Website-Icon DIA Altersvorsorge

Was bringt das Jahr 2022 den Anlegern?

Steigende Inflation, schwache Konjunkturdaten und starke Kursschwankungen – derzeit scheinen die Risiken erheblich zu sein. Dennoch fällt der Ausblick auf 2022 eher positiv aus. Vorsicht ist bei der Geldanlage trotzdem geboten.

Die Verbraucherpreise steigen so rasant wie lange nicht. Im September legten sie laut Destatis 4,1 Prozent zu – der höchste Wert seit 1993. Der Zuwachs der Erzeugerpreise lag im August dieses Jahres gar im zweistelligen Bereich. Gleichzeitig ging der ifo-Geschäftsklimaindex im September zum dritten Mal in Folge zurück, womit sich die Wachstumsaussichten eintrüben. 

Für 2022 scheinen das keine guten Vorboten zu sein. „Ich bin dennoch verhalten optimistisch, was meinen Ausblick auf das kommende Jahr betrifft“, sagt Anton Vetter von der BV & P Vermögen AG aus Kempten. „Schließlich sind die stark steigenden Preise und die schwächeren Konjunkturindikatoren auch eine Folge der Lieferkettenprobleme.“

Zwar haben viele Unternehmen aktuell volle Auftragsbücher, doch können sie die Aufträge nicht abarbeiten, weil ihnen Teile, insbesondere Halbleiter aus Asien, fehlen. „Ich gehe davon aus, dass diese Lieferengpässe in den kommenden Monaten beseitigt werden und die Konjunktur dann wieder in Schwung kommt“, ist Rainer Kienzle, SVA Vermögensverwaltung in Stuttgart, überzeugt.

Lockere Geldpolitik schafft Investitionsanreiz

Außerdem gibt es zwei weitere Faktoren, die für einen gewissen Optimismus sorgen könnten. „Dank der lockeren Geldpolitik ist viel Geld vorhanden und die Firmen werden investieren“, sagt Vetter. Dazu kommt, dass ein Ende der Niedrigzinsphase nicht absehbar ist. „Zwar sind die Zinsen aktuell weiterhin nicht marktkonform und viel zu niedrig“, sagt Kienzle. „Doch werden die Notenbanken versuchen, den Zinsanstieg so lange wie möglich aufzuschieben und so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Insbesondere die EZB wird erst dann den Leitzins erhöhen, wenn die Inflation völlig aus dem Ruder läuft oder der Druck auf die Währung durch Zinserhöhungen in anderen Regionen massiv zunimmt.“

Stark steigende Zinsen sind deshalb kurzfristig nicht zu erwarten. „Das ist ein Umfeld, in dem Anleger Sachwerte favorisieren sollten“, sagt Vetter. Dazu zählen auch Aktien. „Kommt die Konjunktur 2022 wieder in Schwung und bleibt die Geldpolitik expansiv, so wie wir es erwarten, dann sind das gute Voraussetzungen für steigende Aktienkurse“, sagt er.

Stärkere Risikostreuung ist ratsam

Mit hohen Kursschwankungen sollten Anleger dennoch rechnen. „Deshalb empfehlen wir, auf solide und qualitativ hochwertige Unternehmen, die eine geringe Verschuldung haben, zu setzen“ so Vetter weiter. Kienzle rät zudem, das Portfolio stärker zu diversifizieren. „Ich kann mir vorstellen, dass in einem Umfeld höherer Inflationsraten beispielsweise Bank- oder Rohstoffaktien besser laufen, so wie wir es zuletzt gesehen haben“, sagt er. „Ich würde nicht alles auf solche Werte setzen. Eine stärkere Diversifikation ist angebracht, da zum Beispiel Technologieaktien inzwischen ein hohes Rückschlagpotenzial bergen.“

Soweit es die regionale Gewichtung betrifft, rät Kienzle zur Vorsicht in den Schwellenländern. „Wenn der Dollar stark ist, fließt das Kapital in der Regel in die etablierten Märkte, weshalb die Emerging Markets weiter unter Druck bleiben dürften“, sagt er. Allerdings könnten sich in Asien nach Ansicht von Vetter Chancen auftun. „Da dort die Aktienmärkte vergleichsweise günstig bewertet sind, könnten sie Aufholpotenzial haben“, meint der Finanzprofi. 

Sachwerte bleiben attraktiv

Auch bei festverzinslichen Wertpapieren gilt es, genau abzuwägen. „Zwar ist ein realer Kapitalerhalt damit nicht mehr möglich, zur Risikostreuung gehören Anleihen bei Anlegern mit eingeschränkter Risikobereitschaft schon ins Portfolio“, sagt Vetter. „Dabei gilt es jedoch unbedingt auf Qualität zu achten.“ Schließlich sind Sachwerte wie Immobilien weiter attraktiv. „Es wird hier keine so großen Wertsteigerungen wie in den vergangenen Jahren geben, einen Einbruch der Preise erwarte ich jedoch nicht“, sagt Vetter. „Sie dürften sich vielmehr auf hohem Niveau stabilisieren.“ Insgesamt sollten Anleger also mit einer breiten Streuung über viele Anlageklassen und einer höheren Gewichtung von Sachwerten für 2022 gut aufgestellt sein.