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EZB kauft weniger Anleihen – hat das Folgen?

Die EZB hat in ihrer letzten Sitzung beschlossen, die Anleihekäufe von monatlich 30 Milliarden Euro ab Oktober auf 15 Milliarden zu halbieren und ab dem 1. Januar 2019 ganz auf Null netto zurückzufahren.

Eine Reduzierung der Anleihebestände wurde allerdings zunächst nicht vereinbart. So wird das Geld der Anleihen, das an die EZB jeweils zum Ende der jeweiligen Laufzeit zurückfließt, weiterhin reinvestiert.

Der Beschluss der Notenbanker bedeutet, dass sie das Inflationsziel von zwei Prozent als erreicht ansehen und die Wirtschaft in den Ländern der Eurozone wieder soviel Stärke erreicht hat, dass die geldpolitische Stimulierung langsam zurückgefahren werden kann. Für die Aktienmärkte in der Eurozone ist die florierende Wirtschaft eigentlich ein sehr gutes Zeichen. Die europäischen Aktien sind in den meisten Fällen außerdem aufgrund der positiven Fundamentaldaten günstig bewertet. Dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein. Die Angst dominiert weiterhin Europas und im Speziellen Deutschlands Aktienmärkte.

Die Angst vor dem Brexit bleibt

Gewitterwolken sind viele am Horizont zu sehen: US-Präsident Trump schürt beispielsweise mit seinen wiederkehrenden Zollankündigungen erhebliche Unsicherheit. Weiterhin besteht bei vielen Anlegern deutliche Angst vor dem Brexit. Sofern er kommen sollte, sieht es derzeit nach einem harten Austritt mit entsprechenden negativen Folgen, insbesondere für die britische Wirtschaft, aus. Obendrein kamen zuletzt erneut Ängste über eine neu aufkommende Schuldenkrise hoch, ausgelöst durch eine von der italienischen Regierung beschlossene expansivere Ausgabenpolitik. Obwohl Italien bereits überaus hoch verschuldet ist und eigentlich eher sparen müsste.

Auskömmliche Renditen lassen auf sich warten

Die Zinsen deutscher und europäischer Anleihen sollten im Zuge des EZB-Beschlusses nun eher ansteigen. Auskömmliche Renditen sind kurzfristig dennoch nicht zu erwarten. Erst wenn die Bilanz der EZB tatsächlich heruntergefahren wird, also auslaufende Anleihen nicht mehr ersetzt werden, ist mit einem beschleunigten Zinsanstieg zu rechnen. Zinsen von drei Prozent bei zehnjähriger Laufzeit wären in dem Fall realistisch, mithin ein Anstieg um rund 2,5 Prozent.

Fallende Kurse sehr wahrscheinlich

Zinsen mit kurzfristigem Anlagehorizont werden zunächst bei null Prozent bleiben. Erst wenn die EZB im dritten Schritt irgendwann die Leitzinsen erhöhen sollte, könnten Termingelder wieder eine magere Rendite abwerfen. Derzeit ist dies allerdings in weiter Ferne. Alles in allem bedeutet dieses Szenario, dass die Wahrscheinlichkeit fallender Kurse bei Rentenfonds und Anleihen in den kommenden Monaten erheblich steigt. Im Falle eines beschleunigten Zinsanstiegs sind bei langen Laufzeiten Verluste zwischen zehn und 25 Prozent möglich.

Hohe Aktienquote und viel Cash

Aus diesen Gründen ist es ratsam, die Aktienquote so hoch wie möglich zu halten, selbstverständlich abhängig von der eigenen Risikotragfähigkeit. Zinsanlagen sollten danach eher mit kurzfristigem Horizont erfolgen, am besten noch mit einer relativ hohen Cash-Quote, um drohende Kursverluste zu vermeiden. Eine breite Diversifikation, verbunden mit einem guten Risikomanagement, ist dementsprechend für jeden Anleger ratsam.


Gastautor Uwe Eilers ist Geschäftsführer der Frankfurter Vermögen in Königstein/ Taunus