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Wasser – blaues Gold für das Portfolio

Die Grundargumentation ist nachvollziehbar: Die Weltbevölkerung wird weiter wachsen. Nur ein kleiner Teil von 2,5 bis 3,5 Prozent der weltweiten Wasservorräte ist trinkbares Süßwasser.

Davon ist ein erheblicher Teil als Eis in Gletschern oder an den Polkappen gebunden. Die Nachfrage nach sauberem Trinkwasser sollte also permanent steigen.

Bereits heute haben ca. vier Milliarden Menschen einen Monat im Jahr nicht ausreichend Wasser zur Verfügung. Laut UNESCO erfüllt dies bereits die Kriterien von Wasserknappheit. Im Jahr 2017 hatte knapp eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und über zwei Milliarden Menschen verfügen nicht über einfache sanitäre Anlagen. 70 Prozent des weltweiten Verbrauchs geht auf das Konto der Landwirtschaft. Für die Produktion einer Tonne Getreide wird die tausendfache Menge Wasser benötigt.

Hoher Verbrauch trifft auf veraltete Infrastrukturen

An zweiter Stelle folgt der industrielle Wasserverbrauch. In entwickelten Ländern wie in Deutschland haben private Haushalte einen relativ geringen Wasserverbrauch. Hier macht dieses Segment nur ein Prozent der gesamten Nutzung aus. Trotzdem ist der Wassermangel nicht nur in Entwicklungsländern ein akutes Problem. Auch in modernen, grundsätzlich gut entwickelten Volkswirtschaften ist die Infrastruktur teilweise extrem veraltet. In London beispielsweise versickern jährlich 20 bis 50 Prozent des Leitungswassers durch beschädigte Wasserleitungen. In Frankreich liegen die Wasserverluste bei rund 20 Prozent. Der Optimierung der Infrastruktur und der Aufbereitung von Trink- und Brauchwasser kommt daher eine immer größere Bedeutung zu.

Lohnendes Investment

Es klingt also logisch und nachvollziehbar, dass dieses Segment auch langfristig von Bedeutung bleiben wird. Firmen die in diesem Bereich tätig sind, sollten die Anleger daher auch mit steigenden Aktienkursen erfreuen. Meist wird als Referenzwert für „Wasser-Aktien“ der Standard & Poor’s Global-Water-Index herangezogen, der in den letzten fünf Jahren auch um gut 40 Prozent gestiegen ist.

Sehr unterschiedliche Segmente

Eine Zukunftsindustrie ist das gesamte Segment zur Steigerung der Wassereffizienz. Weitere Perspektiven liegen im Bereich der Wasseraufbereitung. Das Auftragsvolumen von Unternehmen, die auf den Bau von Kläranlagen oder Meerwasserentsalzungsanlagen spezialisiert sind, hat sich deutlich erhöht. Auch der Gesundheitssektor mit speziell entwickelten Wassertests kann eine Investitionsmöglichkeit bieten. Einerseits kann man in die Infrastrukturentwicklung von Industrieländern wie Großbritannien, USA und Frankreich investieren. Die andere Möglichkeit: der komplette Aufbau einer funktionsfähigen Versorgung in Schwellenländern.

Nicht ohne Risiken

Da es sich um ein Aktieninvestment handelt, sollten sich Anleger über die grundsätzlichen Risiken einer Aktienanlage im Klaren sein. Oft handelt es sich um klein- oder mittelkapitalisierte Firmen. Deshalb ist eine breite Streuung zur Risikominimierung sinnvoll. Ein weiterer Aspekt bei Wasserinvestments ist, dass die Mehrheit aller staatlichen Versorger die Kosten nicht durch den Wasserpreis deckt, sondern Quersubventionen einsetzt. Das macht die Preisgestaltung intransparent. Insbesondere bei Investitionen in Einzeltitel in Schwellenländern kommen Währungsrisiken, mangelnde Liquidität an den jeweiligen Börsen und auch politische Risiken hinzu.

Sinnvolle Produkte für Privatanleger

Natürlich ist ein direktes Investment in einzelne Aktiengesellschaften wie beispielsweise in den amerikanischen Hersteller für Wasseraufbereitungsanlagen und analytische Geräte Xylem, das britische Unternehmen Pennon Group für Wasser- und Abwasserservice sowie Grundwasserschutz oder den italienischen Energieversorger und Abfallbewirtschafter A2A S.P.A, der auch im Bereich Wasserkraftwerke tätig ist, möglich.

Für eine gut strukturierte Mischung benötigt man allerdings international tätige Unternehmen, die unter Umständen nicht an deutschen Börsen liquide handelbar sind. In diesem Segment sind aktiv gemanagte Fonds ratsam. In Deutschland gibt es derzeit ca. 15 „Wasserfonds“, die mindestens zu 90 Prozent in Unternehmen des Wassersektors investieren. Wer zusätzlich mit seinem Investment auch ökologische, ethnische und soziale Aspekte verbindet, muss noch etwas selektieren, da nur acht dieser Fonds diese Kriterien erfüllt.

Da ich ohnehin der Auffassung bin, dass die Aktienquote in privaten Depots in Deutschland signifikant erhöht werden muss, um überhaupt Renditen zu erzielen, können hier auch Wasserinvestments eingesetzt werden. Ein Anteil von fünf bis zehn Prozent ist daher tolerabel, zumal in diesem Bereich unterschiedlichste Sektoren wie Technologie, Industrie und Gesundheit enthalten sind. Hier sollte allerdings auf Nachhaltigkeitssaspekte bzw. ESG-Kriterien geachtet werden, damit die investierten Gelder auch wirklich in umweltschonende und verbrauchsoptimierte Projekte fließen. Schließlich ist Wasser zusammen mit Luft wohl die wichtigste natürliche Ressource, die es gibt.


Gastautor Andreas Görler ist Senior Wealth Manager bei der Wellinvest – Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.