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E-Mobilität: Zukunftstechnik als Anlagechance?

E-Mobilität ist kein wirklich neues Thema, wird aber weltweit an Bedeutung gewinnen. Sie ist vermutlich die bedeutendste Veränderung der Automobilindustrie seit Jahrzehnten.

In Deutschland steht man erst am Anfang. In Norwegen hingegen ist bereits ein beträchtlicher Teil an Fahrzeugen entsprechend ausgerüstet. Als Investor muss man die nationale Brille absetzen und darauf achten, was in großen relevanten Volkswirtschaften passiert. Selbst für die deutsche Automobilindustrie ist Deutschland schon lange nicht mehr der Hauptmarkt.

Die Chancen für den Durchbruch der E-Autos stehen nicht schlecht. Die CO2-arme Wirtschaft wird politisch unterstützt. Spätestens der neue EU-Emissionsgrenzwert, der ab 2021 gilt, dürfte auch in Europa für einen Nachfrageschub sorgen. Dazu kommen sinkende Kosten der Elektro-Autos. Bereits jetzt gibt es mit dem e.Go Life ein deutsches E-Auto für 16.000 Euro. Dieses Fahrzeug ist natürlich ein Zweckfahrzeug  und kein „fahrendes Wohnzimmer“ oder SUV, wie es einige Autofahrer immer noch gerne hätten.

Es ist daher davon auszugehen, dass wie bei jeder anderen technologischen Neu- oder Weiterentwicklung die notwendigen Aggregate kleiner, leichter und leistungsfähiger werden. Das kann natürlich auch zu Hybridtechnologien oder zur Weiterentwicklung der Brennstoffzelle führen.

Die Umstrukturierung läuft bereits an

Wenn Elektrofahrzeuge sich durchsetzen sollen, führt kaum ein Weg an den bekannten Fahrzeugherstellern und Zulieferern vorbei, da nur diese über eine entsprechend große Infrastruktur verfügen. Naturgemäß scheuen solche Firmen aber signifikante Investitionen in komplett neue Geschäftsmodelle und versuchen, die vorhandenen Strukturen so lange wie möglich gewinnbringend zu nutzen. Da die Automobilindustrie in Europa und besonders in Deutschland von der Politik bisher auch eher mit „leichter Hand“ geführt wurde, ist ein Konkurrenzdruck durch neue Anbieter  wünschenswert. Ob es sinnvoll ist, die gesamte Fahrzeugpalette 1:1 mit Elektroantrieb auszustatten oder sich nur auf eine kleinere Anzahl zu fokussieren, das wird sich noch zeigen.

Ladeinfrastruktur noch problematisch

Sinnvoll wäre es, Ladestationen aufzubauen bzw. zu subventionieren. Mindestens wäre aber zu wünschen, dass in der Nähe von Einkaufspassagen oder in Parkhäusern entsprechende Optionen entstehen. Hier gibt es derzeit hinsichtlich der Anzahl, aber auch der Vielzahl der Anbieter Schwierigkeiten. Einige Autofahrer sind mit 20 unterschiedlichen Ladesäulenkarten unterwegs, um möglichst überall tanken zu können. Trotzdem kann es passieren, dass eine Ladestation nicht genutzt werden kann oder der Nutzer keinen Zugriff auf die Schnellladefunktion hat. Obwohl die Ängste hinsichtlich der Reichweite grundsätzlich übertrieben sind, da die meisten Fahrten eher über kürzere Strecken gehen, wären besser ausgebaute Infrastrukturen wünschenswert.

Anlage in Einzelwerte oder Fonds

Anleger können in einzelne Firmen der Elektromobilität investieren. Allein in China gibt es mehr als zehn relativ große Unternehmen, die bereits signifikante Absatzzahlen vorweisen. Darunter ist BYD wohl das bekannteste Unternehmen, das ursprünglich mit der Batterieherstellung groß wurde. Allerdings existiert auch eine ausreichende Anzahl an aktiven und passiven Fonds mit einem solchen Anlagefokus. Hier kann man zwischen Branchenfonds, aber auch unter ökologisch-nachhaltigen Produkten auswählen, die ebenfalls in dieses Segment investieren.

Aktiv verwaltet oder passiv abgebildet

Die Fondsgesellschaft Blackrock hat in diesem Jahr ein ETF Electric Vehicles and Driving Technologie aufgelegt. Der Indexfonds konzentriert sich auf Anbieter und Zulieferer von Elektrofahrzeugen und für das autonome Fahren. Sein Schwerpunkt liegt bei Aktien, die sich mit Batterietechnologien befassen. Der Fondsanbieter hat mit dem Future of Transport Fund auch ein aktiv gemanagtes Anlagevehikel. Dort finden sich die wichtigen Bereiche Werkstoffe, Komponenten, Systeme, Technologie und Infrastruktur.

Auch der Schweizer Vermögensverwalter UBS hat mit dem UBS Performance Zertifikat auf Smart Mobility ein passendes Produkt auf dem Markt. Wer in aktiv verwaltete Fonds investiert, die nachhaltig und ökologisch aufgestellt sind, partizipiert ohnehin meist von einem breiter aufgestellten Portfolio. Dort fließt das Geld nicht nur in die E-Mobilität, sondern auch in andere alternative Antriebssysteme. So setzt man nicht alles auf eine Karte.

Ausfallrisiko lässt sich minimieren

Fazit: Es ist leider häufig teuer, auf ein Zukunftsmodell zu setzen, weil es meist lange dauert, bis Erträge erzielt werden. Daher ist es für Privatanleger sinnvoller, nicht in Einzelunternehmen, sondern in Investmentfonds mit dem Schwerpunkt Ökologie oder erneuerbare Energien zu investieren. Nichtsdestotrotz gibt es spezielle Firmen mit Visionen und Finanzkraft, wie zum Beispiel Tesla, die für Furore sorgen und auch Investoren finden.

Da selbst das Vorzeigeunternehmen Tesla bisher nicht wirklich liefern konnte, sondern sich der Aktienkurs mit viel Erwartung und Spekulation sowie hohen Schwankungen zeitweise versechsfacht hat, ist es weniger risikoreich, sich auf Investmentfonds zu fokussieren. Anleger sollten allerdings einen genaueren Blick auf die Anlagephilosophie werfen, um sicher zu gehen, dass auch das drin ist, was draufsteht. Fonds erzielen zwar nicht die möglichen Renditen von Einzeltiteln, aber ein Totalverlusten, wie er bei Direktinvestitionen in neue Firmen häufiger vorkommt, droht bei breit gestreuten Portfolios nicht.


Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager bei Wellinvest – Pruschke & Kalm GmbH.