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Aktienprognosen: Die falschen Propheten

Anhand harter Wirtschaftsdaten sagen Fundamentalanalysten der Banken die Aktienkurse vorher und wollen damit ihren Kunden eine Orientierung im schwer durchschaubaren Dschungel der globalen Finanzmärkte geben.

So weit so gut das glorreiche Versprechen. Doch die Realität sieht leider anders aus, wie sich auch im letzten Jahr wieder einmal erwiesen hat: Den Absturz an den Börsen in 2022 haben die Propheten nicht kommen sehen. Im Gegenteil: Sie sagten durchweg steigende Kurse voraus.

Willkommen in der Welt der zwanghaften Optimisten. Die Marktexperten vieler Geldhäuser können gar nicht anders, als steigende Kurse vorherzusagen. Fallende Aktienpreise oder gar eine Baisse kommen in ihrer glänzenden Marketingwelt nicht vor. Warum auch? In der Regel können die Wahrsager der Märkte bequem mit dem Strom schwimmen, weil die Aktienmärkte langfristig tendenziell aufwärts zeigen. Als Daueroptimist liegt man so in Summe mehr richtig als falsch. In Jahren wie 2020 (Corona-Jahr) oder 2022 (Zinswendejahr), in denen man so richtig daneben liegt, findet man sicher Gründe, warum die Prognose aufgrund nicht vorhersehbarer Ereignisse nicht eintreten konnte. Alle anderen Propheten liegen dann in der Regel ebenfalls falsch.

Charttechniker lagen oft besser

Klar, im Rückblick weiß man immer alles besser. Doch der vermeintliche Blick in die Glaskugel entpuppt sich als ein simples Schielen in den Rückspiegel. Dass es auch besser geht, zeigt die kleine, aber feine Zunft der Charttechniker. Sie orientieren sich an den Stimmungslagen der Investoren, an Trenddaten und Kurscharts. Von vielen als Börsenvoodoo für Leichtgläubige verspottet, liegen diese oft außerhalb der großen Bankhäuser und daher unabhängiger agierenden Prognostiker erstaunlich oft richtig.
Dagegen haben die Fehlprognosen der Fundamentalanalysten Methode. Seit dem Jahr 2000 lagen die Experten laut dem Fondshaus StarCapital mit ihren stets positiven Vorhersagen im Mittel um 18 Prozent daneben. Größere Korrekturen wurden nie vorhergesehen.

Prognosen erweisen der Aktienkultur oft einen Bärendienst

„Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“, scheint das Motto vieler „Aktienexperten“ zu sein. Es besteht der Verdacht, dass sie damit Teil einer perfiden Verkaufsmaschinerie sind, welche die Privatanleger auch dann noch in die Aktien treiben will, wenn die Profis schon längst die Chips vom Tisch genommen haben.

Unsere Einschätzung: Solche Prognosen sind nicht nur überflüssig, sie erweisen auch der hierzulande unterentwickelten Aktienkultur einen Bärendienst. Wie sagte so schön Mark Twain: „Vorhersagen sollte man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft.“


Gastautor Dr. Marc-Oliver Lux von der Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München. Weitere Beiträge von ihm und anderen Vermögensverwaltern finden Sie auf www.v-check.de.