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Rohstoffkonzerne als Investmentziel?

Seit mehr als einem Jahr beherrscht in Deutschland ein Thema die öffentliche Diskussion: Wie geht es mit der deutschen Industrie und damit auch mit dem Wohlstand weiter?

In erster Linie dreht sich die Diskussion um die Energieversorgung. Doch auch andere Rohstoffe sind mehr als gefragt. Um mit Zukunftstechnologie neue Marktanteile gewinnen zu können, sind deutsche Unternehmen neben Energie auch auf Rohstoffe angewiesen. Bestens positionierte Rohstoffkonzerne könnten somit auch für Anleger Chancen bieten. Aber der Reihe nach.

Erst Ende 2022 konstatierte die Beratungsgesellschaft EY im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, dass Deutschland 39 von 46 kritischen Rohstoffen importieren muss. Für Anleger bedeutet das: Konzerne, die diese Rohstoffe im Angebot haben, könnten künftig ein attraktives Wachstum aufweisen. Aber ist es wirklich so einfach? 

Experten irrten beim Platin 

Viele Rohstoffe, wie etwa Seltene Erden, aber auch Vanadium, Kupfer, Lithium oder Platin, werden nicht nur jetzt schon dringend gebraucht, die Nachfrage dürfte in Zukunft sogar noch weiter kräftig zulegen. Während einige Marktteilnehmer aufgrund der schwindenden Rolle von Platin in Katalysatoren für Verbrenner bereits vor Jahren einen Abgesang auf das Edelmetall angestimmt haben, überraschen nicht wenige Analysten mit Prognosen, die etwa bis 2050 eine immens steigende Nachfrage nach Platin erwarten. Teilweise prognostizieren Marktkenner gar eine Steigerung des Platinbedarfs um mehr als das 200-fache. Auch Kupfer bleibt gefragt. Obwohl das wohl bekannteste Industriemetall weltweit zutage gefördert wird, erwarten die Analysten von Bloomberg NEF bis 2050 eine um 50 Prozent höhere Nachfrage.

Transformation als Treiber

Grund für den wachsenden Bedarf an Rohstoffen sind die zahlreichen Transformationen, die in vielen Bereichen von Wirtschaft und Industrie gerade im Gange sind. Kupfer profitiert ganz allgemein von den rund um den Globus laufenden und geplanten Maßnahmen der Infrastruktur und der zunehmenden Elektrifizierung. Platin hingegen steckt in vielen Elektrolyseuren zur Herstellung von Wasserstoff. Da die Industrie gerade große Hoffnungen in nachhaltig erzeugten Wasserstoff setzt, dürfte der Bedarf stark steigen. Auch das wenig bekannte Vanadium gilt als Schlüsselelement der Transformation: Sogenannte Vanadium-Redox-Flow-Batterien eignen sich als gigantische Stromspeicher und könnten etwa Photovoltaikanlagen flexibler machen und letztlich deren Effizienz steigern. So werden auch Netze weniger anfällig für Schwankungen. Das Problem bei Vanadium: Bislang wird es überwiegend in Russland und China gefördert. Projekte in westlichen Regionen der Welt befinden sich im Aufbau. 

Dividendenrenditen als Zugabe

Für Anleger, die ihrem Portfolio Rohstoffkonzerne beimischen wollen, ist neben der steigenden Nachfrage auch die Versorgung mit kritischen Elementen, die bislang überwiegend aus China oder Russland importiert werden mussten oder die unter zweifelhaften Bedingungen in Südamerika gefördert werden, interessant. Längst reicht es nicht aus, dass sich Industrieunternehmen Roh- und Grundstoffe lediglich beschaffen – es kommt darauf an, dass Lieferketten nachhaltig sind. Für Investoren eröffnet das in Regionen, die längst nachhaltige ESG-Kriterien verfolgen, Chancen.

Nachdem viele Rohstoffkonzerne im Jahr 2022 unter steigenden Kosten litten und auch die Perspektive für die Weltwirtschaft teilweise mehr als unsicher war, zeigt sich jetzt Licht am Ende des Tunnels. Die Rezession in Europa und auch in den USA dürfte moderat ausfallen. Zugleich zieht die Wirtschaft in China wieder an. Konzerne mit umfassenden Reserven an Rohstoffen im Boden dürften vom Rohstoffhunger der kommenden Jahre schon bald wieder stärker profitieren als zuletzt. Bei großen Rohstoff-Multis, wie etwa BHP Group, zeigten sich die Zahlen zuletzt bereits wieder freundlich. Hinzu kommen hohe Dividendenrenditen.  

Rohstoff-Welt ist und bleibt komplex 

Doch auch weniger bekannte Rohstoffkonzerne mit vielversprechenden Projekten rund um nachhaltig geförderte kritische Rohstoffe für Zukunftstechnologien können Chancen bieten. Das Problem für Anleger: Die Identifizierung der aussichtsreichen Aktien. Zwar ist die Welt der Rohstoffe durchaus chancenreich, auf der anderen Seite aber eben auch sehr komplex. Private Anleger sollten daher die Auswahl chancenorientierter Werte Experten überlassen, die Manager, Ressourcen und Geschäftsmodelle auf Herz und Nieren prüfen.


Dr. Markus C. Zschaber ist Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.