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Machtspiele mit Erschütterungen

Seit Ende Januar verängstigt das Gespenst eines globalen Handelskrieges die Aktienmärkte und Anleger weltweit. Der Streit zwischen den Wirtschaftsgroßmächten USA und China schaukelt sich immer weiter auf. Auch Europa droht dabei, unter die Räder zu kommen.

Eine echte Überraschung ist dabei bestenfalls die Skrupellosigkeit, mit der Trump vorgeht.

Schließlich hatte er ja bereits im Präsidentschaftswahlkampf 2016 derartige protektionistische Schritte angekündigt, nachdem eine Umfrage der New York Times offenbart hatte, dass nur 30 Prozent der Anhänger der Republikaner freien Handel für gut halten. Bei den Demokraten befürworteten dagegen ca. zwei Drittel den Freihandel. Trump griff diese Stimmung damals opportunistisch auf und gewann damit zunächst das Rennen um die Kandidatur und schließlich die Präsidentschaftswahlen. Nun ist er dabei, seine Wahlversprechen umzusetzen. Hauptziel war und ist dabei immer China.

Trump kritisiert den offenkundig nonchalanten Umgang der Chinesen mit Design- und Markenrechten. Außerdem nennt er als Ziel den Abbau des riesigen US-Handelsbilanzdefizits von jährlich fast 400 Milliarden Dollar. Dahinter dürfte jedoch die Angst vor Chinas entschlossenem Streben nach weltpolitischer Größe und damit Konkurrenz zur USA stecken. Trumps Strafzölle sind der amerikanische Versuch, dieser Entwicklung Herr zu werden und das unglaubliche Potenzial des Reichs der Mitte zumindest zu kanalisieren.

Trumpscher Deal wird nicht funktionieren

Was als Ziel durchaus nachvollziehbar ist, hat aber aufgrund der Radikalität des Vorgehens das Potenzial, den globalen Handel und damit auch die Weltwirtschaft insgesamt ernsthaft zu beschädigen. Handelsbeziehungen und Kapitalmarktverflechtungen sind heute schlicht viel zu komplex, als dass ein einfacher „Deal“ im Trumpschen Sinne möglich wäre. Dazu nur ein Beispiel: bei keinem anderen Land haben die USA so hohe Schulden wie bei China. Was passiert mit US-Dollar und US-Zinsen, wenn die Chinesen ihre US-Schuldscheine im Gesamtwert von rund 1.400 Milliarden Dollar auf den Markt werfen?

Schuss kann für die USA nach hinten losgehen

China ist seit Jahren offensiv bemüht, seine Handelsbeziehungen mit Europa und der westlichen Welt auszuweiten. Insofern kann der Schuss für die USA schnell nach hinten losgehen. Trump überdreht möglicherweise das Rad der Konfrontation mit wichtigen Handelspartnern. Leider sind die Abgänge von anerkannten Wirtschaftsexperten wie Cohn oder Tillerson aus dem Team Trump klare Anzeichen für eine weitere Zuspitzung der US-Regierung auf eine einzelne Person, Donald Trump. Bleibt also die Frage, ob sich hinter dem scheinbar irrationalen Gehabe des Präsidenten genügend ökonomischer Sachverstand befindet, der diese Aktionen lenkt.

Struktur internationaler Stabilität gefährdet

Zumindest hat er ganz offensichtlich keine Skrupel, Verträge zu brechen und Verbündete zu brüskieren. Nach dem bereits vollzogenen Ausstieg aus dem Klimaabkommen ist Trump nun dabei, auch Handels- und Atomabkommen auszuhebeln. Er stößt damit alle drei wesentlichen Säulen internationaler Abkommen um, die den globalen Wohlstand und Frieden fördern. Es darf bezweifelt werden, ob die Struktur internationaler Stabilität, deren Aufbau Jahrzehnte gedauert hat, derartige Erschütterungen schadlos überstehen kann.

Depots wetterfest machen

Aus dieser Erkenntnis heraus sollten Anleger ihre Depots Schritt für Schritt weiter wetterfest machen, ohne jedoch die Chancen, die Aktien bieten, zu ignorieren. Wir rechnen noch immer eher damit, dass auch in der Handelsauseinandersetzung »USA gegen den Rest der Welt« nichts so heiß gegessen wie gekocht wird. Wir haben bereits in den letzten Monaten die Anteile von Gold, Infrastruktur und taktischer Liquidität aufgestockt. Diesen Weg werden wir fortsetzen, sollte sich die Eskalationsspirale im Handelskonflikt weiterdrehen.

Stockpicking in dieser Situation überlegen

Bleibt es bei einem ausgeprägten Säbelrasseln, haben wir mit der erhöhten Kassehaltung aber auch ausreichend Munition, um die absehbaren Kursschwankungen zu nutzen und in dann günstige Qualitätsaktien zu investieren. In solchen Marktphasen wird offensichtlich werden, wie überlegen das Stockpicking ist. Also die Selektion einzelner Aktien gegenüber dem passiven Investieren in einen Index. Dafür braucht es Expertise, um gute Unternehmen zu identifizieren, die auch in geopolitisch turbulenten Zeiten in der Lage sind, ihre Ertrags- und Substanzkraft zu steigern und zuverlässige Dividenden ausschütten.


Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

Wie Rainer Laborenz. Er ist Geschäftsführer der azemos vermögensmanagement gmbh in Offenburg.