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Biotech-Investments: Die Unterschiede kennen

Aktien von Biotech-Unternehmen sind in der Regel nicht hochspekulativ. Es existieren längst sehr erfolgreiche Substanzwerte. Anleger können von einer stabilen Weiterentwicklung der Unternehmen profitieren, aber auch von einer Übernahme.

In der öffentlichen Wahrnehmung wird die Biotech-Branche oftmals als hochspekulativ und daher ungeeignet für die allermeisten Privatanleger angesehen. Dies stimmt aber nicht. Wer die richtigen Unterscheidungen zwischen den Werten treffen kann, ist in der Regel auch erfolgreich. Dabei spricht man von drei Gruppen: Substanzwerten, Wachstumstiteln und Übernahmekandidaten.

Unternehmen wie Amgen oder Biogen sind lange am Markt und haben sich mit einer kontinuierlichen Wertentwicklung und stabilen Dividendenrendite von aktuell knapp drei Prozent (Amgen) sowie durchaus attraktiven Zukunftsaussichten den Rang eines Substanzwertes erarbeitet. Biogen beispielsweise, das unter anderem ein sehr erfolgreiches Alzheimer-Medikament herstellt, rechnet in den kommenden Jahren mit einem Anstieg des Ergebnisses pro Aktie auf mehr als 30 Euro. Von solch gut eingeführten Unternehmen sind freilich keine Quantensprünge zu erwarten, es kann immer wieder auch zu Kursrückgängen kommen. Aber in einer langfristigen Aktienstrategie spielen Biotech-Substanzwerte immer eine Rolle, genau wie ähnliche Werte aus der Industrie oder dem Technologiesektor.

Wachstumswerte bergen Risiken

Die zweite Gruppe der Biotech-Aktien bilden die Wachstumswerte. Auch auf dieser Stufe unterscheidet sich die Biotech-Branche nicht von anderen Segmenten. Diese Aktien erfordern eine höhere Risikobereitschaft, denn oftmals konzentrieren sich die Unternehmen auf ein spezielles Geschäftsfeld beziehungsweise ein oder wenige Produkte, während Amgen, Biogen und Co. mehrere Bereiche abdecken. Das birgt natürlich die Gefahr, dass eine Idee scheitert und damit die Entwicklungsmöglichkeiten stark beschnitten werden. So gesehen im Frühling bei der Firma Incyte, die ein Medikament gegen bestimmte Blutbildungskrankheiten vertreibt. Anfang April ist eine Studie zum Erfolg des Krebsmedikaments Epacadostat kurzfristig gescheitert. Die Aktie von Incyte verlor innerhalb eines Tages rund 20 Prozent und hat sich bis heute nicht erholt. Ein klinischer Durchbruch hätte zu enormen Kursgewinnen für Investoren geführt.

Übernahmen führen zu Kurssprüngen

Bei der letzten Gruppe handelt es sich vor allem um Unternehmen, die als Übernahmekandidaten am Markt gehandelt werden. Wenn eine Übernahme gelingt, klingeln die Kassen: So hat beispielsweise vergangenen Sommer der US-Biotech-Gigant Gilead Sciences für 11,9 Milliarden US-Dollar das kleine US-Biotech-Unternehmen Kite Pharma übernommen, das zuvor nur mit etwas mehr als 2,3 Milliarden US-Dollar an der Börse bewertet wurde. Pharmariese Eli Lilly hat sich Armo Biosciences 1,6 Milliarden US-Dollar kosten lassen – ein Aufschlag von 200 Prozent im Vergleich zum Niveau von 17 US-Dollar beim Börsengang. Portola Pharmaceuticals, Sarepta Pharmaceuticals oder der vergleichsweise große Vertex Konzern gehören zu einer Liste von rund zehn Biotech-Unternehmen, die in diesem Jahr als Übernahmekandidaten gelten. Auch beim deutschen Unternehmen Medigene bestehen Übernahmegerüchte – obwohl es nur knapp acht Millionen Euro Umsatz macht und keinen Gewinn. Dazu passt, dass die US-Pharmaindustrie laut einer Studie 160 Milliarden US-Dollar im Ausland bunkert und händeringend nach Übernahmezielen sucht.

Nicht nur für Profis geeignet

Biotech-Investoren sollten sich also fragen: Hat ein Unternehmen das Potenzial, sich über die Jahre hinweg (weiterhin) stark zu entwickeln beziehungsweise durch einen „lucky punch“ einen enormen Gewinnsprung hinzulegen und damit die Basis für einen lukrativen Exit zu schaffen? Biotech-Werte sind definitiv keine Titel, die sich nur an Profis richten, sondern können im Rahmen der allgemeinen Aktienstrategie mit den individuell festgelegten Quoten auch von Privatinvestoren allokiert werden.


Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA), die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

Wie Dr. Martin Stötzel. Er ist Managing Partner bei der unabhängigen Vermögensverwaltung Rhein Asset Management in Luxemburg und Düsseldorf.