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Value-Investing: Der Gewinn liegt im Einkauf

Wenn es einen wirklich durchgehenden, langfristigen Trend oder fast eine feste Regel am Aktienmarkt gibt, dann den von der Überlegenheit des Value-Investing.

Ziel ist es dabei, gute Unternehmen günstig einzukaufen und an der langfristig überdurchschnittlichen Wertentwicklung teilzuhaben. Aber wo früher viel Bauchgefühl gefragt war, hilft heute Technologie.

Der eigentliche Sinn des Aktienmarktes ist es ja, Unternehmen Kapital zur Verfügung zu stellen, damit sie langfristig gedeihen können. Sind die Unternehmen solide aufgestellt, stimmt die Richtung und verfügt es über ein fähiges Management, steht einer dauerhaft guten Entwicklung nichts im Weg. Daran teilzuhaben, diese Unternehmen zu suchen und zu finden, das ist das Wesen des Value-Investing.

Werte zu identifizieren, die am Markt, aus welchen Gründen auch immer, nicht oder noch nicht so gesehen werden. Das Prinzip ist eigentlich ganz einfach: Kaufe ein Schnäppchen und warte ab. Schließlich ist der Markt kurzfristig eher ein Stimmungsbarometer, das rasch und manchmal heftig auf Meinungen und Einschätzungen reagiert. So kann das Wort eines US-Präsidenten schon mal die Börse zum Wackeln (Nordkoreadrohungen) oder Jubeln (Steuerreformankündigung) bringen. Die Kurse der einzelnen Aktien werden dann mehr von der allgemeinen Stimmung geprägt. Selbst gute Unternehmen werden kollektiv mit abgestraft, wenn der gesamte US-Markt oder eine bestimmte Branche in den Keller geschickt wird. Umgekehrt können selbst mittelprächtige Firmen im Wert steigen, wenn der gesamte Markt oder das komplette Segment gefragt sind.

Erfolgreich gegen den Strom schwimmen

Diese Preisverwerfungen sind aber nicht von Dauer. Auf lange Sicht nähern sich Preis und wirklicher Wert an. Ein Investor kann durch Aussitzen der Stimmungsschwankungen der anderen Investoren von Wertzuwächsen profitieren. Echten Erfolg hat nur derjenige, der das Gegenteil der Mehrheit macht. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb aktive Value-Strategien passiven Strategien überlegen sind.

Ziel ist es, bei niedrigen Bewertungsniveaus einzusteigen und dann teurer zu verkaufen. Value-Investing bedeutet also die Suche nach Aktien, die nach festgelegten Kriterien als günstig angesehen werden. Es geht ja nicht um billige Aktien, sondern um preiswerte. Erster und wichtigster Schritt ist dabei die Bilanzanalyse. Aus den Daten der Vergangenheit ergibt sich ein fairer Wert für das Investment. Dieser wird dann mit dem Marktwert verglichen. Liegt der Marktpreis darunter, ist das Unternehmen also nach den Zahlen mehr wert, lohnt sich ein Kauf, denn irgendwann wird der Markt das Potential erkennen. Der Schlüssel liegt in der Relation zwischen Preis und Wert.

Risiken werden kontrolliert reduziert

Value-Investing verringert aber auch das Risiko. Wenn Wertpapiere zu einem Preis unter dem wahren Wert gekauft werden, so ist der Spielraum für menschliche Fehler, Krisen oder extreme Markt-Volatilität größer. Damit erhöht sich nicht nur die Chance auf eine langfristige und erfolgreiche Rendite, sondern Risiken werden kontrolliert reduziert.

Aber wie lassen sich die Schnäppchen finden? Technologie hilft, rationale und bessere Entscheidungen zu treffen. Das gilt auch bei der Geldanlage. Das Durchstöbern riesiger Datenmengen war früher entweder Fleißarbeit mit hohem Personaleinsatz oder es kam auf das Bauchgefühl an, von dem manchen Investoren wie etwa Warren Buffet ja viel nachgesagt wird, das aber in dieser Form nur die wenigsten haben. Deshalb übernehmen Rechner die Analyse von Fundamentaldaten und Unternehmensinformationen und filtern nach vorgegebenen Kriterien die besten, preiswertesten Unternehmen heraus. Ist auch deren Zukunftsaussicht gut, kann ein Value-Investor zuschlagen.

Das Schöne daran: Viele Studien belegen, dass Value-Investing eine der erfolgreichsten Strategien für Überrenditen ist. Zum anderen wird das Kapital sehr effizient eingesetzt: Da Value-Investing immer langfristig angelegt ist, sind niedrigere Investitionskosten erforderlich als bei anderen Strategien. Zudem wird nicht so häufig ge- und verkauft, da ein Investment Zeit zur Entwicklung bekommt. Value-Investoren sind zudem antizyklisch: die attraktivsten Investmentmöglichkeiten lassen sich oft in wirtschaftlich schweren Zeiten finden, wenn selbst gute Unternehmen in den allgemeinen Abwärtssog gerissen werden und dann entsprechend preiswert zu haben sind.


 

Gastautor Uwe Zimmer ist Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH in Willich und schreibt für das Deutsche Institut für Altersvorsorge regelmäßig über Kapitalmarktthemen.