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Teil 1: Sind aktive Manager ihren Preis wert?

Der Maryland Public Pension Fund in den USA löste vor einigen Wochen eine Diskussion darüber aus, ob aktive Asset Manager für die Verwaltung von Altersvorsorgevermögen tatsächlich ihr Geld wert sind.

Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) nahm die Untersuchungen aus den USA zum Anlass, einmal zu beleuchten, wie sich Kapitalanlagekosten von Altersvorsorgeeinrichtungen einsparen ließen und welche Erfahrungen damit bisher gemacht wurden. Teil 1: Marktumfeld, Kostengefüge und die Fees des Maryland State Pension Fund.

Die niedrigen Renditen sicherer Anleihen bringen viele institutionelle Anleger in Bedrängnis. Liegen die Renditen nahe oder unter dem Rechnungszins, kann es für Pensionseinrichtungen eng werden. Schon jetzt wachsen die Pensionslasten von Unternehmen in Deutschland und Europa stark an. Sollte die Niedrigzinsphase länger andauern, könne dies zu einer ernsten Herausforderung werden, warnte Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser unlängst in der Financial Times Deutschland. Auch der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen betonte im gleichen Artikel, dass die niedrigen Zinsen viele Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge vor große Schwierigkeiten stellten. Die Consulting-Unternehmen Mercer und Towers Watson weisen in ihren Untersuchungen zudem darauf hin, dass in den Pensionskassen deutscher Unternehmen schon länger Milliardenlücken klaffen.

Druck auf die Betriebsrenten steigt

Die Tragweite dieser Problematik lässt sich daran ablesen, dass rund 17 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland eine betriebliche Altersvorsorge haben. Die betriebliche Vorsorge übernimmt eine wichtige Rolle in der Alterssicherung. Das haben die kürzlich vorgelegten Zahlen des Bundesarbeitsministeriums zur Unzulänglichkeit künftiger Renten aus dem gesetzlichen System sehr deutlich gemacht.

Die Situation, in der sich Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge befinden, ist indessen ernstzunehmend. Es gibt derzeit keine ersichtlichen Anzeichen dafür, dass die Zinsen künftig deutlich anziehen werden und von dieser Seite spürbare Entlastung eintritt. Der Druck auf die betrieblichen Renten ist infolgedessen angestiegen. Daher kommt es für Altersvorsorgeinrichtungen neben dem professionellen Management der Kapitalanlagen auch darauf an, ihre Anlagetätigkeit auf Optimierungsmöglichkeiten abzuklopfen.

Größere Aufmerksamkeit für die Gebühren

Für einen institutionellen Investor lassen sich Effizienzen potenziell über die Anlagestrategie, die Anlagephilosophie und über Einsparungen heben. Die strategische Asset Allocation ist nun in der Regel über eine Asset-Liability-Studie definiert, bei der jeder Portfoliobestandteil, jede Asset-Klasse eine bestimmte Funktion übernimmt. Das gibt den groben Rahmen vor und kann auch Alpha-Quellen einschließen. Bei der Frage nun, ob man an aktives Management und damit an Outperformance glaubt, teilen sich die Meinungen über die Wahrscheinlichkeiten. Mit der fast schon philosophisch anmutenden Diskussion über Manager-Alpha geht auch immer die Frage der Kosten des Anlagemanagements und der Vergütung einher. Diese Frage, nämlich die Beziehung der Managerleistung zu seinen Gebühren, scheint angesichts des derzeitigen Markt- und Zinsumfeldes eine stärkere Aufmerksamkeit bei Investoren zu erfahren.

Klare Empfehlung: Portfolios indexieren

Beim Maryland Public Pension Fund in den USA sind die Kosten zumindest in den Fokus gerückt. Nach einer Untersuchung des Maryland Public Policy Institute und der Maryland Tax Education Foundation zahlte der Fonds allein im Fiskaljahr 2010/2011 immerhin 221 Million Dollar an Management-Fees. In dem Report wird zugleich darauf hingewiesen, dass nach Angaben von S&P Dow Jones Indices im Kalenderjahr 2011 84 Prozent der aktiv gemanagten US-Aktienfonds es nicht schafften, ihren Vergleichsindex zu erreichen.

Ein ähnlich schlechtes Zeugnis stellten dem Report zufolge auch Morningstar und Vanguard aktiven Managern aus, sowohl im Aktien- als auch im Bond-Universum. Daher lautet die klare Empfehlung in dem Report, das Portfolio zu indexieren, sprich passiv zu investieren. Dies wäre verantwortungsvoller, als Vermögensverwaltern Jahr für Jahr Millionen von Dollar für die Lieferung suboptimaler Ergebnisse zu zahlen, heißt es dort. Den derzeit geringen Teil passiver Produkte auf 80 bis 90 Prozent des Portfolios auszudehnen, brächte demnach eine jährliche Ersparnis für staatliche Pensionsfonds in den USA von mehr als sechs Milliarden Dollar.

