewahrt werden. Bilder oder Kunstgegenstände müssen speziell versichert sein und die Licht- und Temperaturverhältnisse sind regelmäßig zu kontrollieren. Außerdem kann es schlicht am notwendigen Platz fehlen, um größere Exponate oder eine Vielzahl von Objekten zu lagern. Bei Oldtimern muss man über die entsprechende Anzahl von Stellplätzen verfügen. Da es sich um bewegliche Maschinen mit einer Funktion handelt, ist der Wert sehr von der Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs abhängig, was regelmäßige Wartung erfordert. Bei Whiskey und Wein sind ebenfalls die Lagerung, Temperatur und das Platzangebot relevant. Hieraus ist leicht erkennbar, dass nicht jeder Interessent in der Lage ist, sich auf dieses Investment einzulassen.

Eigene Expertise oder fachliche Begleitung

Zwar können Interessierte sich einige notwendige Grundkenntnisse aus der Fachliteratur aneignen. Das ist bei Wertpapieranlagen sicherlich auch möglich. Allerdings sind alle beschriebenen Anlageobjekte, im Gegensatz zu Wertpapieren, nicht in Maß, Zahl und Gewicht identisch, sondern stets individuell, wenn man von Anlagediamanten, Goldbarren und gängigen Goldmünzen einmal absieht. Die direkte Ansicht des Objektes durch den Käufer oder eine bevollmächtigte Person ist daher unbedingt erforderlich. Hier ist dann nicht nur die grundsätzliche Eignung als Anlageobjekt zu prüfen, sondern auch die Gefahr von Fälschungen auszuschalten, zum Beispiel durch Echtheitszertifikate.

Höherer Aufwand bei Kauf und Verkauf

Hieraus ergibt sich zeitlicher und finanzieller Aufwand, da man Fachleute auch bezahlen muss oder auch Rechnungen für Expertisen gestellt bekommt. Auch der Umstand, dass man, ähnlich wie bei Immobilientransaktionen, mit mehreren potentiellen Käufern/Verkäufern Termine durchführen muss, erhöht den Aufwand.

Emotionale Bindung vermeiden

Häufig sind es Enthusiasten oder Sammler, die sich sehr für ein Segment interessieren. Dieser Personenkreis hat oft ein sehr hohes Know-how und benötigt eher wenig Unterstützung auf Auktionen oder bei Transaktionen. Wenn ein zu starkes Eigeninteresse oder gar eine Sammelleidenschaft besteht, ist das aber eher schlecht für die Liquidität oder die Rendite. Man muss sich eben auch trennen können, wenn ein Renditeziel erreicht ist und der Preis stimmt.

Vermeintlicher Schutz im Abschwung

Immer wieder wird behauptet, dass alternative Investments einen höheren Schutz in Rezessionen bieten als beispielsweise Wertpapiere, da Börsenkurse stark fallen können. Aktien, Anleihen oder abgeleitete Produkte sind liquide. Sie können per Knopfdruck verkauft werden. Das tun dann auch vermögende Investoren, weil für die aufgeführten alternativen Anlagen keine liquiden Märkte existieren bzw. so schnell keine Käufer zu finden sind. Dieser Personenkreis hat es aber meist auch gar nicht nötig, ausgerechnet diese Anlagen zu veräußern. Außerdem muss man sich vergegenwärtigen, wer in einer Wirtschaftskrise dafür Geld ausgibt. Das können dann auch nur Investoren sein, die über sehr große Vermögen verfügen und daneben immer noch genügend Liquidität haben, um den Lebensunterhalt zu bestreiten.

In der Regel höhere Einstiegssummen

Kann man über Wertpapiersparpläne bereits ab 25 Euro anfangen, ein Depot aufzubauen und Erfahrungen zu sammeln, geht es hier grundsätzlich eher wenigstens im mittleren vierstelligen bzw. unteren fünfstelligen Bereich los. Selbst dann kann man aber noch keine Diversifizierung erreichen oder von einem Portfolio sprechen.

Fazit: Wenn man unterstellt, dass eine breite Diversifizierung eines Portfolios ein verbessertes Chance-Risiko-Profil erzeugt, sind solche Investments nach wie vor nur etwas für vermögende Anleger mit entsprechendem Fachwissen, die bereits über eine gute Vermögensstruktur verfügen. Für den Vermögensaufbau oder die Depotstruktur durchschnittlicher Privatanleger sind diese Investments nicht geeignet.

Gastautor Andreas Görler ist zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments und Senior-Wealth-Manager bei der -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.