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Gold wieder attraktiv?

Privatanleger verbinden mit Gold eine krisensichere Form der Geldanlage, die einen gewissen Schutz vor Inflation und Währungskrisen bietet.

Gold ist insbesondere zur Krisenvorsorge gefragt. Das zeigt sich daran, dass sich der Goldkurs in der Vergangenheit häufig gegenläufig zu Krisen am Aktien- und Immobilienmarkt bewegte.

Da Gold nicht künstlich hergestellt werden kann, bleibt es in der Regel wertvoll und hat den Charakter einer eigenständigen Währung. Allerdings wird der Goldpreis nicht nur von Angebot und Nachfrage durch Privatanleger beeinflusst. Große Notenbanken kaufen seit einiger Zeit Bestände dazu. Insbesondere Russland und China haben ihre Goldreserven in den letzten Monaten aufgestockt und dafür US-Dollar-Bestände aufgelöst. Allein die russische Zentralbank kaufte 274 Tonnen des Edelmetalls. Innerhalb eines Jahres stieg der Goldbestand der Zentralbanken um 651 Tonnen.

Geldpolitik der Fed von Relevanz

Anfang Januar verkündete die US-Notenbank, aufgrund der etwas eingetrübten Konjunkturaussichten keine weiteren Zinsanhebungen durchzuführen. Die Aussicht auf geringere Zinsen oder zumindest auf ein nicht weiter ansteigendes Zinsniveau erhöht tendenziell die Attraktivität des Edelmetalls und könnte Anleger weiter in Goldanlagen treiben. Hinzu kommt, dass auch in den USA grundsätzlich das Bestreben besteht, die eigene Währung zu schwächen. Das bedeutet, dass Gold außerhalb des Dollar-Raums etwas günstiger wird.

Handelsstreit befeuert Nachfrage

Die immer wieder aufkeimende scharfe Rhetorik zwischen China und den USA und der damit verbundene Handelsstreit mit Strafzöllen auf US-Seite und die stetige Abwertung der chinesischen Währung können ebenfalls dazu führen, dass die Goldnachfrage steigt. So verkauft China regelmäßig US-Staatsanleihen und erhöht mit dem Erlös die eigenen Goldbestände.

Direkt oder verbrieft

Wer wirklich Angst vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch hat und davon ausgeht, auch mal wieder mit Gold bezahlen zu müssen, dem hilft nur die Direktanlage. Außerdem ist in diesem Fall das Gegenparteirisiko ausgeschaltet, da kein Emittent, wie bei Wertpapieren, vorhanden ist. Wer allerdings auf das Momentum spekuliert und sich kurz- oder mittelfristige Kursgewinne verspricht, investiert kostengünstiger und auch einfacher in entsprechende Wertpapiere wie SPDR Gold Shares, Xetra-Gold oder das ZKB Gold ETF der Züricher Kantonalbank. Die Preise der einzelnen Papiere hängen davon ab, wie viel Gramm Gold pro Wertpapier abgebildet werden und wie hoch die interne Verwaltungsgebühr ist.

Seriöse Anbieter wählen

Bekannte Goldhändler wie pro Aurum oder Degussa haben mehrere Standorte in Deutschland und stellen auch ausführliche Preislisten für den Direktkauf  im Internet zur Verfügung, mit denen man sich in Ruhe informieren kann. Mittlerweile gibt es aber auch hier genügend Möglichkeiten, Gold im Onlinehandel zu erwerben. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Wertsendungen anonymisiert versandt und spezielle Transportunternehmen eingesetzt werden.

Eigentlich sind genügend bewährte Möglichkeiten vorhanden, um in das Edelmetall zu investieren. Trotzdem gelingt es unseriösen Anbietern immer wieder, unerfahrene oder zu gierige Anleger mit vermeintlichen Traumrenditen zu locken. So hat die Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung (BMF) über 6.000 Kleinanlegern angeboten, ihr Erspartes in Gold anzulegen. Mit der Zusage, es für sie aufzubewahren und später zu einem höheren Preis wieder abzukaufen. Leider war ein Großteil des verwahrten Goldes nicht echt. Knapp vier Tonnen Falschgold fand man schließlich 2016 in einer Zehlendorfer Villa, worauf die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs Verdächtige erhob. Vier von ihnen erhielten 2017 Freiheitstrafen von bis zu sechs Jahren. Der verursachte Schaden lag bei ca. 49 Millionen Euro.

Auf die Kosten achten

Insbesondere bei kleineren Stückelungen liegen beim direkten Goldkauf die Spannen zwischen Ankaufs- und Verkaufspreis deutlich höher als bei größeren Volumen. Für Kleinstmengen von ein bis fünf Gramm fallen schon mal Kosten von zehn bis 15 Prozent an. Das ist für einen Anleger dann nicht mehr lukrativ.

Fazit: Als Vermögensverwalter investiere ich für meine Mandanten nicht direkt in Rohstoffe bzw. Edelmetalle, da diese Anlageklasse für mich auch nur eine Form der Spekulation auf eine Preisentwicklung darstellt, die außerdem keine Erträge wie Zinsen oder Dividenden abwirft. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit ist mir natürlich bekannt, dass Privatanleger mit dem Edelmetall trotzdem eine Art von Stabilität und Sicherheit verbinden und auch direkt in Gold in Form von Münzen oder Barren investieren.

Wenn im Gesamtportfolio ca. fünf Prozent Gold vorhanden sind, empfinde ich das als in Ordnung, auch wenn ich persönlich nicht in Edelmetallen investiert bin und Substanzwerte, die auch eine regelmäßige Ausschüttung erwarten lassen, wie zum Beispiel Aktien, vorziehe. Aufgrund der aktuellen Nachfrage der Notenbanken in Kombination mit einer leicht abgeschwächten Weltkonjunktur und einer weiter wachsenden wohlhabenden Mittelschicht in Indien und China, wo Goldbesitz als Zeichen der Stärke gilt, sind weitere Kurssteigerungen zudem durchaus möglich.


Andreas Görler ist Senior Wealth Manager bei -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH in Berlin.