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Indexanlagen: Komplizierter als gedacht

Börsengehandelte Indexpapiere bauen Aktien- oder Anleihenmärkte nach. Doch häufig weicht ihre Rendite von der Benchmark ab. Für Anleger ist es oft gar nicht so einfach, die langfristig besten Papiere auszuwählen.

Dabei gelten Indexfonds oder ETF (Exchange Traded Funds), die einen Index wie zum Beispiel den DAX abbilden, als transparent, kostengünstig und eben als besonders einfach. Anleger, so die Botschaft, können die Performance der Papiere ganz einfach nachvollziehen, indem sie die Rendite vom DAX betrachten.

Doch in der Praxis weichen ETF häufig stark von ihrem Vergleichsindex ab. Im Fachjargon wird das „Tracking-Differenz“ genannt. Es lässt sich zeigen, dass ETF auf den DAX zum Teil deutlich schlechter abschneiden als der deutsche Aktienleitindex. Auf Sicht von zehn Jahren liegt die Rendite um bis zu acht Prozent niedriger. Ein Grund dafür: bei der Index-Berechnung werden Dividendenausschüttungen eins zu eins einbezogen. In der Praxis fällt aber Quellensteuer an, die die Anbieter von ETF abführen müssen. Selbst bei einem minimalen Steuerabzug schneidet ein ETF auf einen Index, der Dividenden einrechnet (wie beim DAX), daher schon per se schlechter ab als der Index selbst.

ETF blieben hinter dem DAX zurück

Wenn ETF dauerhaft schlechter abschneiden als ihr Vergleichsindex, macht sich dies stark im Anlageergebnis bemerkbar. So hätte ein Investment in den DAX vom 1. September 2008 bis 31. August 2018 eine Rendite von 92,5 Prozent gebracht. Aus 50.000 Euro wären nach zehn Jahren 96.259 Euro geworden. Doch kein ETF erzielte diesen Wert. Die Indexrendite tatsächlich zu erreichen, ist also eine Wissenschaft für sich. Zudem gibt es in der Regel viele Anbieter für ein und denselben Index. Wie können Investoren da erkennen, ob ein ETF in Zukunft ein besseres Ergebnis erzielt als die Konkurrenz?

Kostenquote reicht nicht als Erklärung

Viele Anleger verlassen sich beim Kauf eines ETF auf die Gesamtkostenquote TER (Total Expense Ratio). Sie gibt die Kosten auf der Fondsebene an. Die Logik: Sind die Kosten niedrig, kann der Fonds mehr Kapital investieren und den Index besser abbilden. Doch offensichtlich erklären die Kosten allein nicht die Tracking-Differenz. So finden sich ETF, die trotz einer geringen Gesamtkostenquote relativ zum Index schlechter abschneiden als ETF mit höheren Kosten, denn die TER bildet zum Beispiel nicht das Umschichten bei einer neuen Indexzusammensetzung ab. Neben den Kosten spielen auch Steuern eine zentrale Rolle. Manchen ETF gelingt es besser, über Doppelbesteuerungsabkommen einen Teil der Quellensteuer zurückzuholen. Je besser die Steueroptimierung funktioniert, desto höher fällt auch die Rendite eines ETF aus.

Stabile Tracking-Differenz als Indikator

Zahlreiche weitere Faktoren entscheiden über den Erfolg eines Indexfonds. Zum Beispiel Erträge aus der Wertpapierleihe oder auch Ab- und Zuflüsse wirken sich auf die Rendite aus. Auch unerwartete Ereignisse können die Performance eines ETF beeinflussen, so zum Beispiel am 24. August 2015, als in den USA einige ETF wegen veralteter Computersysteme während eines Börsentags stärker nachgaben als der Index.

Die Produktkosten sind somit nur ein Aspekt unter vielen. Eine sehr stabile Tracking-Differenz ist ein besserer Indikator als die Gesamtkostenquote. Aber auch da steckt der Teufel im Detail. Ein ETF, der im vergangenen Jahr die geringste Tracking-Differenz in seiner Vergleichsgruppe erzielt hat, kann im kommenden Jahr auf dem letzten Platz landen und umgekehrt. Auch die Konstruktionsmethode eines ETF hilft bei der Auswahl nicht weiter. So bilden Swap-basierte ETF Indizes mit Finanzprodukten ab, während physisch replizierende ETF die Wertpapiere tatsächlich kaufen. Von der Replikationsmethode lässt sich nicht auf die Tracking-Differenz schließen. Swap-ETF bringen zwar systematisch keine besseren Ergebnisse, sind oft aber genauer und kostengünstiger, wenn es darum geht, große Indizes wie zum Beispiel den MSCI World abzubilden.

Auf die Fondsgröße achten

Zu guter Letzt ist auch die Fondsgröße entscheidend, die möglichst bei mehr als 100 Millionen Euro liegen sollte, denn ETF mit einem niedrigen Volumen lohnen sich für die Emittenten meist nicht. Die Gefahr ist groß, dass solche Fonds geschlossen werden. Deshalb der Rat: In der heutigen Niedrigzinswelt ist es entscheidend, Produktkosten gering zu halten. ETF sind dafür eine gute Alternative zu klassischen Investmentfonds, die Fondsmanager mit relativ hohen Managementfees bezahlen.


Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München