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Anleger überschätzen sich meistens

Aktuellen Umfragen zufolge sind die meisten Anleger davon überzeugt, dass sie ihr Geld gut und sicher investiert haben. Das ist leider ein Trugschluss, wie ein Blick auf die Verteilung des Geldvermögens der Deutschen zeigt.

Geldanlagen mit einem Zinssatz, der kleiner als die Inflationsrate ist, machen den größten Teil der deutschen Kapitalanlagen aus. Die langfristig rentabelste Anlageklasse, also Aktien und Aktienfonds, kommt hingegen nur auf rund zehn bis 15 Prozent.

„Wir überschätzen oft, wie gut wir wirklich Bescheid wissen“, sagte der im vergangenen Jahr mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Verhaltensökonom Richard Thaler. Dieses übermäßige Selbstvertrauen gepaart mit fehlendem Wissen, zum Beispiel über das Wesen der Aktie, und der Angst vor Verlusten führt zu eher schlechten Anlageentscheidungen. Die Finanzbranche mit ihren immer intransparenteren Produkten leistet hier leider keinen guten Beitrag. Unzählige Zertifikate werben mit Begriffen wie Sicherheit oder Garantie. Sie bringen dem Anleger letztlich jedoch wegen der hohen inhärenten Produktkosten keine Rendite.

Die Deutschen lieben immer noch ihre Sparbücher, Tagesgelder und ihr Bargeld. Es fehlt den meisten Privatanlegern schlicht das Bewusstsein für die langfristigen Auswirkungen des Kaufkraftverlustes auf den realen Wert ihrer Geldanlagen. Daher liegen nach wie vor Billionenbeträge auf unverzinsten Konten. Schreibt man die aktuellen Zins- und Inflationssätze auf 20 Jahre fort, verringert sich der reale Wert in diesem Zeitraum um rund 30 Prozent. Die Kaufkraft eines Sparbuch-Guthabens sinkt im Laufe der Zeit. Die vermeintlich sichere Anlage als Sparguthaben entpuppt sich unter Berücksichtigung der Inflation als sichere reale Vermögensvernichtung.

Eine Aktie ist kein abstraktes Zockerpapier

Der nominale Werterhalt steht bei den meisten Anlegern im Vordergrund. Die Meinungen über Aktien werden mehr von Ängsten und Mythen als von Wissen dominiert. Viele haben mit der Telekom-Aktie Geld verloren und übertragen dieses Trauma nun auf die ganze Anlageklasse Aktien. Dabei haben gerade Aktien bei langem Anlagehorizont nachweislich ein extrem attraktives Chance-Risiko-Profil. Eine Aktie ist kein abstraktes Zockerpapier, sondern ein verbrieftes Miteigentum an einem Unternehmen. Das ist vergleichbar mit dem Grundbuchauszug bei einer Immobilie. Wer das verstanden hat, der verliert auch seine Angst vor der Aktie und kann von der langfristig überlegenen Ertragskraft dieser inflationsgeschützten Anlageklasse profitieren.

Gefühle steuern unbewusst unsere Anlageentscheidungen

Aber was ist der Grund dafür, dass fast alle Anleger glauben, überdurchschnittliche Investoren zu sein? Das gilt übrigens für professionelle Anleger ebenso wie für private. Selbstüberschätzung ist ein bekanntes psychologisches Phänomen, was umso stärker auftritt, je inkompetenter jemand ist. Das hat einerseits damit zu tun, dass eigenes Scheitern häufig unbewusst aus der Erinnerung verdrängt wird. Andererseits fehlen oftmals objektive Vergleichsmöglichkeiten und Informationen, wie etwas hätte besser gemacht werden können.

Wer nicht erkennt, dass die Kaufkraft des Geldes mit den Jahren abnimmt, ist mit dem nominalen Erhalt der Anlagesumme zufrieden. Wer eine Aktie mit 15 Prozent Gewinn verkauft hat, findet sich toll, solange er nicht realisiert, dass sich der Aktienkurs anschließend verdoppelt hat. Anlageentscheidungen werden häufig nicht rational getroffen, sondern sind unbewusst gesteuert von Emotionen wie Angst oder Gier.


Ab und zu schreiben Experten für das Deutsche Institut für Altersvorsorge, die nicht zum Kernteam gehören. Aber was bedeutet das schon. Gäste empfängt man immer am wärmsten.

Wie Rainer Laborenz. Er ist Geschäftsführer der azemos vermögensmanagement gmbh in Offenburg.