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Ist der Index MSCI World noch ein sinnvoller Maßstab?

Der US-amerikanische Finanzdienstleister Morgan Stanley Capital International berechnet den internationalen Aktienindex MSCI World seit 1970. Er wird in Form von passiven Fonds sowohl als günstiges Basisinvestment für Privatanleger und Investoren eingesetzt als auch als Benchmark für international ausgerichtete Depots verwendet.

Insbesondere für kleinere Depots soll mit dem MSCI World eine breite Streuung der Anlagestruktur erreicht oder das Gros des Aktienanteils abgebildet werden.

Die Zusammensetzung wird quartalsweise überprüft, wobei das Gewicht der einzelnen Titel von deren Börsenwert abhängt. Ist dieser hoch, steigt der Anteil im Index. Derzeit befinden sich rund 1.600 Titel im Indexportfolio. Es verteilt sich auf 14 Währungsräume und 23 Industrieländer. Mittlerweile liegt der deutliche Schwerpunkt allerdings bei US-Titeln, die knapp 70 Prozent des Portfolios ausmachen. Darauf folgt Japan mit 6,45 und Kanada mit 3,96 Prozent. Die sieben größten Werte Apple, Microsoft, Amazon, Tesla, Alphabet, Nvidia und Meta Platforms A/Facebook machen bereits 18 Prozent aus und kommen alle aus den USA. Eigentlich ist es also eher ein US-Index mit internationaler Beimischung.

Hohe Performance mit hoher Abhängigkeit

Daher ist es auch nicht verwunderlich, wenn die genannten Schwerpunkte die Indexentwicklung beeinflussen. So ist die gute Wertentwicklung auf die genannten Technologiewerte zurückzuführen. Hier kommt dann noch die Entwicklung des US-Dollars im Verhältnis zur Landeswährung der Investoren hinzu. Auch Anleger aus dem europäischen Wirtschaftsraum haben davon profitiert.

Nachfrage nach passiven Produkten steigt

Deutsche Verbraucherschützer favorisieren prinzipiell kostengünstige Investments. Hinzu kommt, dass immer mehr Fintech-Unternehmen als reine Vermittlungsplattformen auftreten und die Anleger über deren Internet-Seiten mit einem Klick auf einer einfachen Trading-App landen und zu Minimalspesen sofort kaufen oder verkaufen können. Insbesondere jüngeren Privatanlegern scheint eine kurze, vereinfachte Information zum Finanzprodukt zu genügen. Die ständige Verfügbarkeit und die niedrigen Spesensätze führen zu erhöhtem Odervolumen. Häufig wird reflexartig oder automatisiert gekauft. Regelmäßig ist dann auch ein ETF auf den MSCI World-Index oder ein davon abgeleitetes Produkt dabei.

Herdentrieb wird unterstützt

Laufen Aktienmärkte stabil aufwärts, ist das natürlich für Wertpapierprodukte, die sich auf relevante Indices beziehen, positiv. Gleichzeitig unterstützt der Kauf solcher Produkte auch die Kursentwicklung der hinterlegten Unternehmenswerte, da ja alle 1.600 Firmen „gekauft“ werden. Umgekehrt erzeugt ein regelmäßiger Verkaufsdruck über solche passiven Fonds auch Kursdruck auf Unternehmen, die eigentlich gute Fundamentaldaten haben.

Diversifikation und Benchmark sind sinnvoll

Eine breite Streuung des Portfolios ist grundsätzlich sinnvoll. Außerdem ist es wichtig, dass man regelmäßig eine Vergleichsgröße heranzieht, um festzustellen, wie sich das eigene Portfolio zum Durchschnitt entwickelt. Allerdings sollten Anleger auch prüfen, ob ein sinnvoller Bewertungsmaßstab und eine globale Streuung des Anlagevermögens vorliegen.

Kombinationen aus mehreren Indices

Viele Vermögensverwalter kombinieren deshalb mehrere Kursbarometer für die Zusammenstellung einer aussagekräftigen Benchmark, damit diese besser zur eingesetzten Portfoliostrategie passt. Entsprechend sollten Privatanleger mehrere unterschiedliche passive Fonds zum Depotaufbau wählen. Dabei ist zu beachten, dass zu starke Überschneidungen zu vermeiden sind. Beispielsweise wäre eine Kombination aus MSCI World und dem amerikanischen S+P 500 oder Nasdaq wenig sinnvoll, weil damit die Konzentration auf amerikanische Titel deutlich erhöht wird. Eine Lösung, die aus dem S+P 500 oder dem Russel 2000, dem MDAX/DAX, einem europäischen Index wie dem Euro Stoxx50 und einem Asien/Pazifik-Index besteht, ist die bessere Wahl.

Nachhaltigkeit als zusätzliches Kriterium

Sofern man auch noch Nachhaltigkeitskriterien einbeziehen will, gibt es mittlerweile Produkte, die über Ausschlusskriterien und Best-in-Class-Ansätze oder ESG-Filter einige kritische Segmente ausblenden. Hier kann man einen Blick auf die Produktpalette von Investmentgesellschaften wie Vanguard, HSBC oder Wisdom Tree werfen oder eine entsprechende Selektion auf der Internetseite von www.just-etf.com durchführen. Konsequent nachhaltige Investoren sollten hier aber grundsätzlich auf bewährte aktive Investmentfonds aus Häusern wie Ökoworld, Pictet, EAM – Erste Assetmanagement, Vontobel, Nordea oder Schroders zurückgreifen, die sich bereits seit Jahrzehnten damit beschäftigen.


Gastautor Andreas Görler ist zertifizierter Fachmann für nachhaltige Investments und Senior-Wealth-Manager bei der –Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.