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Unternehmer sind immer die Bösen

Die Deutschen scheuen Aktien und Wertpapieranlagen. Diese Aversion ist teils gesellschaftlich anerzogen, denn wer Geschäfte machen will, kann kein Guter sein oder?

Erfolg wird hierzulande häufig als etwas Schlechtes dargestellt. Gut gegen Böse – das heißt oft Moral gegen Materialismus. Auch in Filmen sind Unternehmer und Selbstständige in der Regel die Schurken. So stellt diese Berufsgruppe in über 1.000 Tatort-Krimis mit Abstand die meisten Mörder. Kein Wunder also, dass die Deutschen nicht unbedingt scharf darauf sind, ihr Geld zu mehren.

Schon Aristoteles fand die Idee verwerflich, sein Vermögen nur durch Zinsen zu steigern. Münzen sollen sich lieber durch ehrliche Arbeit anhäufen und den Erwerb nicht aus diesen selbst erzielen. Zahlungsmittel seien für den Tausch erfunden worden. Durch Zinsen jedoch vermehrt sich das Geld nach Aristoteles gegen die Natur. Diese Weltanschauung gleicht einem Nullsummenspiel ohne Fortschritt oder Wachstum.

Wir verschenken unser Geld

Die wirtschaftliche Weiterentwicklung bescherte uns allerdings den Wohlstand, in dem wir heute leben. Dennoch werden vor allem in Deutschland erfolgreiche, vermögende Menschen nicht selten als korrupt oder moralisch verwerflich angesehen. Die Bundesbürger verschenken durch ihre Denkweise den eigenen Erfolg. So werden viele DAX-Unternehmen von ausländischen Aktionären getragen. Den Gewinn dieser deutschen Firmen stecken sich also andere ein.

Darauf machte die Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages, Bettina Stark-Watzinger (FDP), auf einer Veranstaltung des Prometheus-Instituts kürzlich in Berlin aufmerksam. Ihrer Ansicht nach braucht es in der Bundesrepublik eine Debatte über Aktienkultur mit mehr Mut zum Risiko. Auf Girokonten, mit Tages- und Festgeld verbrennen die Deutschen nämlich inflationsbedingt ihre Ersparnisse. An die Finanzmärkte aber trauen sich die wenigstens, obwohl die Renditen gerade bei einem langen Anlagehorizont wie bei der Altersvorsorge mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit positiv sind.

Grundstein für Aktienkultur in den Schulen legen

Stark-Watzinger plädierte daher für eine stärkere ökonomische Bildung an Schulen. Wenn wir jetzt nicht damit anfangen, verlieren wir eine weitere Generation, so die Bundestagsabgeordnete. Zustimmung erhielt sie in diesem Punkt von Dr. Andreas Zubrod, tätig bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im Bereich Asset Management Consulting. Schulen seien mit der größte Einflussfaktor auf Wissen und Denkweisen. Dass Kitas und Schulen überwiegend in Frauenhand sind, sieht er problematisch. Für das Erlernen von Rollenbildern seien beide Geschlechter wichtig. Ein gemischtes Team bereichere die Kinder, weil unterschiedliche Sichtweisen in die Arbeit einfließen. Aber nur etwa fünf Prozent aller Erziehenden in deutschen Kitas sind männlich.

Frauen sind zudem eher auf Empathie, Wohlbefinden und ein soziales Kollektiv ausgerichtet. Studien belegen, dass sie auch bei Geldfragen anders ticken. So sind sie risikoscheuer, denken kurzfristiger und sind eher bereit, dem Partner den Umgang mit den Ersparnissen zu überlassen. „Ich will damit nicht sagen, dass wir unsere Kinder zu kleinen Egomanen großziehen sollen“, erklärt  Zubrod, „sie sollen aber eben auch nicht das komplette Gegenteil werden.“

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr

Vor allem die Praxisferne in den Lehrplänen moniert der Wirtschaftsprüfer. Im Matheunterricht sollte der Schwerpunkt auf Statistik und Stochastik liegen, denn hieraus ziehen die Jugendlichen auch nach der Schule einen Mehrwert. Matrizen- oder Integralrechnung bräuchten hingegen nur die wenigsten. Spätestens im Studium werden fast alle wieder mit Statistik konfrontiert. Wer Deutschland zu einem Land der Anleger machen will, muss daher in der frühkindlichen Phase anfangen. Alle späteren Maßnahmen seien nur Reparaturen, so Zubrod. „Wenn Menschen bereits gegen Aktien geprägt sind, wenn sie im Alter sind, wo sie investieren könnten, ist es längst zu spät.“