Frappierende Gebührensumme

Die im Report genannte bloße Gebührensumme ist auf den ersten Blick in der Tat frappierend. Die staatlichen Pensionseinrichtungen in 50 Staaten der USA zahlten in 2011 zusammen mehr als 7,8 Milliarden Dollar an Managementgebühren. Betrachtet man allerdings die gemanagten Volumina und den Fee-Prozentsatz, relativiert sich diese Zahl deutlich: Im Durchschnitt über alle Fonds und Asset-Klassen der Pensionseinrichtungen hinweg lag die Gebührenrate bei 0,41 Prozent pro Jahr. Die Fees des Maryland Pensionsfonds waren mit durchschnittlich 0,69 Prozent vergleichsweise sehr hoch, weil rund 25 Prozent des Anlageportfolios in alternativen Asset-Klassen, inklusive Private Equity und Immobilien, investiert war.

Attraktive Fees für Alternatives

Anscheinend lassen sich im Bereich alternative Asset-Klassen für die Manager auch heute noch attraktive Fees berechnen, auch wenn diese zuvor bereits stark unter Druck geraten sind. In einer Untersuchung über 4.000 Investmentgesellschaften kam zumindest das Beratungsunternehmen Mercer Ende 2010 zu dem Ergebnis, dass die Fees für Hedgefonds, Private Equity, Infrastruktur und Immobilien deutlich gesunken waren.

Als Grund nannte Mercer das gestiegene Kostenbewusstsein vieler Investoren, die Finanzkrise und daraus resultierende unbefriedigende Managementleistungen bei einigen Anbietern von Alternatives. „Dies und der zunehmende Fokus auf die operativen Kosten erhöht den Druck auf die Asset Manager, die Komplexität ihrer Produkte zu vereinfachen und im Hinblick auf die Gebühren in der ohnehin teuren alternativen Anlageklasse Zugeständnisse an ihre Kunden zu machen“, erläuterte Herwig Kinzler, Leiter Investment Consulting von Mercer Deutschland, die Ergebnisse.

Gebührenvorteile für institutionelle Investoren

Interessant ist in dem Zusammenhang der Vergleich der Mercer-Erhebung mit einer früheren Umfrage zu Spezialfondsgebühren in Deutschland. Laut Mercer lagen die Gebühren für globale Aktienfonds in 2010 im Durchschnitt bei 0,7 Prozent, für Emerging Markets-Fonds bei 0,9 und für Small Cap-Fonds bei 0,89 Prozent. Anleihenfonds wurden im Durchschnitt mit 0,35 Prozent Gebühren belastet. Dies bezog sich auf den globalen Gesamtmarkt von Publikums- und institutionellen Fonds.

Bei einem institutionellen Spezialfondsmandat von 100 Millionen Euro für globale Aktien sei hingegen mit einer Vergütung von 0,53 Prozent im Median zu rechnen. Europäische und Euroland-Aktienportfolios lägen mit Vergütungen von 0,48 und 0,5 Prozent recht eng beieinander, heißt es in der Untersuchung. Im Bondbereich seien für Euroland-Unternehmensanleihenmandate 0,28 Prozent und für Euroland-Rentenmandate 0,26 Prozent zu zahlen. Investments in Hedgefonds seien mit Gebühren von 0,6 Prozent im Median erwartungsgemäß teurer, so die Mercer-Erhebung.

Ausländische Anbieter kassierten mehr

2007 kam die damalige Georg Seil Consulting für den Spezialfondsmarkt in Deutschland, also den institutionellen Markt, zu folgenden Ergebnissen: Die Gebühren von ausländischen Asset Managern für aktive Mandate waren deutlich höher als jene deutscher Anbieter. Beispielsweise wurde für ein europäisches Aktienmandat im Umfang von 50 Millionen Euro von deutschen Anbietern im Mittel eine Verwaltungsvergütung von 35 Basispunkten gefordert, während angelsächsische Asset Manager 55 Basispunkte verlangten.

Gebührenforderungen für ein 50-Millionen-Euro-Rentenmandat beliefen sich bei deutschen Anbietern auf knapp 20 Basispunkte während angelsächsische Manager gut zehn Basispunkte mehr in Rechnung stellten. Die Fees passiver Mandate brachen bereits 2006 durch die massive Preiskonkurrenz um bis zu 80 Prozent auf ein Niveau von zehn Basispunkten ein, so die damalige GSC-Umfrage.

Kostengefüge stark in Bewegung geraten

Eine Schlussfolgerung daraus ist, dass das Kostengefüge bereits seit einigen Jahren stark in Bewegung geraten ist. Eine andere ist, dass bei Investoren hierzulande offensichtlich eine Kompetenzvermutung für internationale Häuser besteht, da an diese de facto höhere Fees gezahlt werden, sonst gäbe es die Gebührenunterschiede nicht. Unabhängig davon wurde zumindest früher von einer mehr oder weniger starken Quersubventionierung bei deutschen Häusern ausgegangen. Managementgebühren konnten attraktiv gestaltet werden, wenn Wertpapiertransaktionen über die eigene Konzernmutter abgewickelt wurden. Das wirft die Frage auf, wie sich die heutige Situation hinsichtlich Kostenstrukturen und Kostentransparenz darstellt, sowohl bei in- als auch bei ausländischen Anbietern.