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„Buy-the-dip“ braucht keine Vorhersagen

Die „Buy-the-dip“-Strategie scheint vielversprechend, ist aber umstritten. Nachkäufe in schwachen Marktphasen können aber durchaus Erfolg bescheren.

Es klingt so einfach wie genial: Aktien kaufen, wenn sie im Keller sind, und zusehen, wie sie klettern. Doch das Problem an dieser „Buy-the-dip“-Strategie: Niemand weiß genau, ob es sich tatsächlich bereits um einen idealen Einstiegskurs handelt oder ob die Talfahrt noch weitergeht. Die Geschichte zeigt, dass sich manche Aktien Jahrzehnte lang nicht oder im schlimmsten Fall niemals wieder erholen.

Kein Wunder also, dass Christian Dagg, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Brilliant Vermögensverwaltung für den Mittelstand GmbH aus Düsseldorf, seine Kunden vor Market Timing, also dem Versuch, den richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt zu erwischen, warnt. „Das Ergebnis ist immer, dass der Anleger damit den Großteil der Renditen verpasst“, sagt der erfahrene Anlageprofi. Mitunter steigt der Anleger zu früh aus und der Markt steigt weiter. Anderes Szenario: er steigt zu früh ein und der Markt fällt. Auch das kommt vor: er wartet noch auf den Einstieg und investiert nicht, während der Markt steigt. 

Finger weg also von „Buy-the-dip“? Nicht ganz, meint Dagg. Er gibt unumwunden zu, dass er in seinem eigenen Portfolio die Strategie in gewisser Weise praktiziert. „Ich nutze Marktkorrekturen zum Nachkauf im Aktienteil. Das hat zu meinem finanziellen Erfolg wesentlich beigetragen“, so der Honorarberater. 

Weniger Market Timing, mehr Rebalancing

Aus seiner Sicht hat „Buy-the-dip“, wie er es praktiziert, denn auch eher etwas mit dem bewährten und bei vielen Finanzprofis beliebten Rebalancing zu tun. Bei dieser Umschichtung besteht das Ziel bekanntlich darin, die Portfolios wieder in Einklang mit der von der Strategie angestrebten Vermögensaufteilung zu bringen. „Wenn ich nach Kursrückgängen kaufe, unterstütze ich dieses Ziel – und wenn ich auch noch zusätzlich neue Ersparnisse zu meinem Gesamtportfolio hinzufüge, ist das umso besser“, erklärt Dagg.

Nur eine Reaktion auf den Markt

Im Gegensatz dazu sei beim Market Timing die Kunst, die Entwicklung des Aktienmarktes zu prognostizieren und auf dieser Basis größere Portfolioumschichtungen von Aktien zu Bargeld oder umgekehrt vorzunehmen. In den allermeisten Fällen funktioniert dies jedoch nicht. „Wenn ich hingegen während einer Marktflaute mehr in Aktien investiere, mache ich keine Vorhersagen. Stattdessen reagiere ich auf das, was der Markt bereits getan hat“, gibt der Vermögensverwalter zu bedenken.

Ganze Märkte statt einzelner Aktien

Allerdings sind aus seiner Sicht wichtige Voraussetzungen erforderlich, um tatsächlich Erfolg zu haben. Keinesfalls sollten Anleger einzelne Aktien kaufen, nur weil sie im Preis gefallen sind. „Für einzelne Unternehmen gibt es keine Garantie, dass Aktienkurse sich wieder erholen. Schlimmstenfalls können sie sogar ganz den Bach runtergehen“, warnt Dagg. Effizienter und risikoloser sei es, in ganze Märkte zu investieren. Schließlich zeige die Historie, dass sich die Weltbörsen nach jedem Einbruch nicht nur stets erholt haben, sondern sogar gestiegen sind.

Fallende Preise als Kaufsignal

Die zugrundeliegenden Bewertungen sind für den Honorarberater kein geeignetes Investmentsignal. „Dann hätte ich die Wertsteigerung der vergangenen Jahre verpasst, weil Aktien ähnlich wie Immobilien seit Jahren als überbewertet gelten“, argumentiert Dagg. Wenn es darum geht, mehr Geld in ein weltweit diversifiziertes Aktienportfolio zu investieren, sei es besser, sich an der jüngsten Kursentwicklung beziehungsweise dem aktuellen Preis zu orientieren. 

„Fallende Preise sind vielleicht das beste Kaufsignal, das wir bekommen können“, sagt Dagg. Er verweist auf die großen Marktabschwünge wie 2007 bis 2009 sowie den Kurssturz durch die Coronakrise. Wer in dieser Zeit beträchtliche Summen seines Depots vom Anleihe- in den Aktienanteil umgeschichtet habe, könne sich über beachtliche Kursgewinne freuen.