Website-Icon DIA Altersvorsorge

Es fehlt an Selbstvertrauen, nicht an Finanzwissen

Bei der Kapitalanlage am Aktienmarkt sind Frauen im Vergleich zu Männern nicht so aktiv.

Eine Studie zeigt, der Grund dafür ist nicht unbedingt nur fehlendes Finanzwissen, sondern auch mangelndes Selbstvertrauen.

Während in vielen Haushalten Frauen selbstbewusst die Finanzen regeln, erfolgt die Kapitalanlage, beispielsweise am Aktienmarkt, öfter unter männlicher Regie. So fand der Deutsche Sparkassen- und Giroverband per Umfrage heraus, dass von allen Sparern nur zwölf Prozent der Frauen, aber 24 Prozent der Männer bei der Geldanlage auf Aktien setzen. Das stimmt in etwa mit zwei weiteren Umfrageergebnissen überein. Gerade einmal gut jede vierte Frau (27 Prozent) ist der Meinung, dass ihr eigenes Finanzwissen „gut“ oder „sehr gut“ ausfällt. Bei den Männern ist davon fast jeder Zweite (43 Prozent) überzeugt. Außerdem: nur elf Prozent der Frauen schätzen speziell ihr Wissen um Wertpapiere mindestens als „gut“ ein. Bei den Männern behaupten das 25 Prozent. Doch sind die Gründe für fehlendes Aktien-Engagement ausschließlich in der fehlenden Expertise zu suchen?

Eigene Kenntnisse werden häufig unterschätzt

Nun hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bei Frauen mit einer jüngst veröffentlichten Studie gezielter nachgefragt. Die ZEW-Wissenschaftlerinnen stellten in Kooperation mit wissenschaftlichen Institutionen in den USA und den Niederlanden den Umfrageteilnehmerinnen unter anderem Fragen zu Inflation, Zinseszins oder Risikodiversifikation. Dabei bekamen die Frauen verschiedene Antwortmöglichkeiten. Anhand der Ergebnisse kamen die Studienautorinnen zu dem Schluss, dass fehlendes Finanzwissen bei knapp zwei Dritteln der Frauen durchaus eine Rolle spielt. Doch bei gut einem Drittel (38 Prozent) fehle es offensichtlich eher am Selbstvertrauen, damit die Frauen bei der Geldanlage auf Aktien setzen. So interpretiert diese Studie jedenfalls den Fakt, dass Frauen im Rahmen der Befragung überproportional häufig die Antwortoption „weiß nicht“ gewählt hatten. Stand diese Option allerdings nicht zur Verfügung, entschieden sich Frauen häufig für die richtige Antwort.

Vertrauensstärkende Maßnahmen geboten

Die Forscherinnen interpretierten ihre Ergebnisse so: „Das lässt auf eine Lücke im Selbstvertrauen und weniger beim Wissen schließen.“ Weiterhin führten sie aus: „Um die Lücke zwischen Frauen und Männern bei der Aktienmarktbeteiligung zu schließen, muss somit nicht nur das Finanzwissen bei Frauen erhöht werden, sondern auch deren Vertrauen in die eigene Kompetenz bei Finanzentscheidungen“, erklärte ZEW-Studienautorin Tabea Bucher-Koenen. Schließlich ist der Bedarf gerade im Hinblick auf die Altersvorsorge, Stichwort Gender Pay und Pension Gap, bei Frauen überproportional groß.

Längerfristig auf Erfolgskurs

Blickt man weiter zurück, so befinden sich Ungleichheiten durchaus auf dem Rückzug und Frauen auf dem Vormarsch. So war die Börse einst eine rein männliche Domäne. Doch mittlerweile konnten sich dort wie auch im Kapitalanlagemanagement auch Frauen erfolgreich behaupten. Angesichts der Tatsache, dass Frauen erst ab 1958 in (West-)Deutschland überhaupt allein ein eigenes Konto eröffnen durften, haben sich althergebrachte Zugangsbarrieren für Frauen zum Glück erledigt. Das nötige Finanzwissen ist zum großen Teil auch vorhanden und die Anlageerfolge der Frauen können sich sehen lassen. Einer Studie der Bank ING zufolge erzielten Frauen im Jahr 2019 durchschnittlich 24,1 Prozent Rendite auf ihre Anlagen am Wertpapiermarkt. Männer kamen „nur“ auf 23,5 Prozent.