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Indexfonds als pflegeleichte Alternative

Für viele kommt der Termin für die Anlageberatung einem Zahnarztbesuch gleich. Deshalb haben Anleger häufig das Bestreben, dass nach einer Beratung alles erledigt sein sollte.

Der Anlagebetrag soll möglichst so investiert werden, dass man sich nur noch wenig kümmern muss. Neben der Absicherung der Altersvorsorge sollen auch noch eine Balance zwischen Rendite, Sicherheit und Liquidität gewährleistet und das Ganze natürlich möglichst kostengünstig sein.

Eine günstige Variante für eine solche Anlagestruktur können Exchange Traded Funds (ETF) bieten. Hierbei wird der Fonds nicht von einem Portfoliomanager und dessen Anlagephilosophie gesteuert, sondern in der Regel nur ein Index abgebildet. Da keine Kosten für Research, regelmäßige Depotbeobachtung sowie entsprechende Anpassungen entstehen und die Veränderungen automatisiert erfolgen, sind die jährlichen Gesamtkosten deutlich geringer als bei aktiv gemanagten Fonds. In Deutschland kann man derzeit zwischen ca. 1.200 Produkten wählen. Bei den ETF auf Standardindizes sind größere Anbieter meist kostengünstiger als kleinere Emittenten.

Vorschlag für ein Portfolio

Als aktiver Vermögensverwalter ziehe ich eigentlich aktiv gemanagte Fonds vor. Wenn ich aber ausschließlich ETF-Strukturen wählen dürfte, sähe mein Portfolio für einen Anleger, der seinen Lebensmittelpunkt in Europa hat und nur eine geringe Produktanzahl einsetzen will, wahrscheinlich so aus:

Gestaffelter Einstieg sinnvoller

Auch wenn der Wunsch besteht, alles auf einmal zu erledigen, ist es ratsam, den Depotaufbau über mindestens zwölf Monate durchzuführen und ETF-Sparpläne zu verwenden, bei denen man jedes Produkt monatlich erwirbt. Dabei empfiehlt es sich, die Sparpläne zu unterschiedlichen Terminen ausführen zu lassen.

Allerdings sind hier meist Grenzen gesetzt. Man kann bei den meisten Banken nicht mehr als 500 Euro im Monat sparen. So lassen sich „nur“ 6.000 Euro pro Jahr in dieser Weise aufbauen. Abhilfe können hier mehrere Sparpläne für das gleiche Produkt zu verschiedenen Terminen schaffen oder disziplinierte, selbsterfasste Orders zu verschiedenen Zeitpunkten.

Synthetische oder physisch replizierende ETF?

Indexfonds, die man als voll replizierende ETFs bezeichnet, stecken das Geld der Anleger exakt in die Aktien, die auch im Index vorhanden sind, und bilden so die Indexentwicklung ab. Diese Produkte sind transparent und leicht nachvollziehbar. Da man aber auch die entsprechenden Anpassungen durchführen muss, wenn sich die Zusammensetzung eines Index oder die Gewichtung einzelner Werte ändert, entstehen meist etwas höhere Kosten.

Bei swap-basierten ETF werden oft ganz andere Aktien gekauft, als im namensgebenden Index vorhanden sind. Die Aktien dienen hier nur als Gegenwert bzw. als Sicherheit. Die eigentliche Index-Entwicklung wird über „Tausch-Geschäfte“ vollzogen. Hier besteht das Risiko, dass der Tauschpartner beim Swap-Geschäft insolvent werden kann, wodurch Teile des Fondsvermögens verlorengehen könnten. Dieses Risiko ist allerdings durch rechtliche Vorgaben auf zehn Prozent begrenzt. Außerdem versuchen die Fondsgesellschaften, es durch Sicherheitshinterlegungen zusätzlich zu begrenzen. Dennoch würde ich ausschließlich physisch replizierende ETFs wählen, weil ich auch das sehr geringe Ausfallrisiko von Swap-Partnern bei synthetischen ETFs ausschalten möchte.

Fazit: Sofern die gesamte Anlagesumme auf einmal investiert wird, sollte man aktiv gemanagte, vermögensverwaltende Fonds vorziehen, da hier Depotanpassungen erfolgen. Investiert man in eine passive Strategie, bleibt das Timingproblem, da man sich selbst für konkrete Strategien entscheiden muss. Dem kann man teilweise mit Sparplänen begegnen.


Gastautor Andreas Görler ist Senior Wealth Manager bei Wellinvest, Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.