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US-Aktienmarkt: Ende einer Ära

GE ist raus. Der angeschlagene Siemens-Rivale General Electric (GE) ist bei den Anlegern derart in Ungnade gefallen, dass GE den US-Leitindex Dow Jones Industrial Average an der New Yorker Börse verlassen muss.

Der Indexbetreiber S&P Dow Jones Indices hat beschlossen, GE durch die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance zu ersetzen.

Der Niedergang der US-Industrie-Ikone GE geht damit weiter: Für den über 125 Jahre alten Großkonzern, dessen Wurzeln auf den Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison zurückgehen, ist der erste Abstieg aus dem Index der 30 größten US-Unternehmen seit über 110 Jahren ein großer Rückschlag. GE zählte zu den Gründungsmitgliedern, als der Dow Jones 1896 an den Start ging, und war seit 1907 ununterbrochen dabei. Dass die Aktie nun aus dem Leitindex herausgenommen wird, ist jedoch nicht allzu überraschend: Der Dow Jones ist ein kursgewichteter Index, und GE repräsentiert mit einem Aktienkurs von unter 13 US-Dollar inzwischen weniger als ein halbes Prozent des gesamten Index. Seit Ende 2016 hat sich der Aktienkurs praktisch gedrittelt.

Ein Dino in großer Krise

Der Dino der US-Wirtschaft steckt in einer seiner größten Krisen. Bislang ist es dem neuen Vorstandschef John Flannery, der im August den viel kritisierten Jeff Immelt ersetzte, nicht gelungen, Anlegern Hoffnung auf eine Trendwende zu machen. GE befindet sich schon seit Jahren in einem radikalen Konzernumbau. Nach schlechten Erfahrungen in der Finanzkrise zog sich das Unternehmen aus dem Geschäft mit Finanzdienstleistungen, das einst über die Hälfte des Umsatzes beisteuerte, weitgehend zurück. Doch obwohl die Tochter GE Capital fast komplett eingestampft wurde, hat sie noch große Risiken in den Büchern. Im ersten Quartal sorgte eine hohe Rückstellung aufgrund von Ermittlungen der US-Justiz wegen zweifelhafter Hypothekengeschäfte für einen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar.

Ein langer Weg steht dem Unternehmen bevor

Auch die Rückbesinnung auf das Industrie-Kerngeschäft lief bislang schlecht. In den vergangenen Jahren etwa wurde dies durch den Ausbau der Energiesparte erschwert, die stark unter dem Ölpreisverfall litt. Vor allem die Kraftwerksparte bereitet weiter Sorgen. Die Nachfrage im Turbinenbau stockt. Das hat auch Siemens leidlich erfahren. Doch Siemens hat rechtzeitig interne Umstrukturierungsarbeiten vorgenommen, die GE noch bevorstehen. Es könnte ein langer Weg werden, aber vielleicht führt dieser das Unternehmen dann wieder in den Dow Jones zurück.


Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux ist Geschäftsführer der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.