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Dollar: Stärke ohne solide Basis

Der Dollar zeigt sich derzeit stark und steigt gegenüber dem Euro deutlich. Noch steht diese Erholung auf wackeligen Beinen. Sollte er aber auch gegenüber anderen Währungen stärker zulegen, könnte die gesamte Weltwährungsstatik Risse bekommen.

Dass der Euro zum Dollar schwach zeichnet, ist verständlich. Die europäischen Probleme sind klar vorgezeichnet: der italienische Haushalt, der unkoordinierte Brexit und auch der wachsende Zinsabstand zu den USA.

Noch am 1. Oktober stand der Euro zum Dollar bei 1,16. Mitte November sind es gerade noch um die 1,12. Damit ist der Euro so schwach wie seit Langem nicht mehr. Schon im Dezember wird die US-Notenbank die Zinsen voraussichtlich wieder anheben. Dann ist der Anreiz, in Dollar zu investieren statt in Euro, noch einmal größer. Dass Europa seine Probleme schnell löst, ist derzeit eher unwahrscheinlich. Die Euro-Schwäche könnte also noch eine ganze Weile anhalten. Was aber bedeutet das für die Europäer und was für die Welt?

Lehrbuchmäßige Reaktion

Angesichts der eher zurückhaltend laufenden Konjunktur in Europa und der auch durch die Steuerreformpläne sehr stark angefeuerten Konjunktur in den USA verhält sich der Wechselkurs eigentlich lehrbuchmäßig. Ist eine Volkswirtschaft schwach, sinkt der Kurs ihrer Währung. Dadurch werden Importe zwar teurer, die Exporte und damit die Geld bringende Wirtschaft aber wettbewerbsfähiger. So besteht die Hoffnung, dass die Konjunktur auch in der schwachen Volkswirtschaft wieder anzieht und auch die Währung steigt.

Viel Wind, wenig Substanz

So könnte es also laufen, wenn die Dollar-Stärke ein solides Fundament hätte. Hat sie aber nur bedingt, denn die US-Regierung befeuert zwar die Wirtschaft, sie tut dies aber mit eher kurzfristigen Aktionen. Steuerreformen sind nach Inkrafttreten eingepreist, auch die Repatriierung von Geld durch die US-Unternehmen in Folge der steuerlichen Änderungen kommt irgendwann zum Erliegen. Die Mauer zu Mexiko ist immer noch nicht gebaut und einen echten Plan für die darbende Infrastruktur gibt es auch nicht. Viel Wind also, wenig Substanz.

China hat es vorgemacht

Wie ein Land seine Wirtschaft durch Abwertung der eigenen Währung ankurbelt, zeigt exemplarisch China. Seit vielen Jahren wertet die chinesische Regierung den Renmimbi immer weiter ab – und schaffte so ein beeindruckendes Wachstum. Chinesische Waren wurden so günstig hergestellt, dass sie den Weltmarkt komplett überrollten. Seit aber nicht mehr nur die immer noch billige Arbeitskraft als Grundprodukt eingesetzt wird, sondern auch mehr und mehr höherwertige Grundstoffe und Dienstleistungen importiert werden müssen, wirkt der billige Renmimbi nicht mehr so gut.

Die US-Notenbank legt Wert darauf, unabhängig und nicht von der Politik getrieben zu arbeiten und sich vollständig auf die innere Verfassung der US-Konjunktur zu beziehen. Vielleicht bleibt ihr irgendwann aber nichts anderes mehr übrig, als im Weltmaßstab zu agieren. Wir steuern derzeit auf turbulente Zeiten zu.


Gastautor Uwe Zimmer ist Geschäftsführer der Fundamental Capital GmbH in Köln.