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Die Zukunft der Geldanlage

Die Digitalisierung von Anlagegütern sorgt dafür, dass eine unüberschaubare Zahl neuer Investitionsmöglichkeiten entsteht. Den Überblick zu behalten, wird immer schwieriger. Die Aufgabenverteilung in der Finanzbranche ändert sich grundlegend.

Blockchain und Co. machen es möglich. Immobilien können genauso wie einzelne Maschinen, Containerschiffe oder Namensrechte und Gewinnanteile als digitales Asset hinterlegt und so handelbar gemacht werden.

Der Weg ist einfach und wird zunehmend beschritten: Immer mehr Werte werden als Token auf Blockchains gesichert und bilden eine neue Spielart für die Geldanlage. Diese digitalen Assets sind immer verfügbar. Sie bedürfen keines Mittlers mehr, um sie zu kaufen und verkaufen. Sie sind kostengünstig und beliebig teilbar.

Gerade die letzten beiden Punkte machen sie attraktiv: Selbst mit kleinen Vermögen lässt sich so ein breit diversifiziertes Portfolio schaffen, in dem neben Aktien, Anleihen und Cash eben auch Anteile an Immobilien, Containerschiffen oder Cat-Bonds enthalten sind. Zudem wird nicht mehr wie derzeit ein guter Teil der Rendite durch Mittler aufgefressen, Notare etwa bei Immobilienanlagen oder Börsenhändler bei Aktien oder Anleihen.

Eine schöne neue Anlagewelt

Ein Kleinanleger kann sich also ein Portfolio zusammenstellen, das aus vielen hochinteressanten Einzelinvestments besteht, zu denen heute nur professionelle Investoren Zugang besitzen. Eintrittshürden für die Geldanlage entfallen. Es wird möglich, jede beliebig kleine Summe auf fast beliebig viele Einzeltitel aufzuteilen. Eine schöne neue Anlagewelt, die demokratischen Zugang für jedermann zu allem bietet.

Nun ja, da gibt es noch einige Fragezeichen. Das erste ist die Regulierung. Erst wenn diese so wasserdicht ist wie etwa bei Aktien oder Anleihen, werden die Token überhaupt als ernsthafte Anlage wahrgenommen. Das ist auch heute zu sehen, etwa bei den Kryptowährungen. Die noch lückenhafte Regulierung verhindert, dass breite Investorenkreise sich mit der neuen Anlageklasse beschäftigen – auch wenn hier tatsächlich schon mit kleinstem Einsatz gehandelt werden kann.

Die Suche nach der passenden Lösung

Das größere Fragezeichen steht aber hinter der Frage, ob jeder Anleger auch das Investment findet, das zu ihm passt. Schon heute sind die meisten Investoren – auch die professionellen – überfordert damit, alle Anlagemöglichkeiten zu kennen, sie zu bewerten und zu handeln. Jetzt kommen möglicherweise bald Millionen neuer Anlageobjekte dazu. Wer soll hier den Überblick behalten? Wie auch heute wird es dann so sein, dass die Anbieter mit dem größten Marketingbudget auch am meisten Aufmerksamkeit schaffen und das größte Stück vom Anlagekuchen abbekommen.

Das aber ist heute schon nicht sinnvoll und in Zukunft genauso wenig. Es kommt daher zu einem tiefgreifenden Wandel in der Aufgabenstellung für die Finanzindustrie. Beratung wird das wichtigste Thema, weit vor der Abwicklung oder Depotführung. Beratung kann dabei auch bedeuten, dass Fondsmanager ihr Geschäftsmodell ändern und als echte Problemlöser für Kunden auftreten, dass Produkte für ganz spitze Zielgruppen entstehen. Sie passen dann aber auch perfekt etwa zum anderthalbfachverdienenden Sachbearbeiter im Verwaltungsbereich mit Haus und zwei Kindern.

Nur hochspezialisierte Berater haben Zukunft

In jedem Fall wird es ganz neue Funktionen geben, um die unübersehbare Menge an Investitionsmöglichkeiten zu sichten, zu bewerten und für den Privatanleger einzuordnen. Angesichts der Datenmengen wird dies nur noch unterstützt durch künstliche Intelligenzen funktionieren. So werden sich neben Blockchain-Anbietern von Investitionsgütern auch hochspezialisierte Berater neu formieren. Der Rest der vielen Jobs in der Finanzindustrie wird sich langsam aber sicher auflösen.


Gastautor Uwe Zimmer ist Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH in Köln.