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Bitcoins – auf dem Weg zu neuen Höhen?

Der Bitcoin-Hype scheint zurückzukehren. Nachdem Facebook Pläne einer eigenen Digitalwährung veröffentlichte, stieg die bekannteste Digitalwährung Bitcoin wieder auf über 11.000 US-Dollar.

Fragt man aber traditionelle Vermögensverwalter und eher konservative Marktteilnehmer zum Thema „Kryptowährungen als Anlageklasse“,  kann man deren Antworten so zusammenfassen: Viel heiße Luft, viel Spekulation.

Allerdings wird der größte Teil aller sogenannten Kryptowährungstransaktionen außerbörslich (OTC) abgewickelt. Hier halten sich traditionelle Assetmanager zurück. Vor allem Marketmaker, Hochfrequenzhändler und Krypto-Hedge-Fonds sind in diesem Segment aktiv. Das Thema hat aber längst auch die Notenbanken erreicht. So trafen sich Anfang Juni die Vertreter auf einer akademischen Konferenz, um über die Einführung von zentralbankgestützten Digitalwährungen zu diskutieren.

Für wen eignen sich Kryptowährungen?

Im Prinzip sind Kryptowährungen für jeden interessant, der sich ein dezentrales, demokratisches Geldsystem ohne Banken und insbesondere ohne Zentralbank wünscht, mit Alternativwährungen bezahlen möchte oder einfach auf die Kurssteigerung zu seiner Heimatwährung spekulieren will. Wer an eine zunehmende Akzeptanz glaubt, kann hier spekulativ tätig werden, muss aber mit hohen Schwankungen klarkommen.

Investieren per Zertifikat

So gibt es die Möglichkeit, Kryptowährungen zu kaufen und diese über ein vorher eingerichtetes Wallet (digitale Geldbörse) als Zahlungsmittel einzusetzen oder einfach zu warten und zu höheren Preisen wieder in Euro zu wechseln. Um Bitcoins zu erwerben, kann man beispielsweise bei Bitcoin.de ein Konto eröffnen. Man registriert sich mit einem Benutzernamen, einer Mailadresse und einem Passwort. Danach erhält man eine Bestätigung und eine Login-TAN. Nach Eingabe der persönlichen Daten muss die Identität bestätigt werden, um Zugang zum Marktplatz zu bekommen. Die in München ansässige Fidor Bank, die mit Bitcoin.de kooperiert, hat ihre Girokonten für den Handel mit Bitcoins geöffnet.

Seit 2015 können Anleger mit geringem Aufwand über Zertifikate in die größte digitale Währung investieren und auf Wertsteigerungen  spekulieren. Das im Juli 2015 vom schwedischen Anbieter XBT-Provider aus Stockholm emittierte Bitcoin-Partizipationszertifikat ist an den Börsen in Stockholm, Düsseldorf, Stuttgart, München sowie über Tradegate und Lang & Schwarz einfach handelbar. Auch die Schweizer Bank Vontobel hat ein ähnliches Produkt auf Bitcoins im Angebot.

Staatliche Einflussnahme möglich

Staatliche Eingriffe, insbesondere von stringenten Regierungssystemen wie in China, sind die stärksten Störfaktoren, weil diese in der Regel sehr kurzfristig und ohne Vorwarnung stattfinden. Dann folgen nicht selten heftige Kurskorrekturen. Umgekehrt sind starke Anstiege zu verzeichnen, wenn sich Staaten dem Thema öffnen und Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptieren.

Investoren, die nachhaltige Geldanlagen, insbesondere unter ökologischen Aspekten, vorziehen, haben mit dem hohen Energieaufwand, der beim Bitcoin-Mining entsteht, sicherlich erhebliche Probleme und bleiben besser fern. Die katastrophale Umweltbilanz passt einfach nicht in den Zeitgeist.

Noch keine echte Anlageklasse

Klassische Betrachtungsweisen wie fundamentale und technische Analyse greifen bei diesen Anlagen noch nicht, da die Kursentwicklung sehr stark von politischen Entscheidungen, wie der Zulassung als Währung (zum Beispiel Japan im April 2017), der Akzeptanz im Onlinehandel oder der Anfälligkeit vor Hackerangriffen abhängig ist. So führt jede derartige Nachricht zu neuen Kurssprüngen. Außerdem handelt es sich nicht um einen wirklich liquiden Markt. Das wird regelmäßig dann zum Problem, wenn alle schnell verkaufen möchten. Darin liegen natürlich aber auch die hohen Renditechancen.

Die extrem hohe Volatilität bleibt

Fazit: Obwohl es nachvollziehbar ist, dass sich Kryptowährungen weiter etablieren, handelt es sich noch um ein spekulatives Investment. Aktuell rechne ich tendenziell mit positiven Kursentwicklungen, vor allem getrieben durch die aktuellen Pläne großer Tech-Unternehmen für eigene Kryptowährungen. Weiterhin kommt das „Halving“ im Mai 2020 als treibender Faktor hinzu. Durch einen Code, der im Berechnungsmodus für das Bitcoin-Mining hinterlegt ist, wird die Menge der täglich erzeugten Bitcoins halbiert. Die extrem hohe Volatilität bleibt aber sicherlich erhalten.

Noch weit von regulierten Produkten entfernt

Nach wie vor richten sich viele Kryptoprodukte nur an qualifizierte Anleger. Es gibt zwar einige Zertifikate auf die Kursentwicklung von Kryptowährungen. Doch von regulierten Retail-Produkten für breite Anlegerschichten ist der Markt noch weit entfernt, auch wenn es Fortschritte gibt. Für die meisten Vermögensverwalter oder Berater sind Bitcoins daher noch kein fester Portfolio-Baustein. Die Volumina, die man benötigt, können noch nicht durch die wenigen vorhandenen regulierten Finanzprodukte aufgenommen werden.


Gastautor Andreas Görler ist Senior-Wealth-Manager bei der Wellinvest – Pruschke &  Kalm GmbH in Berlin.